Frankfurt (Main) - Mit einer weltmeisterlichen Leistung hat sich Deutschland-Alptraum Japan zum Titelfavoriten geschossen. Nach einem beeindruckenden 3:1 (1:1) im Halbfinale gegen überforderte Schwedinnen können Nippons Fußball-Frauen am Sonntag in Frankfurt (Main) erstmals in einem Weltmeisterschafts-Endspiel um die begehrte Krone kämpfen. Das Team von Trainer Norio Sasaki will nun auch den zweimaligen Weltmeister USA aus den WM-Träumen reißen.

Schnelle Führung für Schweden - Japan kämpferisch

Josefine Oqvist brachte Schweden vor 45.434 Zuschauern, die eigentlich das deutsche Team in diesem Halbfinale erwartet hatten, nach nur zehn Minuten zwar in Führung. Doch wie schon beim überraschenden Viertelfinal-Erfolg gegen das DFB-Team kämpften und rannten die Japanerinnen am Mittwoch unverdrossen und kamen durch Nahomi Kawasumi (18.) schnell zum Ausgleich.

Homare Sawa, die gegen Deutschland den 1:0-K.o. eingeleitet hatte, belohnte Japan für das bessere Spiel mit ihrem vierten WM-Tor (59.). Mit einem 35-Meter-Heber machte Doppeltorschützin Kawasumi (64.) im Frankfurter Stadion alles klar. „Wir haben einen ganz starken Mannschaftsgeist. Ich wollte unbedingt ins Finale“, sagte Yuki Nagasato vom deutschen Meister Turbine Potsdam.

Schwedinnen fehlte Lockerheit auf dem Rasen

Die Schwedinnen, die in der WM-Geschichte beide vorangegangenen Spiele gegen Japan klar gewonnen hatten, fanden trotz des frühen 1:0 nicht zu einem konstruktiven Offensivspiel. Da sich Spielführerin Caroline Seger beim Warmmachen eine Wadenverletzung zuzog und nicht auflaufen konnte, musste Lisa Dahlkvist deren Part in der Mittelfeldzentrale übernehmen.

Japanerinnen technisch und läuferisch überlegen

Gelang das defensiv lange noch ganz gut, so fehlte den Schwedinnen nach vorn die Organisation. Ihnen bleibt am Samstag nur das ungeliebte Spiel um Platz drei.

Japan brachte die technische und läuferische Überlegenheit schon bis zur Pause 62 Prozent Ballbesitz und mehrere gute Torchancen. Doch Torschützin Kawasumi schoss zu unplatziert (28.); einen Freistoß von Aya Miyama konnte die schwedische Torhüterin Hedvig Lindahl noch mit Mühe parieren (34.). Kurz nach der Pause traf die beste Japanerin, Shinobu Ohno, nur die Latte (46.).

Schwedinnen fehlte Lockerheit auf dem Rasen

Auch das 1:1 der Asiatinnen hatte Ohno mit einer schönen Spielverlagerung eingeleitet. Die Flanke von Miyama bugsierte Kawasumi, die neu in die Startelf gekommen war, irgendwie über die Linie. Zuvor hatte Trainer Sasaki bei dieser WM viermal mit der selben ersten Elf begonnen - mit dem Tausch bewies er ein goldenes Händchen. Die lange Zeit einzige Schwäche ermöglichte das schwedische 1:0, als Sawa einen katastrophalen Querpass gespielt hatte.

Schweden, als einzige Halbfinal-Mannschaft ohne Niederlage durch das Turnier gekommen, suchte verzweifelt die Lockerheit auf dem Rasen. Dabei durften die Spielerinnen noch einen Tag vor der Partie in Frankfurt zum Shoppen gehen. Lotta Schelin konnte trotz einer Erkältung zwar mitwirken, doch auch die schwedische Starspielerin fand nicht zu ihrer Form. Für Japan ist die Finalteilnahme nach dem vierten Platz bei Olympia 2008 schon jetzt der größter Erfolg im Frauenfußball.