Stadtkapelle Tailfingen: Der neue Dirigent Gerhard Rogg ist ein früherer Heeresmusiker

Von Martin Kistner

Weißer Rauch steigt über dem Probenraum der Stadtkapelle Tailfingen auf – der neue Musikdirektor und Nachfolger von Michael Unger ist gefunden. Er heißt Gerhard Rogg, ist 54 Jahre alt und in Blaustein bei Ulm zu Hause.

Albstadt-Tailfingen. Seine musikalischen Sporen hat sich Gerhard Rogg bei der Bundeswehr verdient: Der gebürtige Freiburger, der in Weil am Rhein, Krefeld und Salem am Bodensee aufgewachsen ist, war nach der Schulzeit zur Truppe gegangen, hatte dort auf der Trompete vorgespielt und einen Studienplatz im Düsseldorfer Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr erhalten.

Nach Ende des Studiums wurde er zum Heeresmusikkorps 10 in Ulm versetzt, und dort blieb er fast drei Jahrzehnte lang und erwarb über Lehrgänge und Fortbildungen weitere Qualifikationen als Ensembleleiter. Parallel zum Dienst im Korps dirigierte er erst den Musikverein Dornstadt – wo er auch eine kleine Jugendmusikschule ins Leben rief – und danach die Kapelle des Musikvereins Blaustein, ein Oberstufenorchester.

Bis 2015, nach über 20 Jahren, "ein wenig die Luft draußen war" und Gerhard Rogg das Gefühl beschlich, er täte gut daran, "aufzuhören, wenn’s am schönsten ist". Im Dezember dirigierte er sein letztes Jahreskonzert in Blaustein, wurde in Ehren verabschiedet – und stellte ziemlich rasch fest, dass er nicht ausgelastet war.

Die Bundeswehr hatte ihn kurz zuvor in den vorzeitigen Ruhestand entlassen, der Unterricht, den er an der Schule der Bläserklasse erteilte, war nicht abendfüllend, und so schaute Rogg auf gut Glück in die Anzeigenteile der Fachpublikationen hinein und stieß prompt auf ein Stellenangebot der Stadtkapelle Tailfingen. Rogg bewarb sich, führte Ende Februar ein gutes und ermutigendes Gespräch mit der Vereinsführung und erhielt – als einer von drei unter 17 Bewerbern – einen Termin für ein Probedirigat: am 6. März.

Die Chemie stimmte von Anfang an

Noch am gleichen Tag war man sich einig. Das Vorspiel war nach Roggs Einschätzung "super gelaufen", er hatte das Gefühl, dass die "Chemie" stimmte, und den Klangkörper fand er einfach "schön". Dass die Stadtkapelle Tailfingen ein Höchststufenorchester ist, kommt Rogg entgegen: Auch in Blaustein, berichtet er, habe er sein Oberstufenensemble gelegentlich mit Höchststufenliteratur gefordert – und umgekehrt werde sein Albstädter Publikum nicht nur musikalische Höhenluft einatmen: "Ein gutes Konzert sollte einen roten Faden und zugleich Abwechslung bieten. In meinen Programmen soll jeder wenigstens ein Stück finden, das ihm richtig gut gefällt."

Etwaige Ängste, der frühere Heeresmusiker könnte auf Hohenfriedberger und Radetzkymarsch festgelegt sein, sind also unbegründet: Gerhard Rogg will mit seinem neuen Ensemble die ganze Bandbreite sinfonischer, volkstümlicher und militärischer Blasmusik bieten. Geistliche übrigens auch – ihr erstes Konzert unter seiner Stabführung wird die Stadtkapelle im Juni gemeinsam mit dem "Chor 34" geben.

Die erste Probe steht am 3. Mai an, der erste offizielle Termin ist jedoch die Maiwanderung am Maifeiertag. Rogg wandert mit – anders als seine Vorgänger hat er keine weiteren beruflichen Verpflichtungen, wenn man einmal von seinem schulischen Engagement absieht. Nicht zuletzt dieser Umstand hat der Führung der Stadtkapelle die Entscheidung für ihn leicht gemacht.