Mit dem Blumenwalzer eröffnet das Jugendensemble bei diesem etwas anderen Linden- und Spätzlefest die Reihe der Live-Einlagen zum Jubiläum. Foto: Ungureanu

40 Jahre Haus der Volkskunst sind Anlass genug, zu feiern. Allerdings nur online, auf dem YouTube-Kanal "Haus der Volkskunst" und auf "schwaben-kultur.de".

Balingen-Dürrwangen - Das geplante große Fest mit Gästen aus Mexiko, Spanien und Kroatien war zwar wegen Corona abgeblasen worden. Aber gefeiert haben die Frommerner Volkstänzer trotzdem – in kleinem Rahmen, mit Live-Auftritten und Video-Einblendungen aus vier Jahrzehnten.

Für viele junge Menschen, sagte Manfred Stingel, sei dieses Haus zu einem Stück Heimat geworden. 20 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit steckten in den beiden historischen Fachwerkhäusern. Zahlreiche Männer und Frauen hätten dazu beigetragen, zwei "Bruchbuden" zukunftsfähig und zum internationalen Treffpunkt zu machen, zum Museum und zum Wanderheim mit den meisten Übernachtungen im Land.

Mit dem "Blumenwalzer" machte das Jugendensemble um Bastian Niklas den Auftakt der Live-Einlagen bei diesem etwas anderen Linden- und Spätzlefest. Dazwischen erzählten Mitglieder der ersten Stunde, wie sie zur Volkstanzgruppe gekommen sind und warum sie bis heute geblieben sind.

"Regionale Kultur schafft viel Identität"

Anna Fischer, die heute das umfangreiche Kulturarchiv betreut und sich nebenbei auch um die Planung der Übernachtungen kümmert, erinnerte sich: 2001 sei sie ins Haus der Volkskunst gekommen, ihre ganze Kindheit und Jugend habe sie dort verbracht. "Das Festival ›Balingen international‹ ist für mich die schönste Woche im Jahr", sagte sie.

Ein wenig Wehmut klang in den alten Liedern an, aber stellenweise wurde es aber auch lustig. Etwa, wenn man sich anhand von Fotos an die Besuche bei befreundeten Gruppen erinnerte. Oder wenn Manfred Stingel, in all den Jahren die treibende Kraft im Haus, manche Anekdote zum Besten gab.

Zum Beispiel, wie sich die Ortschaftsverwaltung in das mühsam renovierte Haus habe einnisten wollen und die jungen Volkstänzer aus Unmut in der Neujahrsnacht den Standesamtskasten und das Ortsverwaltungsschild mit Böllern sprengten. Zum Beispiel, wie abenteuerlich sich die Finanzierung gestaltet hatte.

Aber Stingel blickte nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft – daher auch das Motto des Fests: "Weitergabe des Feuers". 40 Jahre Haus der Volkskunst seien Anlass für einen Neustart. In Zukunft wolle man "ein bissle regionaler" werden, denn "regionale Kultur schafft viel Identität".

Dringend tanzfreudige Jungs gesucht

Er verwies auf die neuen Kurse und Workshops, die im Herbst beginnen. Unter anderem die Dudelsack-Schule mit Christoph Pelgen und den Nyckelharpa-Kurs von Johannes Maier, aber auch die Ü40-Tanzgruppe, die Web-Schule und die Musikwerkstatt für Sechs- bis Elfjährige, in der Musikinstrumente gebaut werden und gemeinsam musiziert wird.

Nebenbei machten die Mädels der Schülervolkstanzgruppe Werbung in eigener Sache: "Wir brauchen Tanzpartner", sagten sie. Sprich, der Gruppe fehlen noch etliche Jungs. Volkstanz, bemerkte Stingel, sei mittlerweile Weltkulturerbe.

Zwischen die Musik- und Tanzeinlagen, die live übertragen wurden, waren immer wieder musikalische Grüße von befreundeten Gruppen aus der ganzen Welt eingestreut. Aus Japan, wo die Jugendgruppe in diesem Jahr eigentlich hin wollte, aber aus Corona-Gründen nicht hin kann, aus Griechenland, wo man stattdessen hinfahren will, aus Saintes in Frankreich, Spanien und Mexiko.

"Wir brauchen Freunde", sagte Vido Bagur aus Kroatien in seinem Grußwort, "denn wir haben noch viel zu singen und zu tanzen." In der musikalischen Botschaft der Gruppe El Pilar aus Saragossa hieß es: "Amigos para siempre" – Freunde für immer.