Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Am Dienstag beginnen die Arbeiten in der Ortsdurchfahrt von Aichhalden

Die Vollsperrung der Ortsdurchfahrt Aichhalden von Dienstag, 23. August, bis voraussichtlich 16. Oktober (wir berichteten) trifft die Anlieger hart. Bis die neuen Asphaltschichten eingebaut sind, können sie nicht mehr von der Straße auf ihre Grundstücke fahren.

Aichhalden. Unmittelbar betroffen ist auch Rainer Maier, Inhaber des Gasthauses Adler in der Hauptstraße. Wäre ihm der Termin früher bekannt gewesen, hätte er seinen Betriebsurlaub entsprechend gelegt. Seine Küche beliefert auch Ältere, Kranke und den Kindergarten mit Essen. Er hat zwar einen Zugang von der Rückseite des Gebäudes, aber: "Wie sollen betagte Gäste mir dem Rollator durch die Küche in die Gaststube kommen, wie können meine Lieferanten anliefern?", fragt er sich. Ob er seinen Parkplatz noch nutzen kann, weiß er auch nicht. "Wir müssen um jeden Gast kämpfen, die Aichhalder werden schon einen Weg finden, aber was machen die Touristen?", sorgt er sich.

Auch Bäckermeister Armin Rumez hätte seinen vierwöchigen Betriebsurlaub gerne zeitlich besser angepasst, wenn er früher Bescheid gewusst hätte. Aber er hat noch Glück: So ist er nur zwei Wochen betroffen. Mehl- und Getränkevorräte hat er sich bereits angelegt. "Der Umsatz durch den Durchgangsverkehr und den Kuchenverkauf im Café am Sonntag an die vielen Auswärtigen werden wegfallen", bedauert er.

Was machen alte Leute?

Auf der linken Straßenseite, Ortsausfahrt Richtung Rötenberg, fegt ein Anwohner den Vorplatz seiner Garage. Mit seinem Auto wird er das Haus nicht mehr anfahren können. Auch er fügt sich zwangsläufig ins Unvermeidliche. "Ich lege Vorräte an, damit ich nur noch leichte Sachen einkaufen muss, die ich auch tragen kann", erklärt er.

Mit dem Hausbesitzer, 200 Meter abseits der Straße, habe er eine Absprache getroffen, dass er dann dort parken darf. "Aber was werden die alten Leute machen, von denen es hier viele gibt?", fragt er sich. Und warum kann man es nicht so machen, wie bei der Sanierung der Schillerstraße in Schramberg? Dort kamen die Anwohner höchstens mal Stunden oder halbe Tage nicht an ihre Garagen.

Joachim Hilser vom Straßenbauamt Rottweil weiß um die Nöte der Geschäftsleute und Anwohner. Da die Asphaltdecke nicht nur abgefräst, sondern auch der Unterbau aus Schotter eingeebnet und verdichtet wird, gleichzeitig Gehwege und Bordsteine unverändert bleiben, entstehe ein 30 Zentimeter hoher Absatz zum Gehweg. Würde man an jeder Einfahrt einen Keil aufschottern, den man nach wenigen Tagen wieder entfernen müsste, würde die gesamte Baumaßnahme noch länger dauern. "Viele kommen aber von hinten an ihre Häuser", meint Hilser.

Locker sieht die kommende Sperrung ein Mitbürger, der gerade mit seinem Auto die Bäckerei anfährt und der gar nicht an den betroffenen Straßenabschnitten wohnt: "Die Leute wollen heute mit dem Auto am liebsten bis ans Sofa fahren, aber wenn die Straße hier nicht gemacht wird, schimpfen sie auch".

Langer Rechtsstreit

Die Sanierung der Ortsdurchfahrt sollte eigentlich bereits 2015 erfolgen. Durch den Rechtsstreit um die Gewährleistungsmängel zwischen der ausführenden Baufirma Knäble aus Biberach und dem Landkreis Rottweil verzögerte sich die Maßnahme. "Inzwischen wurde ein Vergleich zur Aufteilung der zusätzlichen Kosten geschlossen und die Firma Knäble kann starten", berichtet Bürgermeister Ekhard Sekinger Die letzte Sanierung liege erst acht oder neuen Jahre zurück. Damals sei der Untergrund der Straße falsch eingeschätzt worden. Seither dauerte der Rechtsstreit an. "Wir wissen um die Belastung für die Anwohner, aber ich bin auch froh, dass der Landkreis das Geld in die Hand nimmt", erklärt Sekinger.

Der notwendige Eingriff in den Untergrund bedinge eben eine längere Bauzeit, dafür halte die Straße dann auch länger.