Ursula Cantieni gehörte fest zum Rateteam von „Sag die Wahrheit“ Foto: dpa/Uli Deck

Sie war das prägende Gesicht des SWR: Ursula Cantieni spielte fast dreißig Jahre in der Serie „Die Fallers“. Nun ist die beliebte Schauspielerin gestorben.

Vermutlich werden sie viele einfach Johanna genannt haben. Schließlich ging diese Johanna Faller fast dreißig Jahre lang in vielen Haushalten quasi ein und aus. Mit Kittelschürze und Strickjacke war sie eine der prägenden Figuren in der Schwarzwaldserie „Die Fallers“, die seit 1994 im SWR lief und sich um Schönheiten und Nöte des Lebens auf dem Lande drehte. Als Ursula Cantieni Anfang vergangenen Jahres „aus persönlichen Gründen“ ihren Abschied aus der Erfolgsserie ankündigte, vermuteten die Fans schon Ungutes. Nun ist die Schauspielerin an ihrem Wohnort in Baden-Baden gestorben – nach schwerer Krankheit, wie es beim SWR heißt. Sie wurde nur 75 Jahre alt.

Schon mit 27 Jahren wurde sie Professorin

Ursula Cantieni hat beim SWR Fernsehgeschichte mitgeschrieben, obwohl sie zunächst gar nicht Schauspielerin werden wollte. Die gebürtige Schweizerin hatte zwar schon als Kind als Schneewittchen auf der Bühne gestanden, nach dem Umzug von Graubünden nach Stuttgart studierte sie nach dem Abitur aber an der dortigen Schauspielschule in erster Linie Sprecherziehung. Sie hatte Lehraufträge und wurde 1978 schließlich Professorin für Sprechausbildung an der Folkwangschule in Essen – mit nur 27 Jahren.

Die Landesbühne Esslingen war ihr Sprungbrett

Die Leidenschaft fürs Spielen war dann aber doch zu groß, sodass Ursula Cantieni Ensemblemitglied an der Württembergischen Landesbühne und am Stadttheater Konstanz wurde, was sich als perfektes Sprungbrett zu einer erfolgreichen Karriere erwies. 1985 hatte sie ihre erste Fernsehrolle im Film „Polenweiher“, in dem sie, wie später auch als Johanna Faller, eine Landwirtin spielte. Als sie im SWR für „Die Fallers“ vorsprach, kam ihr ihr Schweizerdeutsch zupass, das es ihr erleichterte, den Schwarzwälder Dialekt anzunehmen.

So prägte sie das SWR-Fernsehen, wo sie auch fast zwanzig Jahre lang in der SWR-Quizshow „Sag die Wahrheit“ zum Rateteam gehörte. Auch privat war Ursula Cantieni eher beständig und mit dem Redakteur und Filmautor Markus Hubenschmid verheiratet. Sie gab ein Kochbuch heraus und war eine Weile lang auch beim Schweizer Fernsehen als Sprechtrainerin tätig.

Sie wollte sich nach ihrem TV-Abschied mehr nach sich selbst schauen

Sie sei sehr dankbar, dass sie „nach all den hochintensiven Jahren“ nun endlich Zeit habe, auch nach sich selbst zu schauen, sagte sie bei ihrem Abschied von „Die Fallers“. Sie habe manches „Erinnerungsstück aus der Serie „in ihrem Charakter eingebaut“ und habe oft gedacht, dass ihr einige Eigenschaften der Johanna auch selbst gut anstünden – vor allem deren „Geduld und Moderationsfähigkeit, liebevoll oder vehementer einzugreifen“. Zwei Jahre sollten „Die Fallers“ ursprünglich laufen, am Ende wurden rund 1200 Folgen daraus, in denen die Johanna ihr sehr „ans Herz gewachsen“ sei.