Der Landgasthof Engel in Aichhalden. Ob und wie es weitergeht, ist derzeit offen. Foto: Fritsche

Insolvenzantrag: Zweiter Gastwirt in Aichhalden steckt in Problemen. Kundschaft bleibt weg.

Aichhalden - Droht dem Landgasthof Engel in der Ortsmitte Aichhaldens die Schließung? Der Betreiber hat Insolvenz beantragt.

Für das Rathaus ein dramatisches Szenario, ist von dort zu hören. Torsten Seiler hat als Inhaber des Engel die Flucht nach vorne angetreten und die Notbremse gezogen. Nach dem Gasthaus Pflug in Rötenberg steckt also die zweite gastronomische Einrichtung im Gemeindegebiet in finanziellen Schwierigkeiten. Während der Betrieb im "Pflug" erst einmal weiterläuft, ist das für den "Engel" noch offen. "Ich hoffe, dass ich weitermachen kann und nicht aussteigen muss", erklärte Gastwirt Seiler auf Nachfrage unserer Zeitung.

Berliner Holding will nichts investieren

Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Rottweil den Rechtsanwalt Rasmus Reinhardt aus Rottweil bestellt. "Jetzt muss ich mich erst mal einarbeiten", sagt Reinhart. Am 4. Mai hat er das Insolvenzverfahren eröffnet. Gläubiger ruft Reinhardt auf, ihre Forderungen bis zum 13. Juli bei ihm schriftlich anzumelden.

Nach Einschätzung von Seiler hat eine Reihe von Gründen zu dieser Entwicklung geführt, die auch eine sehr gute Bewertung (8,2 Punkte) beim Hotelreservierungsportal www.booking.com nicht abwenden konnte. Seit zehn Jahren ist Seiler Inhaber des Engel. Im Lauf dieser Zeit habe sich das Ausgehverhalten der Gäste geändert. Die älteren Kundschaft käme noch wie früher, bevorzuge gute deutsche oder schwäbische Küche.

Das jüngere Publikum fehle, tendiere eher zum günstigen Döner im Stehen. "Ein gutes Essen am schön eingedeckten Tisch mit Kerze, Serviette und gutem Besteck ist vielen nichts mehr wert", bedauert Seiler.

Dazu kommt, dass er die Preiserhöhungen der Brauereien nicht ohne weiteres an die Gäste weitergeben könne. Und der Tourismus könne das alles nicht auffangen. Zum einen sei die Zahl der Wanderer auf dem Ostwanderweg, die bei ihm einkehren und übernachten, zurückgegangen. Vielleicht weil sie unterwegs auf der langen Tour zu wenig Einkehrmöglichkeiten fänden. "Die kommen oft ganz ausgemergelt bei mir an", berichtet er. Aber auch der "Schlemmerblock", an sich eine gute Sache, bringe nicht so viel, weil die Gäste öfters die Nutzungsregeln nicht beachten und dann enttäuscht sind, wenn sie am falschen Tag kommend nichts einlösen könnten.

Als weiteren wichtigen Grund führt Seiler an, dass er nur einen Teil seiner 15 Zimmer vermieten könne. Die Hälfte der Räume sei zu alt, die Eigentümer des "Engel", eine Berliner Holding, würden nicht investieren und renovieren, trotzdem die Pacht in voller Höhe verlangen.

Eine Schließung des "Engel" würde auch unmittelbar die Ganztagesbetreuung der Grundschüler betreffen. Bislang hat Seiler die Grundschule mit Essen beliefert bzw. die Schüler konnten im Gasthaus günstig essen. Wie es damit und mit dem Gasthaus überhaupt weitergeht, ist noch völlig offen. "Zurzeit wird geprüft, ob und wie der Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten werden kann", erklärt Rechtsanwalt Reinhardt. In Kürze soll auch der Termin für die Gläubigerversammlung feststehen.