Stuttgart - Seit die Geschäfte beim Premiumautobauer Daimler besser laufen, jagt eine Erfolgsmeldung die nächste. Zweimal schon hat der Stuttgarter Konzern dieses Jahr die Gewinnprognose erhöht, sechs Milliarden Euro sollen nach aktuellem Stand bis Dezember erwirtschaftet sein. Überraschenderweise mit der gleichen Zahl oder sogar mit noch mehr Beschäftigten als Ende 2009, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche kürzlich mit den Halbjahresergebnissen verkündet hat. Zuvor war das Unternehmen davon ausgegangen, dass die Zahl der Beschäftigten eher abnimmt.

Das soll sie in bestimmten Abteilungen auch - erst vor einem Monat haben sich Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung auf ein neues Programm zum freiwilligen Ausscheiden von Mitarbeitern geeinigt. Damit will der Autobauer seine Verwaltungsfunktionen verschlanken, die Angebote richten sich an Mitarbeiter im Personal- und Finanzwesen, in der Gastronomie, an Verwaltungsangestellte bei Mercedes-Benz Cars und beim Vertrieb in Deutschland sowie an bestimmte dem Vorstand unterstellte Ressorts.

Nach Angaben einer Daimler-Sprecherin beruht das Programm auf doppelter Freiwilligkeit. Das bedeutet, dass das Unternehmen keinen Mitarbeiter zum Ausscheiden zwingen kann. Umgekehrt muss der Autobauer aber auch nicht jeden Beschäftigten, der das gern möchte, mit Abfindung ziehen lassen. Vor allem der Weggang von Leistungsträgern sowie von langjährigen Beschäftigten, die aufgrund ihres Alters und ihrer Betriebszugehörigkeit Anspruch auf eine besonders hohe Abfindung haben, kann so verhindert werden.

Vor der aktuellen Vereinbarung hatte Daimler zuletzt im November vergangenen Jahres 1000 Mitarbeitern in den deutschen Mercedes-Pkw-Werken freiwillige Ausstiegsmöglichkeiten eingeräumt. Dadurch wollte der Autobauer effizienter werden. Mit dem am 1. Juli angelaufenen Programm soll nach Angaben des Betriebsrats erstmals auch Verwaltungsangestellten ein freiwilliges Ausscheiden ermöglicht werden. Eine bestimmte Zahl an Ausstiegsvereinbarungen habe sich das Unternehmen nicht vorgenommen, sagte die Sprecherin.

Trotz teils verbesserter Bedingungen sieht mancher Betriebsrat die Vereinbarung kritisch. In der Vergangenheit habe Daimler so viel Personal abgebaut, dass es kaum mehr Bereitschaft zum Ausscheiden gebe, hieß es. Vielmehr wolle der Konzern wohl gezielt Mitarbeiter loswerden. Im Krisenjahr 2009 war die Daimler-Belegschaft weltweit um 16.000 auf etwas mehr als 256.000 Beschäftigte geschrumpft. Im ersten Halbjahr 2010 stieg ihre Zahl aber wieder leicht.

Nach dem Milliardenverlust 2009 hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche im Frühjahr verkündet, dass der Konzern seine Ausgaben dauerhaft senken müsse. Dazu solle das 2009 um mehr als fünf Milliarden Euro reduzierte Kostenniveau auch 2010 bei steigenden Umsätzen gehalten werden. Das lässt sich unter anderem über Programme zum freiwilligen Ausscheiden erreichen.

Allerdings glaubt der Konzern offenbar nicht daran, dass viele Beschäftigte davon Gebrauch machen werden. Denn verglichen mit einer Vereinbarung aus dem Jahr 2005, an die sich das aktuelle Regelwerk anlehnt, wurde an einigen Punkten nachgebessert. Damals war die Abfindungshöhe samt einer Prämie für Schnellentschlossene auf 275.000 Euro begrenzt gewesen. Die jetzige Vereinbarung sieht nach Informationen dieser Zeitung keine Deckelung vor. Zudem bekommen Mitarbeiter nach ihrem Weggang weitere sechs statt wie früher zwei Jahre Rabatt beim Kauf eines Daimlers.

Frühpensionierungsverträge schließt das Unternehmen künftig mit mindestens 57-Jährigen, 2005 lag die Grenze bei 54 Jahren. Wie damals wird der Weggang Schnellentschlossenen, die sich binnen zwei Monaten entscheiden, mit einer Turboprämie von zehn Prozent der Abfindung, mindestens aber von 17.500 Euro, versüßt. Zudem bietet Daimler Beratungen zur Jobsuche, drei bis fünf Jahre unbezahlte Auszeit oder eine ebenso lange Reduzierung der Wochenarbeitszeit um mindestens zehn Prozent an. Letzteres wird mit einmalig vier Bruttogehältern honoriert.

Trotz teils verbesserter Bedingungen sieht mancher Betriebsrat die Vereinbarung kritisch. In der Vergangenheit habe Daimler so viel Personal abgebaut, dass es kaum mehr Bereitschaft zum Ausscheiden gebe, hieß es. Vielmehr wolle der Konzern wohl gezielt Mitarbeiter loswerden. Im Krisenjahr 2009 war die Daimler-Belegschaft weltweit um 16.000 auf etwas mehr als 256.000 Beschäftigte geschrumpft. Im ersten Halbjahr 2010 stieg ihre Zahl aber wieder leicht.