Foto: Schwarzwälder-Bote

"Du weißt, dass Du aus Albstadt bist, wenn..." – so heißt

"Du weißt, dass Du aus Albstadt bist, wenn..." – so heißt die Facebook-Gruppe, der ich vorgestern beigetreten bin. Für mein Foto der Christus-Statue in Rio de Janeiro und den Zusatz "...wenn Du Dich selbst nach diesem Anblick wieder auf Zuhause freust!" hat es schon in kurzer Zeit "Gefällt mir"-Kommentare gehagelt. So schlecht, wie man manchmal meinen könnte, scheint es um die Zufriedenheit der Albstädter also doch nicht bestellt zu sein.

Ein bisschen Meckern und Jammern gehört für manche ja offenbar dazu. Doch jetzt, da der Sommer und damit die Urlaubszeit so richtig beginnen, haben wir Albstädter, Schwaben, Baden-Württemberger, Deutsche reichlich Gelegenheit, an praktischen Beispielen zu studieren, wie gut es uns eigentlich geht.

Mir ist das in den vergangenen zwei Wochen täglich, oft stündlich bewusst geworden. Wer an seinem Urlaubsort Buckelpisten überwinden muss, auf denen es einem selbst auf dem gepolsterten Autositz fast die Bandscheiben zerreißt, wer durch knöcheltiefe Schlaglöcher mit mannslangem Durchmesser fährt und hinterher pfundweise rote Erde aus der Kleidung waschen muss, weil nur wenige Straßen befestigt sind und es staubt wie in der Wüste, der weiß die Albstädter Straßen – selbst die schlechten – schnell wieder zu schätzen.

Ein anderes Beispiel: Bettelarmen Menschen, die für ein paar Münzen stundenlang in der sengenden Sonne stehen, und schwerst Kranken bin ich in meinem Urlaub in Brasilien ebenfalls begegnet. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz fällt nach solchen Erlebnissen doppelt leicht.

Einige Mitglieder der 5933 starken Facebook-Gruppe haben offenbar ähnliche Erlebnisse gehabt. Michael S. etwa hat gestern ein Foto des Maidan-Platzes in Kiew gepostet mit dem Hinweis auf das Massaker, das dort stattfand, und dem Zusatz: "Du lernst Deutschland zu schätzen, wenn Du dort warst."

Verena V. freut sich über die schönen Ecken in der Stadt und zeigt als Beispiel ein Foto einer bemalten Hauswand auf dem Industrielehrpfad in Tailfingen. Wo gibt es das schon? So viel Kunst am Bau, entstanden aus ehrenamtlicher Initiative?

Viele haben Wetter- und spektakuläre Himmels-Bilder gepostet. Solche habe ich im Urlaub auch geschossen – eines davon mit kohlrabenschwarzem Rauch darauf, der aus einem Schornstein kommt. Mitten in der Stadt...

Und dann gibt es noch jene, die wissen, dass sie in Albstadt sind, weil sie mitten im Juni heizen müssen. Ist alles relativ: In den vergangenen zwei Tagen hatte ich das ein oder andere Mal schon das Bedürfnis, mal wieder richtig zu frieren zur Abwechslung. Und das nur wenige Tage nach dem Aufenthalt auf der Südhalbkugel, wo es jetzt Winter ist.

"Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens", hat der deutsche Dramatiker Christian Friedrich Hebbel gesagt. Wohl wahr. Aber sie ist auch ein Spiegel, der uns zeigt, wie schön wir es hier zu Hause haben: mitten in einer der schönsten Landschaften der Welt, mit sauberer Luft und sauberem Wasser, eine der schönsten Burgen Deutschlands vor der Haustür, umgeben von brummenden Wirtschaftsbetrieben – die Liste ließe sich fortsetzen.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die im Sommer in den Urlaub fahren, eine gute Reise, eine gesunde Heimkehr – und viele erhellende Reiseerlebnisse. Jenen, die zu Hause bleiben, um die schönen Ecken unserer Heimat zu entdecken, sei die Lektüre des Schwarzwälder Boten empfohlen. Dort geben wir über den Sommer Tipps unter dem Motto "Heimat genießen"!