Alte Freunde: Rolf Armbruster und Térence Ndikumasabo in der letztjährigen Ausstellung über Entwicklungsprojekte in Bisoro. Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach missglücktem Militärputsch in Burundi warten die Albstädter Bisoro-Unterstützer erst einmal ab

Von Martin Kistner

Albstadt/Bisoro. Mit Sorge haben die Mitglieder des Arbeitskreises Chambéry und der Albstädter Bisoro-Initiative in den vergangenen Tagen die politische Entwicklung in Burundi verfolgt, die vor einer Woche in einem Putschversuch des Militärs gipfelte. Wie Elmar Maute gestern auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mitteilte, ist es ihm und Rolf Armbruster am Wochenende gelungen, Kontakt zu den Freunden aufzunehmen, mit denen sie seit vielen Jahren zum Wohle der "Patenstadt" Bisoro zusammenarbeiten.

Maute hatte anfangs nur einige dürftige Lebenszeichen via "WhatsApp" von Hélène Niyonsavye erhalten; erst am Samstag erreichte ihn ein Anruf aus Burundis Hauptstadt Bujumbura: Sie habe in den vergangenen Tagen vorsichtshalber nicht ihr Haus verlassen und gelegentlich Schüsse gehört, teilte die Frontfrau der Alphabetisierungskampagne in Bisoro dem deutschen Mitstreiter mit; erst jetzt habe sie sich auf die Straße gewagt, auf dem Markt eingekauft und dann eine Telefonzelle aufgesucht. Sie sei am Leben und bei guter Gesundheit und könne zudem versichern, dass in den Bergen, in Bisoro, alles ruhig sei. "Geputscht wird naturgemäß in der Hauptstadt, nicht auf dem Land", sagt Maute. "Das ist auf der ganzen Welt gleich."

Auch Térence Ndikumasabo, der schon so oft in Albstadt war, ist wohlauf; Rolf Armbruster ist es gelungen, ihn telefonisch zu erreichen. Für eine Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. Zwölf Jahre lang, von 1993 bis 2005, hatte in Burundi Bürgerkrieg geherrscht; an die 300 000 Menschen sollen umgekommen sein. Dass in Bisoro nach Kriegsende Tausende von Frauen mit Albstädter Hilfe alphabetisiert werden mussten, lag vor allem daran, dass sie in den Kriegsjahren nicht die Schule besuchen konnten. Die Gefahr, dass wieder ein Bürgerkrieg ausbricht, ist noch nicht gebannt – zwar wurde der Militärputsch ge-gen Präsident Pierre Nkurunziza niedergeschlagen, aber in der Bevölkerung brodelt es weiter. Der Volkszorn, der zu den jüngsten Unruhen führte, hatte sich an Nkurunzizas Weigerung entzündet, verfassungsgemäß nach zwei Amtszeiten die Macht abzugeben. Dass die Wut über die Selbstherrlichkeit des Präsidenten abgeflaut sein könnte, darf getrost bezweifelt werden.

Was bedeutet das für das Albstädter Engagement in Burundi? Ein neuer Hilfstransport nach Afrika ist projektiert, aber die deutschen Unterstützer wollen weder Krankenhausbetten noch Nähmaschinen auf gut Glück auf eine ungewisse Reise schicken – ehe nicht stabile Verhältnisse herrschen, wird man wohl zuwarten. "Bei uns zeigt die Ampel grün", sagt Elmar Maute, "aber unsere Ampel ist nicht die einzige. Alle anderen müssen auch grün sein, ehe wir loslegen."