Oben: "Das Kartenspiel" – zwei Schüler als lebende Kunst. Unten links: Stücke der Ausstellung im Kunstmuseum; unten rechts: Die Violinistinnen Nina Assadollahniajami (links) und Sarah Schumacher (rechts) vom Ebinger Gymnasium. Fotos: Böhler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Schüler aus dem Zollernalbkreis stellen ihre Werke erstmals im Kunstmuseum Albstadt aus

Eine umwerfende Präsentation im wahrsten Sinne des Wortes: eine junge Frau ist bei der Eröffnung der Ausstellung "Schulkunst" im Albstädter Kunstmuseum in Ohnmacht gefallen.

Albstadt-Ebingen. In Aufruhr versetzt hatte der Sturz einer jungen Frau die Gäste bei der Eröffnung der Schulkunst-Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt. Ihr Kreislauf hatte sich aber schon vor dem Eintreffen der Sanitäter wieder erholt und das Programm konnte fortgesetzt werden.

Dieses hatte der Chor der Ebinger Kirchgrabenschule mit einem Lied eröffnet. Nach der Begrüßung durch Veronika Mertens, der Leiterin des Kunstmuseums, stellte sich auch Martin Blum vom Zentrum für Bildende Kunst und Intermediales Gestalten vor, der eine Auswahl für die Sammelausstellung von Schulkunst im kommenden Jahr in Stuttgart treffen wird. Er betonte die Bedeutung künstlerischer Förderung junger Menschen als emanzipatorisches Gegengewicht zum gesellschaftlichen Selbstoptimierungsdruck. Wie sich noch herausstellen sollte, hat er in Albstadt gute Auswahl an Schülerkunst für Stuttgart vorgefunden.

Es folgte ein Duett für Violine von Giovanni Battista Viotti, virtuos gespielt von Sarah Schumacher und Nina Assadollahniajami, zwei Zehntklässlerinnen des Ebinger Gymnasiums. Die beiden Mädchen hatten sich durch den Zwischenfall zu Beginn ihrer Darbietung nicht aus dem Konzept bringen lassen und verloren die Fassung auch nicht, als im Verlauf ihres vorzüglichen musikalischen Beitrags der Krankenwagen für die Kreislaufpatientin vorfuhr. Diese hatte sich zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise schon fast wieder erholt. Grußworte sprachen Matthias Frankenberg, erster Landesbeamter des Zollernalbkreises, Oberbürgermeister Klaus Konzelmann und Harald Schempp, Schulrat beim Staatlichen Schulamt Albstadt.

Frankenberg erzählte, er selbst sei einmal Schüler des ebenfalls anwesenden Kunstlehrers und Künstlers Fritz Leibfritz gewesen – wenn auch nicht ganz so talentiert – und kündigte die erneute Einbindung von Kindern bei der Gestaltung des Abfallkalenders an. Konzelmann bezeichnete das Museum als "Begegnungsstätte zwischen Generationen" und lobte den Ansatz, Nachwuchskünstler mit Profis zusammen zu bringen.

Mit einem Zitat von Karl Valentin lockerte Schempp sein Grußwort auf: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit." Er hob die Funktion hervor, die künstlerische Förderung bei der Betreuung geflüchteter Kinder und Jugendlicher habe. "Der Zugang zu kreativen Tätigkeiten stiftet Sinn im Leben traumatisierter Kinder und ist nebenbei auch noch gut für ihre Sprachentwicklung", konstatierte er.

"Raus aus der Schule und ab ins Museum!"

Die zweite Violinendarbietung der beiden Zehntklässlerinnen Sarah Schumacher und Nina Assadollahniajami fiel sehr melancholisch aus. Gebannt lauschte das Publikum den dramatischen Tempiwechseln in der Violinensonate von Sergej Prokofiev.

Dann erhob ich Fritz Leibfritz, um das Publikum in die Ausstellung einzuführen. Er präsentierte mehrere ausgewählte Ausstellungsstücke und gab einen Ausblick auf die Fülle von Möglichkeiten, die die Computertechnologie der Kunst an neuen Darstellungsformen bereit halte. Die anwesenden Lehrer forderte er auf: "Raus aus dem Klassenzimmer und ab in die Museen!" Denn dort mit Schülern über Kunst zu diskutieren, sorge oft für eine unerwartete Begeisterung und Motivation.

Endlich durften sich die Gäste nach oben in die Ausstellung begeben. Klarer Höhepunkt war das Living-Art-Projekt einer Klasse des Gymnasiums Ebingen. Vier Kunstwerke hatten sich die Schüler zum Nachstellen ausgesucht: den "Kartenhausbauer" von Jean-Baptiste Siméon Jardin, Jan Vermeers "Küchenmagd", "Der Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich und "Das Kartenspiel" von Balthus.