Viel zum Lachen und Schmunzeln gibt es beim Kirchenkabarett mit den Maulflaschen in der Josef-Merz-Halle. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

"Maulflaschen" machen Witze über Glauben / Zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung

Von Lothar Herzog

Aichhalden. Langzeitarbeitsloser Psychoanalytiker, der sich als Pfarrer bewirbt. Verstaubte Praktiken im Pfarramtsbüro und Kirchengemeinderatswahlen, bei der man sich selber auf den leeren Wahlschein draufschreibt: Selbstironisches und köstliches Kabarett mit viel Szenen- und Situationskomik aus dem allgemeinen und kirchlichen Alltag erlebten am Samstag die Besucher in der Josef-Merz-Halle mit den "Maulflaschen".

Für Schmunzeln sorgte bereits die Begrüßungsrede von Klaus Grieshaber von der veranstaltenden Kirchengemeinde St. Michael Aichhalden: "Es freut uns, dass so viele gekommen sind, obwohl es noch freie Plätze gibt." Wer nicht kam, hat einen vergnüglichen Abend verpasst, wie mehrere begeisterte Besucher sagten. Das fünfköpfige Ensemble, in dem der gebürtige Sulgener Tobias Haas als Strippenzieher fungiert, bescherte dem Publikum rund zweieinhalb Stunden Unterhaltung auf hohem Niveau.

Die nicht zuletzt durch den Mordanschlag auf die Pariser Satire-Zeitung Charly Hebdo immer wieder auftauchende Frage, ob man über Kirche und Glauben Witze machen darf, stellte sich erst gar nicht. Auch nicht für tief gläubige Katholiken. Wenngleich natürlich das Warm-Up den Eindruck vermittelte, als wären die evangelischen Gäste nur mal so eben geduldet.

Die in Szenen und Liedern dargestellten Beiträge waren mit kuriosen und visionären Inhalten geprägt, in denen immer eine gute Portion Wahrheit mitschwang. Wer sich also einmal verkehrt bekehren lassen wollte, war bei den "Maulflaschen" genau richtig. Die eigenartige Elternvorbereitung für die Erstkommunikanten hatte es in sich. In der Sauna musste in Socken geschwitzt werden, und von der Benutzung des Massagebereichs wurde dringend abgeraten, da man hinterher wie das Leiden Christi aussah.

Schier zur Verzweiflung brachte der Angestellte im Pfarrbüro einen reuigen Kirchenaustreter. Bis dessen feste Absicht, wieder in die Kirche einzutreten, von Erfolg gekrönt war, musste der Bewerber einige Demütigungen über sich ergehen lassen und zudem bereit sein, beim Gemeindefest mitzuhelfen. Ein Problem in der Vorbereitung zu Letzterem stellte die Absicht einer Frau dar, anstatt des üblichen Apfelkuchens lieber einen Birnenkuchen backen zu wollen.

Eine nicht unerhebliche Rolle spielte das Jahresgehalt einer Familie bei der telefonischen Taufanmeldung ihres Kindes. So waren extravaganter Name, kohlensäurearmes Taufwasser aus dem Schwarzwald und die Kulisse im Hallenbad kein Problem. Selbst der Bischof hatte für die Taufe Zeit. In die verkehrte Richtung liefen simulierte Trauergespräche von Pfarreranwärtern. Die Prüfung schaffte keiner, da Gottesdiener gesucht wurden, die den Zölibat auch leben. Andere gebe es genug.

Passend zur Kirchengemeinderatswahl am Sonntag überboten sich zwei Wahlhelfer beim Darstellen der Arbeit eines Kirchengemeinderats gegenseitig. Als jedoch ein Wähler seine Stimme abgeben wollte und vergeblich einen Kandidaten auf dem Wahlzettel suchte, änderte das Duo seine Meinung schlagartig. So ließ sich der Wähler gerne überreden, seinen eigenen Namen darauf zu schreiben.