Vor dem Albstädter Amtsgericht ging es um gewerblichen Betrug. Foto: Kistner

CSD geplant und verschwunden: 28-Jähriger und sein Ex-Mann räumen Taten ein. Shitstorm und Morddrohungen.

Albstadt-Ebingen - Zwei Jahre auf Bewährung - so das Urteil des Albstädter Amtsgerichts gegen einen wegen gewerblichen Betrugs angeklagten 28-Jährigen aus dem Raum Albstadt. Dessen 31-jähriger Ex-Mann bekam eine Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten, ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt.

"Es war natürlich eine Mordssauerei, die Sie da abgezogen haben", kommentierte der Vorsitzende Richter Koch die Taten des Betrüger-Duos. Auch wenn es sich bei den insgesamt 27 Betrugsfällen um übliche Vergehen handelte, war der gestrige Verhandlungstag doch anders als andere: Das öffentliche Interesse an den zwei Männern, die 2014 angekündigt hatten, einen "Christopher Street Day Zollernalb" veranstalten zu wollen, war enorm. Auch zahlreiche Geschädigte saߟen auf den Zuhörerplätzen.

Nachdem sie seit 2013 nicht mehr auffindbar gewesen waren und letztlich per Haftbefehl gesucht wurden, erschienen die beiden Männer gestern vor Gericht mit einer Eskorte aus zwei Anwälten und vier Leibwächtern. Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen begründeten sie damit, dass es neben dem "Shitstorm" in den sozielen Netzwerken auch Morddrohungen gegeben habe.

Ursprünglich hätten auch 13 Zeugen angehört werden sollen. Sie wurden aber wieder nach Hause geschickt, weil es zu einer Verständigung zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft kam und die Angeklagten ihre Taten umfassend einräumten.

So gestand der 28-Jährige, dass er in den Jahren 2013 und 2014 im Internet zahlreiche Bestellungen von Kleidung bis Champagner aufgegeben habe. Weil er aber bei den Online-Shops wegen seiner Zahlungsunfähigkeit nicht mehr bestellen durfte, habe er die Namen von Familienmitgliedern angegeben – von der Groߟmutter seines Mannes bis hin zum Hund. Die Rechnungen bezahlte er nicht und hatte dies auch gar nicht vor. Das Geld, dass die beiden mit ihrer Event- und Werbeagentur verdienten, nutzten sie lieber, um sich, wie der Vorsitzende Richter es ausdrückte, ein "schönes Leben zu finanzieren". Dabei spielten Partys und schicke Wohnungen eine groߟe Rolle.

Doch nicht nur Online-Händler, sondern auch zahlreiche Unternehmen und Privatleute aus Albstadt waren dem Duo auf den Leim gegangen. So hatten die beiden eine Wohnung gemietet, ein Darlehen für ein Auto aufgenommen, eine Einbauküche und stattliche Mengen an Getränken gekauft und auch eine Karaoke-Maschine ausgeliehen, ohne je die Absicht gehabt zu haben, etwas zu bezahlen oder zurückzugeben.

Auf Mahnungen reagierten sie mit erfundenen Leidensgeschichten von Trennung, Krankheit oder gar Koma, um Mitleid zu erregen und die Gläubiger immer weiter zu vertrösten. Als sie gemerkt hätten, dass wegen fehlender Sponsoren der "Christopher Street Day Zollernalb" platzen würde, seien sie nach Freudenstadt geflohen. Im Juni 2015 trennte sich das Paar: "Es war einfach zu viel passiert."

Angesichts des riesigen Schadens und der vielen Geschädigten sei das Urteil ein Entgegenkommen des Gerichts, stellte der Richter klar. Beide Angeklagten seien schon wegen einschlägiger Taten mehrfach vorbestraft. Positiv wertete das Gericht, dass sie sich gestern bei den anwesenden Geschädigten entschuldigten und versicherten, dass sie für den Schaden aufkommen würden.

Die beiden Verurteilten müssen nun binnen vier Wochen den Betrag von 1500 Euro unter den Gläubigern verteilen und auch in Zukunft regelmäߟige Zahlungen leisten, bis der Schaden ausgeglichen ist. Die Strafe des 28-Jährigen wurde zur Bewährung ausgesetzt, weil er unter einer schweren Immunerkrankung leidet. Er zeigte sich geläutert und erklärte, dass er seinen 31-jährigen Ex-Mann in die Sache hineingezogen habe: "Nur durch mich ist es so weit gekommen. Ich wollte meinen Freunden immer zeigen, dass ich mir etwas leisten kann. Aber als ich krank wurde, war niemand für mich da. Heute weiߟ ich, dass ich das alles nicht brauche."