Die Säulen im Garten zwischen Kirche und Gemeindehaus von Rötenberg sind römische Originale. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Römische Fundstelle am "Brandsteig" in Rötenberg gewichtiger als bisher gedacht / Aufruf an die Bevölkerung

Aichhalden-Rötenberg. Die archäologische Denkmalpflege untersuchte bei Rötenberg im Winter 2013 die römische Fundstelle am "Brandsteig" mit einem überraschenden Ergebnis. Der Ort ist auch bekannt als "Schänzle" oder "Stadt". Die geophysikalischen Messungen ergaben, dass dort nicht – wie angenommen – eine Straßenstation lag, das heißt, ein Kontrollposten mit Herberge, sondern ein ausgedehnter provinzial-römischer Tempelbezirk. Vergleiche finden sich in der Schweiz oder im Trierer Land, teilt die Denkmalpflege mit.

Über den "Brandsteig" führte eine Straße von Straßburg (Argentorate) nach Rottweil (Arae Flaviae). Sie wurde unter Vespasian unmittelbar nach der römischen Besetzung des oberen Neckargebiets im Jahr 74 nach Christus ausgebaut. Am "Brandsteig" war der Aufstieg aus dem Kinzigtal geschafft. Auffallend sind die dort liegende Quelle und die dort bis zur Reformation bestehende Wallfahrtskapelle "Zum Heiligen Kreuz".

Am "Brandsteig" standen mindestens sieben Tempel. Dies erklärt die hohe Zahl an römischen Säulen, Kapitellen und Inschriftensteinen, die von Rötenberg und Umgebung bekannt wurden. Ein römischer Tempel besaß jeweils einen rundum laufenden Säulengang. Nach der frühen Entdeckung der Fundstelle im Jahr 1770 beutete man das Areal systematisch auf Baumaterial aus. Behauene Steine sind noch heute in Häusern der Umgebung verbaut.

Auch die Säulen im Garten zwischen Kirche und Gemeindehaus von Rötenberg sind römische Originale. Es dürfte sich laut Denkmalpflege um fünf der sechs Säulen handeln, die am 26. Oktober 1822 gefunden wurden, als eine Feldmauer für Straßenreparaturen abgehoben wurde. Der damalige Pfarrer Andler ließ sie zur Kirche bringen. Weitere Säulenfragmente vom "Brandsteig" gelangten ins Lapidarium des "Königlichen Antiquitäten-Cabinets" in Stuttgart, heute Landesmuseum Württemberg, und in die "Altertumshalle" in Rottweil, heute das Dominikanermuseum.

Die Fundstelle ist eine der ersten bekannten archäologischen Fundstellen im Land. Die Geschichte ihrer Entdeckung ist ein Stück Heimatgeschichte für Rötenberg, aber auch für die Historie der Archäologie von Bedeutung. Die Denkmalpflege im Regierungsbezirk Freiburg möchte daher anfragen, wo sich in Rötenberg und Umgebung noch römische Bauelemente befinden, die in Häusern, Ställen oder Backhäusern verbaut sind. Die betreffenden Stücke werden an Ort und Stelle verbleiben und gelten als Privatbesitz, wird betont. Das Interesse der Denkmalpflege gilt lediglich ihrer Dokumentation und Beschreibung. u Kontakt vor Ort: Johann-Christoph Wulfmeier, Rötenberg, oder Ute Seidel, Regierungspräsidium Freiburg, Denkmalpflege, Telefon 0761/2 08 35 81.