Emirates setzt auch in Zukunft auf den A380. Die Airline fliegt den Airbus in drei Konfigurationen mit Platz für 489, 517 oder 615 Passagieren. Foto: Sven Hoppe/dpa

Schon vor Corona setzten immer weniger Airlines auf den Airbus A380. Nun stellt der Flugzeugbauer die Produktion ein. Doch der Riesenflieger scheint wieder in Mode zu kommen.

Oberndorf - Für viele Luftfahrt-Fans ist er immer noch ein gewaltiger Hingucker. Der Airbus A380 ist – und bleibt es wohl auch auf unbestimmte Zeit – das größte Passagierflugzeug der Welt. Die Maße des Riesen sind überwältigend: Spannweite 79,80 Meter, Länge 72,70 Meter, Höhe 24,10 Meter und Platz für bis zu 850 Passagiere. Doch ausgerechnet diese beachtliche Größe ist nun mitverantwortlich, dass der Mega-Airbus für den Hersteller zum wirtschaftlichen Mega-Flop wurde.

Emirates größter Abnehmer des A380

Die letzten drei Maschinen gehen voraussichtlich im Dezember in Hamburg über den "Ladentisch". Käufer ist mit Emirates der Hauptabnehmer des A380. Satte 120 der insgesamt lediglich 251 produzierten Doppelstock-Riesen gehören der Golf-Airline. Zum Vergleich: Die Lufthansa besitzt 14 dieser Maschinen, alle sind jedoch im spanischen Teruel „gegroundet“, sechs werden bei Airbus in Zahlung gegeben.

Mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird der A380 wohl nicht mehr abheben. Lieber setzt die Lufthansa auf den ebenfalls vierstrahligen Airbus A340. Zwölf der 17 A340 will Lufthansa verkaufen, fünf sollen auf der Langstrecke zum Einsatz kommen und die Nachfrage nach der First Class bedienen, bis im Spätsommer 2023 der A350 mit einer First Class ab München startet.

Airbus A380: Größe bricht dem Flieger das Genick

Zurück zum A380: Das Vertrauen der Airlines in den Giganten ist bereits vor der Corona-Pandemie abgeschmiert. Aus verschiedensten Gründen. Die einst viel beworbene Größe und die gewaltige Kapazität brechen dem Airbus das Genick. War es vor Jahren noch die Strategie der Fluggesellschaften, möglichst viele Passagiere mit dem Flieger von A nach B zu bringen, um von dort weiter nach C zukommen, setzt man nun auf kleinere Modelle mit dennoch großer Reichweite (Airbus A350 oder Boeing 787), um die Passagiere direkt von A nach C zu bringen. Hinzu kommt, dass Airlines wie TAP Air Portugal z.B. für Langstreckenflüge von Lissabon nach New York sogar die sparsamen Schmalrumpf-Flugzeuge vom Typ A321LR einsetzen. Das LR steht dabei für "Long Range", als große Reichweite.

Airbus A380 soll nicht wirtschaftlich sein

Einige Airlines beklagen, dass der A380 nicht wirtschaftlich genug sei. Vor allem wenn er nicht voll besetzt ist, ist vielen der Kerosinverbrauch zu hoch. Mit einem Listenpreis von 445,6 Millionen Dollar ist das Airbus-Ungetüm alles andere als ein Schnäppchen. Die zu häufig auftretenden Verschleißerscheinungen vor allem an den Tragflächen rückten das Prestige-Flugzeug von Airbus ebenfalls nicht in ein gutes Licht. Verschwindet das Flaggschiff des europäischen Flugzeugbauers also in Zukunft gänzlich vom Radar?

Emirates-Chef Tim Clark sieht im A380 ein sehr potentes Flugzeug

Nicht unbedingt: Die Verantwortlichen bei Emirates kaufen sich die letzten verfügbaren Modelle nicht, weil sie keinen Plan haben, für was sie ihr Geld ausgeben sollen. Nach der Hochzeit der globalen Corona-Pandemie und dem harten Einschnitt in der zivilen Luftfahrt, lässt Emirates seine A380-Flotte wieder vermehrt aus dem Hangar rollen. Die Airline verbindet Dubai wieder mit zahlreichen Zielen auf der ganzen Welt, darunter auch Toronto, Los Angeles, Zürich und München.

