Böhmische Dörfer sind für Europäer die chinesischen Schriftzeichen, zum Beispiel auf Wegweisern in Peking. Foto: Stein

Zu Beginn des Schuljahres wird über die Chinesisch AG an der Schlossberg-Realschule entschieden.

Albstadt - In den Schuljahren 2004 bis 2009 haben die Schlossberg-Realschule Ebingen und die Firma Groz-Beckert den Neuntklässler eine Chinesisch AG angeboten. Ob es damit weiter geht, entscheidet sich erst im neuen Schuljahr.

Das Interesse war sofort überwältigend: Schon zur ersten Informationsveranstaltung zu Beginn des Schuljahres 2004/05 waren fast 40 Schüler, die sich für die Chinesisch-Arbeitsgruppe (AG) interessierten, in die Schlossberg-Realschule gekommen. Chinesisch-Lehrerin Susanne Stein erinnert sich noch gut daran.

Sprachlich und kulturell im Reich der Mitte

Schließlich waren es rund 15 Schüler, die sich sprachlich, kulturell und landeskundlich ins Reich der Mitte begeben wollten: "Ab sofort waren sie für mindestens ein Schuljahr verpflichtet, regelmäßig zum wöchentlichen Unterricht zu erscheinen", so Susanne Stein. Der Grund: Die Firma Groz-Beckert hat für den Unterricht bezahlt, und deshalb sollte er auch stattfinden. Basis dafür ist die Lernpartnerschaft zwischen der Schlossberg-Realschule und Groz-Beckert.

Einmal wöchentlich kam Susanne Stein für zwei Stunden von Tübingen auf die Alb und lehrte die 15-jährigen Schüler die Grundlagen der chinesischen Sprache – eine Sprache von der komplizierten Sorte. Doch immerhin: Nach einem Jahr konnten sich die Schüler vorstellen und über ihre Hobbies sprechen.

Da ist zunächst einmal die Sache mit den Zeichen. Weil es Zigtausende von chinesischen Schriftzeichen gibt, lernen die Schüler zunächst die Pinyin-Umschrift, also Chinesich in ganz normalen lateinischen Buchstaben. Weiter geht es mit der Aussprache, und erst am Ende kommen die Schriftzeichen. Je nach Interesse der Gruppe nimmt außerdem die chinesische Landeskunde einigen Raum im Unterrichtsprogramm ein. "Der Vorrang liegt jedoch in der Sprache", betont Susanne Stein.

"Die Schüler sind viel unbefangener"

Kleine Tests und sogar eine Klassenarbeit mussten die Schüler während des Schuljahres auch absolvieren – das kontinuierliche Lernen, betont die Lehrerin, sei bei so einer anspruchsvollen und komplexen Sprache besonders wichtig.

Die Aussprache der Wörter hätten die Real-Schüler recht schnell gemeistert, betont Susanne Stein, wohingegen das Schriftliche viel Training erforderte. Das Knifflige an den Lauten: Vier Töne prägen die chinesische Sprache, die sich zum Teil doch recht lustig anhören. Und je nach Betonung kann eine Silbe etwas völlig Anderes bedeuten. Bei den Schriftzeichen stellten sich freilich Erfolgserlebnisse selbst im Alltag ein: Auf Pflegeprodukten hätten ihre Schüler Zeichen entdeckt, berichtet Susanne Stein – und sie selbst entschlüsselt.

Auch wenn sie die zwei Stunden gerne aufgeteilt und nicht am Stück absolviert hätten, seien die Rückmeldungen der Schüler positiv ausgefallen, freut sich die Lehrerin, die in Albstadt zum ersten Mal mit Schülern gearbeitet hat und mit ihrer Bilanz zufrieden ist. Die Jugendlichen seien "viel unbefangener" als die Studenten, die sie ansonsten unterrichtet.

Rund zwei Drittel der Neuntklässler haben bereits im darauffolgenden Schuljahr den Fortgeschrittenen-Kurs der Chinesisch AG belegt. Wegen mangelnden Interesses ist die AG im Schuljahr 2009/2010 jedoch ausgefallen. Auch zu Beginn des kommenden Schuljahres wird es in der ersten oder zweiten Schulwoche eine Infoveranstaltung geben. Dann entscheidet sich, ob es in diesem Schuljahr wieder regelmäßige Ausflüge ins Reich der Mitte geben wird – mit seltsamen Lauten und komischen Zeichen.