Die Künstlerin Ava Smitmans startet im September ihr einjähriges Projekt in und über Albstadt

Von Angelika Ringwald

Albstadt. Ein Projekt der besonderen Art nimmt Ava Smitmans, Tübinger Künstlerin und Tochter des einstigen Albstädter Galeriedirektors Adolf Smitmans, in Angriff. Am Dienstagabend hat sie es beim Kulturstammtisch im Ebinger Kunst-Werk-Haus der Bevölkerung vorgestellt.

Ava Smitmans ist Jahrgang 1969; als ihr Vater 1986 die Leitung der Städtischen Galerie Albstadt übernahm, ging sie bereits ihre eigenen Wege, und wenn sie sich heute mit Albstadt beschäftigt, dann deshalb, weil ihr die Stadt eben nicht vertraut, sondern Neuland für sie ist. Wer den Namen hört, würde das vielleicht nicht meinen, aber es ist so: Der familiäre Hintergrund war für die Entscheidung, sich Albstadt zuzuwenden und mit seiner Galerie zusammenzuarbeiten, ohne Belang.

Dafür dürften andere Dinge eine Rolle spielen. Albstadt wird gerne mit Landschaft assoziiert, die Galerie stellt die Landschaften der schwäbischen Alb aus, und in gewisser Weise ist das, was Ava Smitmans vorschwebt,   Landschaftsmalerei – allerdings eine urbane Landschaftsmalerei. Ausgangspunkt sind Fotografien, die in Mischtechnik überarbeitet, verfremdet, stilisiert werden.

Keine Postkartenidyllen wohlgemerkt; Ava Smitmans interessiert sich auch und ganz besonders für das Abseitige: verfallene oder leerstehende Häuser, Läden mit Patina, an denen der Rost nagt und der Putz blättert, Aufschriften, Verkehrsschilder, die Panoramen zerteilen – aus Horb, wo sie bereits etwas ganz Ähnliches gemacht hat, stammt das Motiv eines einstigen Gefängnisses, in dessen Garten nun mit Folie verpackte Tomatenpflanzen stehen – die Assoziation von Pflanze und Häftling wäre Einheimischen vermutlich gar nicht mehr in den Sinn gekommen, doch für die Außenstehende lag sie auf der Hand. Und wie gesagt, Smitmans ist auch in Albstadt eine Außenstehende – umso wacher und offener, nimmt Veronika Mertens, Direktorin der Galerie Albstadt, an, werde ihr Blick sein, umso mehr von dem, was sich der Perspektive des Einheimischen verschließe, werde sie wahrnehmen und auf ihren Bildern sichtbar machen.

Die Fragen, welche die Besucher des "Kulturstammtisches" an Smitmans richteten, betrafen unterschiedliche Aspekte: Motiv- und Farbenwahl, innere Prozesse während der Arbeit, die Dichotomie von Objektivität und Emotion, den Stellenwert der verschiedenen Stadtteile im Konzept und nicht zuletzt die Finanzierung. Laut Smitmans ist diese weitgehend gesichert – die Städte, in denen sie arbeite, kauften in der Regel einen Teil ihrer Arbeiten an. Wichtig und willkommen ist ihr die Unterstützung des Projekts, das im September beginnt und etwa ein Jahr dauern soll, durch die Bevölkerung, noch wichtiger Gespräche und Diskussionen über die Ergebnisse. Den Kontakt zu ihr vermittelt die Galerie; zudem ist an einen Blog mit aktuellen Infos gedacht.