Austausch-Schülerinnen aus Peru fühlen sich wohl im Schwarzwald / Essen passt – aktuelle Kälte weniger

Von Lara Kiolbassa

Aichhalden. Sie lernen Deutsch seit dem Kindergarten: die beiden peruanischen Schülerinnen Anna-Lucia Medina und Claudia Sofia Hilares. Derzeit leben sie in Aichhalden und besuchen im Rahmen eines Austauschprogramms die 9. Klasse der Eberhard-Junghans-Schule in Schramberg.

Bevor sie hierher gekommen sind, hatten sie schon einige Tage in Berlin, Stuttgart und Heidelberg verbracht. "Berlin war sehr interessant", schwärmt Claudia. "Wir haben Madame Tussauds und die Berliner Mauer besichtigt." "Aber ich hatte auch ein bisschen Angst, als wir nur zu zweit unterwegs waren", wirft Anna-Lucia ein.

Seit einer Woche sind die Mädchen in Aichhalden und dort werden sie bis Anfang Dezember bei ihren Gastfamilien, bei Stangls und Schillingers, wohnen. In Schramberg und Umgebung gefällt es ihnen sehr gut. Sie schwärmen von der Natur, der Ruhe und dem guten Essen. Roswitha Schillinger, Claudias Gastmutter, erzählt: "Gestern gab es Spätzle. Maultaschen haben wir auch schon gekocht und oft backe ich auch frisches Brot, das ihr sehr gut schmeckt."

Auf die Frage was, in Schramberg denn anders sei als in ihrer Heimatstadt Arequipa, antworten beide: "Das Wetter!" In Peru ist es nie so kalt wie jetzt in Deutschland. "Bei uns in der Stadt ist es auch viel lauter als hier. Überall fahren Autos, und es ist viel bebauter. Eine so große grüne Wiese wie vor dem Haus der Gasteltern gebe es dort selten, meint Claudia. Anna-Lucia pflichtet ihr bei: "In Peru sind die Busse auch nicht so pünktlich wie in Deutschland. Wir fahren viel öfter Taxi, den Bus nehmen wir eigentlich nur zur Schule", erklärt sie.

In der Eberhard-Junghans-Schule gefällt es ihnen sehr gut. "Am Anfang war ich noch sehr nervös", gibt Anna-Lucia zu. "Aber alle Schüler und auch die Lehrer sind sehr nett. Sie sprechen extra langsam, damit ich sie besser verstehen kann." Zweimal in der Woche haben die beiden gemeinsam Unterricht. In Peru besuchen die 16-jährigen Schülerinnen die 10. Klasse an der spanisch-deutschen Privatschule Max Uhle in Arequipa. Einige Unterrichtsfächer wie Biologie und Geschichte, werden dort auf Deutsch unterrichtet. Auch ihre Geschwister gehen auf diese Schule und lernen seit dem Kindergarten Deutsch.

Deutsch zu lernen und eine deutschsprachige Schule zu besuchen, war ihre eigene Entscheidung. Ihre Eltern können kein Deutsch, sie haben keine familiären Wurzeln nach Deutschland. Auf die Frage, wieso sie sich so entschieden haben, zucken beide mit den Schultern. Aber die Sprache gefällt ihnen. Beide möchten Abitur machen und danach Medizin studieren. Für Claudia kommen auch Abiturprüfung und Studium in Deutschland infrage. "Vielleicht gehe ich aber auch in die USA", meint sie.

Die Gastfamilien kümmern sich sehr rührend um die beiden Mädchen. An den Wochenenden unternehmen sie gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel zum Baum-Wipfel-Pfad nach Bad Wildbach. Unter der Woche nehmen sie am ganz normalen Familienleben teil. Vor fünf Jahren waren die damals 11-jährigen Schülerinnen schon einmal im Rahmen des Austauschprogramms in Deutschland. Beide können sich gut vorstellen, später noch einmal zu kommen.