„Wenn Wettbewerber ihre A380 stilllegen, ist das Musik in meinen Ohren“

Mehr als 50 A380 sollen bis Jahresende wieder 27 Ziele bedienen. Emirates will in den kommenden zwei Jahrzehnten größter Betreiber des A380 bleiben. Airline-Chef Tim Clark outet sich regelmäßig als A380-Fan: „Das ist ein sehr potentes Flugzeug, und wir werden es bis weit in die 2030er-Jahre hinein nutzen.“ Dem Fachmagzin „airliners.de“ sagte am 5. November: „Wenn Wettbewerber ihre A380 stilllegen, ist das Musik in meinen Ohren.“ Die gesamte Flotte ist aber nicht zu retten. So hat Emirates kürzlich begonnen, den ersten Mega-Airbus auszuschlachten.

British Airways setzt A380 zwischen Frankfurt und London ein

Völlig anderer Meinung ist Akbar Al Baker, Chef von Qatar Airways: „Rückblickend war es der größte Fehler, den wir gemacht haben, den A380 zu kaufen. Wir haben den A380 aus dem Verkehr gezogen, weil er ein sehr treibstoffineffizientes Flugzeug ist. Ich glaube nicht, dass es in absehbarer Zeit einen Markt für dieses Flugzeug gibt.“

Im Jahr 2014 hat Qatar Airways seinen ersten Super-Jumbo erhalten. Nun muss der Airline-Chef zwangsweise mit seiner Aussage zurückrudern. Grund sind Probleme mit 13 Airbus A350-Maschinen, die unerwartete Probleme machen und vorerst am Boden bleiben müssen. So heben künftig einige der zehn A380-Modelle der Airline doch wieder ab.

Singapore Airlines will mit A380 von Frankfurt nach New York fliegen

Andere Fluggesellschaften wie Singapore Airlines (Anfang 2022 soll es von Frankfurt nach New York gehen), Quantas – ein in Dresden generalüberholter A380 der Australier macht sich am Montagmorgen (8. November) auf den 16.111 Kilometer langen Weg nach Sydney – oder British Airways lassen wohlwollend wieder die Triebwerke des Superfliegers an.

A380 von British Airways: Kurzstrecke von Frankfurt nach London

Die Briten starten im November sogar mit einer für einen Langstreckenflieger kuriosen Route. Um die Crews wieder an den A380 zu gewöhnen, wird dieser zwischen dem 8. November und dem 2. Dezember u.a. auf der Strecke London–Frankfurt eingesetzt. Tickets gibt es ab 132 Euro in der Economy Class beziehungsweise ab 259 Euro in der Business Class. Danach geht das Dickschiff wieder auf längere Reisen.

700 Maschinen vom A380 wollte Airbus mal verkaufen, mehr als 251 werden es nicht werden. Für den ehemaligen Lufthansa-Piloten und A380-Flottenchef Jürgen Kaps – er flog den ersten Lufthansa-A380 mit dem Namen Frankfurt – hat der A380 trotzdem eine Zukunft.

Ehemaliger A380-Flottenchef äußert sich zum Airbus

Im Gespräch mit „hrfernsehen“ sagte er: „Es ist immer noch richtig, dieses Flugzeug zu fliegen. Wenn der A380 voll mit Fracht, Post und Gästen ist, dann kann er auch mit der neuen Generation der zweimotorigen Langstreckenflugzeuge betriebswrtschaftlich mithalten.“ Vor allem sei der A380 an Flughäfen, die unter Kapazitätsengpässen leiden, eine gute Alternative.

Ausflottung: Auch Boeing 747 steht vor dem Ende

Das gleiche Schicksal ereilt neben dem Airbus A380 übrigens auch den Jumbo des amerikanischen Flugzeugbauers Boeing. Dieser hatte im Juli 2020 angekündigt, die 747 mit dem markanten Höcker über das Jahr 2022 hinaus nicht mehr produzieren zu wollen. Das bis zur Indienststellung des A380 größte Passagierflugzeug war 1970 in Betrieb genommen worden und bietet theoretisch mehr als 600 Menschen Platz. Auch hier wird der hohe Kerosinverbrauch dem Jumbos zum Verhängnis.

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In der zivilen Luftfahrt ist künftig klein und weit Trumpf. Nichtsdestotrotz werden die Jumbos von Airbus und Boeing an den großen Airports dieser Welt weiterhin zahlreiche Blicke auf sich ziehen, wenn auch nicht mehr so häufig.