Der Bus für Schüler aus Neuhausen soll nicht auf ewig bezahlt werden. Foto: © Jörg Hüttenhölscher - stock.adobe.com/Photographer: Joerg Huettenhoels

Kinder aus der Enzkreis-Kommune besuchen die Reuchlin-Schulen in Bad Liebenzell. Deren Heimatgemeinde will sich aber nicht an den Transportkosten beteiligen – sehr zum Unmut des Schul-, Kultur- und Sozialausschuss (SKSA).

Es gab Zeiten, da war die Reuchlin-Realschule von sinkenden Schülerzahlen bedroht. Um eine Schließung langfristig abzuwenden, schweifte der Blick über die Kreisgrenze hinaus. Auch in Neuhausen wurden Schüler akquiriert. Um diesen neuen Schülern eine Anfahrt von mehr als einer Stunde mit dem ÖPNV zu ersparen, zahlte die Stadt ihnen erst Taxis – und als die Schülerzahlen stiegen, einen Bus. 2021 kostete das die Stadt 800 Euro im Monat, seit vergangenem Jahr 3000 Euro im Monat. Die Eltern bezahlen zusätzlich einen Eigenanteil.

15 Schüler ab September

Als dieser Vorgang im Februar im Gemeinderat vorgestellt wurde, reagierte das Gremium gereizt. Es wurde gefordert, mit Neuhausen über eine Kostenteilung zu verhandeln. Des weiteren sollte geprüft werden, ob nicht eine öffentliche Buslinie von Neuhausen nach Bad Liebenzell eingerichtet werden könnte. Nun steht das neue Schuljahr vor der Haustüre. 15 Schüler aus Neuhausen werden ab September die Reuchlin-Schulen besuchen. Und deshalb stand das Thema im Schul-, Kultur- und Sozialausschuss (SKSA) wieder auf der Tagesordnung.

Neuhausen will sich nicht beteiligen Die Stadt hat nun Gespräche mit der Gemeinde Neuhausen geführt. „Die Bürgermeisterin der Gemeinde Neuhausen sieht grundsätzlich keinen sehr hohen Mehrwert in dieser Busverbindung“, heißt es in der Sitzungsvorlage zum Schülerverkehr. Denn die Neuhausener Bürgermeisterin gehe davon aus, dass Liebenzeller Kinder eher die Gemeinschaftsschule in Althengstett als die in Neuhausen besuchten.

Sprich: Der Schulbusverkehr bringt Kinder in die Schule nach Bad Liebenzell, aber keine nach Neuhausen. Und die Neuhausener Verwaltung will dafür deshalb nichts bezahlen. „Eine finanzielle Beteiligung schließt die Gemeinde Neuhausen im Moment aus“, steht auch in der Sitzungsvorlage. Immerhin: Der Landkreis Calw stellt eine Förderung der Schülerbeförderung von gut 50 Prozent der Kosten in Aussicht.

Öffentliche Buslinie als Lösung? „Die Situation ist sehr ernüchternd“, meinte Bürgermeister Roberto Chiari. „Wir müssen das Brett ÖPNV weiter bohren“, verwies er auf eine andere Lösung. Eine öffentliche Buslinie zwischen beiden Kommunen befürworte auch Neuhausen. Dafür müssen sowohl das Landratsamt Calw als auch das des Enzkreises beteiligt werden. Und die Calwer Behörde erteilte dem Vorhaben vorerst eine Absage. Das Landratsamt sieht keinen Bedarf.

Kleine Hoffnung

Eine kleine Hoffnung gibt es aber. Denn fährt der Schulbus, kann den auch die Öffentlichkeit benutzen. „Sollte sich dann herausstellen, dass diese Verbindung sehr gefragt und gut genutzt wird, kann nochmals über eine Linie im ÖPNV gesprochen werden“, berichtet die Sitzungsvorlage von den Verhandlungen mit dem Landratsamt. Eine öffentliche Buslinie ist also nicht vom Tisch, aber allenfalls eine mittelfristige Lösung.

Keine Garantie für neue Schüler Im SKSA machte sich Unmut breit. Thomas Becker (UL) kündigte an, dem nächsten Haushalt nicht zuzustimmen, sollte das so weiter gehen. „Wir zahlen 48 000 Euro für Kinder aus anderen Kommen“, regte er sich auf. „Neuhausen muss sich beteiligen“, forderte Gabriele Geikowski (UL). Dietmar Lehmann-Schaufelberger (Grüne) nannte Neuhausens Weigerung ein „starkes Stück“. Katrin Heeskens (UL) forderte die dortigen Eltern auf, sich bei ihrer Verwaltung mehr einzusetzen. Es sah so aus, als wolle der SKSA den Bus nicht mehr bezahlen.

Bürgermeister Chiari erinnerte daran, dass es die Neuhausener Kinder brauche, um den Schulstandort in Bad Liebenzell zu unterstützen und dass man Neuhausen nicht zu einer Kooperation zwingen könne. „Die Eltern verlassen sich darauf, dass der Bus fährt“, so Hauptamtsleiterin Silvia Schuler. Zahle Bad Liebenzell nicht, stünden die Kinder ab September „im Regen“.

Nur noch bis zum Schuljahr 2024/25

Der SKSA schlug schließlich einen Kompromiss vor. Die Stadt zahlt den Transport für die bisher angemeldeten Neuhausener Schüler weiter. Für Neuanmeldungen aus der Enzkreis-Kommune ab dem Schuljahr 2024/25 tue man das jedoch nicht mehr. „Aber der Bus fährt dann doch eh?“, wunderte sich Ekkehard Häberle (CDU). Dann könnten ja auch weitere Kinder mitfahren. Das ändere an den Kosten nichts.

Mitfahren schon, erklärte Schuler. Aber die neuangemeldeten Schüler hätten keinen Anspruch mehr, dass für sie extra ein Bus fahre. Die Stadt müsse den Transport also nur garantieren und bezahlen, bis die neuen Fünftklässler ihren Abschluss gemacht hätten. Diesem Vorschlag folgte der SKSA bei einer Gegenstimme von Gabriele Geikowski (UL).