Dorothee von Meding sprach im Lautlinger Schloss über die "Frauen des 20. Juli". Fotos: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Dorothee von Meding sprach im Stauffenberg-Schloss über die "Frauen des 20. Juli"

Von Sabine Miller

Albstadt-Lautlingen. Morgen jährt sich der Umsturzversuch der Männer des 20. Juli zum 70. Mal. Den Nachgeborenen gelten sie als Helden. Doch was war mit ihren Frauen? Ein Vortrag im Stauffenberg-Schloss ist dieser Frage nachgegangen.

Dorothee von Meding, Sozialpädagogin, Rundfunkjournalistin und Autorin, hat in ihrem 1992 veröffentlichten Buch "Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli" die Gespräche zusammengefasst, die sie Ende der 80erJahre unter anderem mit Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, Freya Gräfin von Moltke, Rosemarie Reichwein, Brigitte Gerstenmaier und Emmi Bonhoeffer führte. In ihrem Vortrag, der durch Lesungsteile ergänzt wurde, beleuchtete sie insgesamt elf Biografien und versuchte aufzuzeigen, was diese Frauen zum konspirativen Tun ihrer Männer beitrugen und wie sie mit ihrem schweren Schicksal umgingen – in den Wochen und Monaten nach dem Attentat ebenso wie in späteren Jahren.

So unterschiedlich die Lebensgeschichten auch verliefen, eines ist ihnen gemeinsam: Für die Frauen des 20. Juli war dieser der Schlüsseltag ihres Lebens. In der Folge wurden ihre Männer verhaftet, gefoltert und hingerichtet, ihre Kinder verschleppt und sie selbst in Einzelhaft genommen. Nach dem Ende des Krieges mussten sie ein neues, eigenes Leben aufzubauen. Die allermeisten der "Widerstands-Witwen" – von denen mittlerweile keine mehr am Leben ist – sind nach dem Krieg in Deutschland geblieben. Sie mussten sich hier weitere Demütigungen gefallen lassen und nicht selten erleben, dass ihre Männer als "Verräter" diffamiert wurden. Auch aus diesem Grund hatten einige von ihnen regelrechte Staumauern gegen die Erinnerung errichtet und sperrten sich zunächst gegen die Fragen von Dorothee von Meding.

Doch dann öffneten sie sich – der Fragerin und der Erinnerung. Gabriele Gatzweiler vom "Theater unter der Laterne" las die Inteviewpassagen mit klarer Stimme, Selbstbewusstsein und Präsenz – Eigenschaften, die Dorothee von Meding an ihren Gesprächspartnerinnen besonders schätzte: Sie beschrieb sie durchweg als "selbstständig, nicht normiert im Denken"; ihr imponierte aber auch die Gelassenheit, die diese Frauen, die am Ende ihres Weges standen, auszeichnete. Und ihre "Liebesfähigkeit – mit diesem Ausdruck charakterisierte sie Freya Gräfin von Moltke, deren Briefe an ihren Mann Helmuth James Graf von Moltke, einen der wichtigen Köpfe des Kreisauer Kreises, letztendlich den Anstoß gegeben hatte, die "Frauen des 20. Juli" aufzusuchen und ein Buch über sie zu schreiben. "Mir ging es um das Menschliche."

Doch welchen Anteil hatten diese Frauen an Widerstand und Verschwörung? Keinen unmittelbaren – ihr Verdienst war es gewesen, den Männern des Widerstands den Rücken zu stärken; mehr ließ das traditionelle Rollenverhalten offenbar gar nicht zu. Doch die bewusste Entscheidung, so Dorothee von Meding, dies zu tun und die Gefahr des Mitwissens in Kauf zu nehmen, mache das Handeln dieser Frauen durchaus politisch – und sie zu "Widerständlerinnen eigenen Rechts".