Am Samstag öffnet das "Tropi" im Ehestetter Weg in Ebingen zum letzten Mal seine Pforten. Foto: Kistner

Albstadts traditionsreiche Location ist am Samstag letztmals geöffnet. Besucher-Nachwuchs bleibt aus.

Albstadt-Ebingen - Albstadt verliert eine Institution – am kommenden Samstag, 29. Juli, ist die Diskothek "Tropicana" zum letzten Mal geöffnet.

Es fehlten nur noch ein paar Monate bis zum Schwabenalter – am 21. April 1978 war das "Tropicana" eröffnet worden; in den folgenden zwei, drei Jahrzehnten stellte es nicht nur für Albstadts Jugendliche einen Fixstern in Sachen Freizeitgestaltung dar. So mancher in Albstadt nimmt für sich in Anspruch, über Stadt- und Kreisgrenzen hinaus bekannt und attraktiv zu sein – das "Tropi" war es wirklich.

Die Älteren blieben fort, die Jüngeren rückten nicht nach

Aber nichts währt ewig. Wie so viele andere Diskotheken in Region und Land blieb auch das "Tropi" nicht von nachlassender Nachfrage verschont. Fragt man Dominique Brand, der das "Tropi" nach dem Abgang von Jürgen Keppler weitergeführt hatte, woran es lag, dann zuckt er etwas ratlos die Achseln. In den 1980er und frühen 1990er Jahren war das "Tropi" mit einem Maximum an Diversität gut gefahren – hier war für jeden Musikgeschmack etwas geboten, hier kam jeder auf seine Kosten, und das Publikum war tolerant genug, viel Unterschiedliches zu goutieren. Aber irgendwann begann man, sich gegeneinander abzugrenzen, die Älteren blieben nach und nach fort, und die Jüngeren rückten nicht nach.

Disco-Alltag reizt nicht mehr

Warum? Das Kundenverhalten hatte sich geändert: Stammkneipen und Stammdiskos gab es nicht mehr; die jungen Leute, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern Autos und einen größeren Bewegungsradius besaßen, zogen es vor, Einzelveranstaltungen oder mehrtägige Festivals zu besuchen – der Disko-Alltag reizte sie nicht mehr. Das Internet entwickelte sich – wie in so vielen anderen Branchen auch – zur übermächtigen Konkurrenz, und den Fangstoß versetzten dem "Tropi" und manch anderer Diskothek die sozialen Medien: Im Zeitalter von Facebook muss man nicht mehr in die Disko, um seine Freunde zu treffen.

Welche Konsequenzen ein Diskothekbetreiber aus dieser Marktanalyse zu ziehen hätte? Wenn Dominique Brand das so genau wüsste, würde er nicht zumachen, aber frei nach Paulchen Panther – "Heute ist nicht alle Tage" – hält er sich die Option offen, eines Tages einen Neustart zu wagen.

Doch zuvor wird der Ausstand gefeiert: Bei der "Closing Party" am kommenden Wochenende gehen auf drei Floors drei verschiedene Partys über die Bühne. Auf dem "Main Floor" bieten unter dem Motto "Back to the Roots" die DJs Harald & Ralf ein Konzentrat der Tropi-Klassiker – Soul, Funk, Blues, Rock, Reggae, alles dabei. Im A1 bieten die "Secret Garden Residents" Tech- & Deep House mit "Eska & Sel-Act", und in der Lounge läuft eine "Reggaeton & Latino Party" mit "Lex Cooper & Kushi". Ein Abgesang – aber einer, der es in sich hat.