Wer der Weihnachtsgeschichte nachspüren möchte, muss derzeit nicht bis nach Bethlehem reisen

Von Verena Schickle Oberndorf. Dass heute jeder nur an Weihnachten denkt, ist klar. Wir denken aber schon ein bisschen weiter. Und geben darum Tipps, was sie tun können, wenn der Festtagsbraten verdaut und die Plätzchen fast gegessen sind."Zwischen den Jahren" ist die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Und es ist für viele die Gelegenheit, um etwas auszuruhen und nachzudenken über das Vergangene und das, was das neue Jahr bringen wird. Der Ausdruck "zwischen den Jahren" hängt zum einen damit zusammen, dass es lange Zeit Verwirrung darüber gab, wann die Geburt Christi war. Und zum andern mit einem Kirchenstreit über den mit einem neuen Kalender verbundenen Anfang des Jahres. Wie auch immer: Wir finden, es ist die perfekte Zeit, für Ausflüge und Ausstellungsbesuche.

u Kunstvolle Krippen Bei der größten baden-württembergischen Krippenausstellung in Zell am Harmersbach (Ortenaukreis) sind derzeit rund 300 Krippen aus 90 Ländern zu sehen. Sie stammen nach Angaben des Heimatmuseums "Fürstenberger Hof", wo die Ausstellung stattfindet, aus dem Besitz des Frankfurter Volkskundlers Hans-Jürgen Rau. Der 80-Jährige gilt als größter Privatsammler Europas. In 48 Jahren hat er weit mehr als 2000 Krippen aus aller Welt zusammengetragen. Besonders wertvolle Ausstellungsstücke sind die lebensfrohen Krippen aus Mittel- und Südamerika. Eine Tonkrippe aus Peru zeigt etwa die Geburt Jesu auf einem Indio-Boot. Die ernsten Gesichter der Krippenfiguren aus Osteuropa bilden dazu einen Kontrast. Aus Afrika stammen viele Krippen-Darstellungen aus Ebenholz und Metall.

Die Ausstellung ist bis 6. Januar zu sehen: dienstags bis samstags, 14 bis 17 Uhr; sonn- und feiertags, 11 bis 17 Uhr, sowie heute und Silvester, 11 bis 15 Uhr.

Auch auf der Insel Mainau im Bodensee gibt es internationale Krippenkunst zu bestaunen. Präsentiert werden rund 30 Exponate aus der Sammlung Würth, wie die Mainau-Betriebsgesellschaft mitteilte. Würth hatte 2002 die Kollektion des Ehepaares Buchholz übernommen, das in gut 40 Jahren Krippen aus rund 130 Ländern von fünf Kontinenten zusammengetragen hat.

Die Schau auf der Mainau will einen Einblick in die Vielfalt der Formen, Materialien und Techniken der Darstellung von Christi Geburt in verschiedenen Kulturkreisen und Religionen geben. Dazu gehören eine aus Rosen- und Palmenholz geschnitzte Krippe aus Togo, eine Schiffskrippe aus Tansania oder aus Ton gefertigte Krippenfiguren aus Ecuador.

Die Ausstellung auf Schloss Mainau ist noch bis 23. Januar täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

u Lichterglanz "Lucy" verbreitet derzeit Weihnachtsstimmung in der Zürcher Bahnhofstraße. Ein funkelnder Sternenhimmel aus fast 12 000 Kristallen mit LED-Lämpchen spannt sich über die teuerste Einkaufsstraße der Schweiz. Die "Neue Zürcher Zeitung" fühlt sich von "Lucy" gar an ein "eingefrorenes Feuerwerk" erinnert. Besucher seien wie von "reflektierendem Plankton" umgeben, heißt es. "Lucy" ist übrigens nach dem Beatles-Song "Lucy In the Sky With Diamonds" benannt.

Auch das elsässische Straßburg setzt auf Lichterglanz: 27 Kilometer Lichterketten beleuchten die Straßen. Bäume blinken, an Straßenlampen glitzern Sterne und andere Leuchtfiguren, Lichtregen in allen Farben erhellen die Fußgängerzonen bis hin in die Außenbezirke der Stadt. Sogar Baukräne in Industriegebieten werden nachts zu fantastischen Leuchtfiguren.

u Kulturelle Einblicke "Trachten – getragene Identität" ist die Weihnachtsausstellung im Alten Schloss in Altensteig (Kreis Calw) überschrieben. Das Museum zeigt auf vier Stockwerken Trachten aus drei Jahrhunderten und unterschiedlichen Regionen – unter anderem Südtirol, Siebenbürgen und Hessen. Dass natürlich der berühmte Bollenhut der Gutacher Tracht nicht fehlen darf, versteht sich von selbst. Außerdem ist etwa ein ganzer Hochzeitszug in der Würzbacher Tracht zu sehen.

Begleitend zur Ausstellung sind Kunsthandwerker im Alten Schloss zu Gange. Am zweiten Weihnachtsfeiertag beispielsweise lassen sich Meinrad Buckenmaier (Keramik), Hannelore Jänisch (Porzellanmalerei) sowie Walter Mohr (Bienenwachskerzen, Honig) über die Schulter schauen.

Die Schau ist bis 9. Januar zu sehen: mittwochs und samstags von 14 bis 17 Uhr; an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Heute, morgen sowie an Silvester und Neujahr bleibt das Museum allerdings geschlossen.

Einblicke in die kleinen Freuden des Alltags gewährt derzeit das  Museum für Brotkultur in Ulm. Dort steht die Sonderausstellung "Puppenküche – Kinderspiel" auf dem Programm. Zu sehen sind Erinnerungsstücke, Spielsachen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die rund 50 Privatpersonen zur Verfügung gestellt haben. Ein kleiner Kaufladen mit Miniatur-Lebensmitteln, Kinder, die in der guten Stube der Familie Tee servieren oder auf dem Puppenherd eine Suppe rühren.

Gerade an Weihnachten bauten Familien früher ihre Puppenstuben auf. Damit war schon klar, was viele Mädchen am liebsten unterm Baum entdecken wollten: Möbel und allerlei Zubehör für den ersten eigenen Haushalt im Miniaturformat.

"Puppenküche – Kinderspiel" ist noch bis 15. Januar, täglich von 10 bis 17 Uhr, zu sehen. Einige Ausnahmen gibt es allerdings: heute, morgen und Silvester bleibt das Museum geschlossen, am 1. Januar hat es nur von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen: www.zell.de www.mainau.de www.zuerich.com www.otstrasbourg.fr www.altensteig.de www.museum-brotkultur.de