Das Ramsteiner Wappen (1558) Fotos: Hils Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Jürgen Hils legt Buch vor / Kuriositäten und heftige Konflikte

Heimatgeschichte anschaulich aufbereitet: Das Buch über Grenzen und Grenzsteine in Aichhalden, Rötenberg und Bach-Altenberg ist jetzt veröffentlich.

Aichhalden. Grenzen sind so alt wie die Zivilisation, Grenzsteine gibt es seit Jahrtausenden. Jürgen Hils befasst sich in der Veröffentlichung "Grenzen und Grenzsteine – Bemerkenswertes in und um Aichhalden, Rötenberg und Bach-Altenber" mit dieser Thematik auf lokaler Ebene.

Neben Flurstücks- und Gemarkungsgrenzen gab es in früheren Jahrhunderten in Aichhalden, Rötenberg und Bach-Altenberg viele weiter Grenzen, deren Vorhandensein und Bedeutung heute vielen nicht mehr bekannt ist. So trafen im Gebiet der Gemeinde Aichhalden die Territorialgrenzen der Herrschaften Schramberg (von 1583 bis 1805 österreichisch), Württemberg, Fürstenberg und der Reichsstadt Rottweil zusammen. Die vielen kleinen Staaten sowie verworrene und sich überlagernde Rechtszuständigkeiten bargen viel Konfliktpotenzial. Unvorstellbar ist heute, dass beispielsweise das Dorf Rötenberg von Schramberger Truppen zerstört wurde (1464). Auch die Staatsgrenze zwischen Württemberg und Baden, Zehnt- und Forstgrenzen sowie die Grenze der Rottweiler Freien Pürsch, die nicht nur eine Jagd- sondern auch eine Hochgerichtsbarkeitsgrenze war, verliefen hier.

Auch noch heute hat mancher Eigentümer seine eigene Vorstellung vom Grenzverlauf seines Eigentums. Die Grenzen sind jedoch exakt vermessen und können zentimetergenau wiederbestimmt werden. In früheren Jahrhunderten war dies nicht der Fall, viele Territorialgrenzen und vor allem die Grenze der Rottweiler Freien Pürsch waren heftig umstritten, was häufig in militärischen Auseinandersetzungen gipfelte.

Aber auch heute kaum glaubhafte Kuriositäten waren die Folgen dieser Grenzen: Um Aichhalden gab es mehrere Zollstellen, die Maßeinheiten waren nicht nur in Aichhalden und Rötenberg unterschiedlich. Mehr als Hundert Jahre lang feierte man Weihnachten in Aichhalden zehn Tage früher als in Rötenberg. Auf ihre ganz eigene Art hat die Reichsstadt Rottweil die Grenze ihres Pürschbezirks in Aichhalden zu ihren Gunsten verschoben. Anhand von Grenzen lassen sich Vorgänge und Gegebenheiten nachvollziehen, die teilweise schon viele Jahrhunderte zurückliegen und vielleicht bis in die Zeit der Besiedlung der Gegend vor fast Tausend Jahren zurückreichen.

Rekordverdächtig ist ein Grenzpunkt in Aichhalden: 1836, bei der württembergischen Landesvermessung, liefen 26 Grenzen auf diesen Stein, höchstwahrscheinlich war er derjenige mit den meisten Grenzabgängen im ganzen damaligen Königreich Württemberg. In "Grenzen und Grenzsteine – Bemerkenswertes in und um Aichhalden, Rötenberg und Bach-Altenberg" wird nicht nur all dies und vieles Weitere näher erläutert, es werden auch die bemerkenswertesten Grenzsteine des Gemeindegebietes mit ihren Wappen und Inschriften beschrieben und abgebildet. Im Anhang des Buches wird die Rottweiler Pürschgerichtskarte für den Bereich Aichhalden und Rötenberg vorgestellt, da diese Karte von 1564 die ältesten Ortsansichten der beiden Dörfer zeigt. Außerdem sind für Aichhalden, Rötenberg und Bach-Altenberg die Flurkarten der württembergischen Landesvermessung verkleinert wiedergegeben. Diese Karten zeigen, als Ergebnis der ersten exakten landesweiten Vermessung von 1836/37, nicht nur die Grenzen, sondern auch alle Gebäude, viele topografische Einzelheiten und die Gewannnamen von damals.

Weitere Informationen: Das Buch im Format DIN A5 umfasst 235 Seiten, enthält viele Bilder und kostet 11 €. Es ist im Rathaus in Aichhalden und bei der Ortsverwaltung Rötenberg erhältlich.