Der Erdaushub an der Baustelle der neuen Rötenberger Ortsverwaltung hat begonnen. Heute ist Carmen Armbruster letztmals im alten Rathaus anzutreffen. Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeindeverwaltung verlässt Rathaus und zieht übergangsweise ins "Milchhäusle" um

Von Lothar Herzog

Aichhalden-Rötenberg. Wenn am heutigen Freitagmittag Carmen Armbruster die Ortsverwaltung Rötenberg abschließt, wird nichts mehr so sein wie es war: Für den Ortsteil geht eine 80-jährige Ära zu Ende.

Weil das 1935 als Schul- und Rathaus erbaute Gebäude energetisch saniert wird, muss die Ortsverwaltung ins benachbarte ehemalige "Milchhäusle" umziehen. Wegen des Umzugs bleibt sie von Montag bis Freitag, 23. bis 27. März, geschlossen. Ab dem 30. März sind dann wieder Bürgersprechstunden zur gewohnten Zeit in der Kirchgasse 5 möglich.

Ein bisschen Wehmut spüre sie schon, wenn sie nach so vielen Jahren nun eine andere berufliche Bleibe habe. Mit den Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss, die letztmals um die Jahrtausendwende umgebaut und renoviert worden sind, sei sie sehr vertraut gewesen, erzählt Armbruster. Die gebürtige Sulzerin kam durch Heirat nach Rötenberg, seit 1999 leitet sie die Ortsverwaltung. Zuvor war sie bereits viele Jahre die Vertreterin ihres Vorgängers Ernst Heizmann.

Obwohl sich Carmen Armbruster bereits jetzt auf den Einzug in die neue Ortsverwaltung freue – Anfang der Woche wurde mit dem Erdaushub begonnen – habe sie kein Problem mit dem "Milchhäusle" als Übergangsdomizil für rund eineinhalb Jahre. Dort würden zwar beengte räumliche Verhältnisse herrschen und ein bisschen das Ambiente fehlen, weshalb es in dieser Zeit keine Eheschließungen geben werde. Aber das "Milchhäusle" sei beinahe barrierefrei. Die steile Treppe in der bisherigen Ortsverwaltung habe älteren Menschen sehr zu schaffen gemacht.

Damit sich die Rötenberger mit der neuen Situation vertraut machen können, lädt die Gemeinde am Sonntag, 29. März, von 14 bis 16 Uhr zu einem Nachmittag der offenen Tür ins renovierte "Milchhäusle" ein. Aufgrund der historischen Örtlichkeit hat sich Armbruster dazu etwas einfallen lassen. Weil zu einem "Milchhäusle" Milchkannen gehören, sollen möglichst viele Besucher ihre Schmuckstücke zur Teilnahme an der ersten "Rötenberger Milchkannenparade" mitbringen. Sie sei äußerst gespannt, wie ihre Idee ankommt. Selbstverständlich dürfe jeder seine Kanne abends wieder mit nach Hause nehmen, versichert sie.

An dem Besuchstag besteht zudem die Gelegenheit, die Pläne zum Bau der neuen Ortsverwaltung am Kirchplatz und zur Sanierung des ortsbildprägenden Gebäudes in der Alpirsbacher Straße 15 einzusehen. In Letzterem sind neben der Ortsverwaltung derzeit noch der Kindergarten und Vereinsgruppen untergebracht. Der Kindergarten wird ins Haus Jakob Walter in der Kirchgasse umziehen, und dann wieder in die alte Bleibe zurückkehren.

In früheren Jahren waren in dem Schul- und Rathaus die Post, ein Raum für die Fleischbeschau, Notariat und Mütterberatung untergebracht. Bis 1967 auch die Schule, die dann in den Neubau am jetzigen Standort bei der Mehrzweckhalle einzog.

Viele Nutzungen hat auch das "Milchhäusle" bis zum heutigen Tag erfahren. Im Jahr 1928 von den damals selbstständigen Gemeinden Rötenberg und Bach-Altenberg als Feuerwehrmagazin erbaut, bot es Unterkunft für Leichenwagen, Bus und Turngeräte für die Schule. 1958 erwarb die Milchverwertungsgenossenschaft das Gebäude von der Gemeinde und baute es zu einer Milchsammelstelle um. 1975 kaufte der örtliche Schreinermeister Manfred Meng es und nutzte es als Lager für sein Bestattungsunternehmen. Für kurze Zeit wurde sogar ein kleiner Modeladen eingerichtet. Der Kreis schloss sich, als die Gemeinde das Gebäude 2012 für die Ortskernsanierung von der Familie Meng erwarb.