Im Zollernalb-Klinikum rumort's gewaltig. Foto: Archiv

Krankenhaus-Beschäftigte finden zu Sybille Ächtler keinen Draht. Gesprächswünsche würden abgeblockt.

Zollernalbkreis - Rund um das Zollernalb-Klinikum gibt es eine neue Debatte – nun geht es um die Frau an der Spitze: Der Unmut bei den Klinik-Beschäftigten über Geschäftsführerin Sybille Ächtler ist nach Informationen unserer Zeitung gewaltig. Offenbar gibt es sogar die Forderung, ihren Arbeitsvertrag nicht zu verlängern.

Ächtler hatte erst im April die Nachfolge von Josef Weiss angetreten, dies in einer Zeit der großen Unruhe: Kaum im Amt, wurden die beiden Gutachten zur möglichen Zukunft des Zollernalb-Klinikums vorgestellt. Davor war sie als Regionaldirektorin bei den Enzkreiskliniken sowie in der erweiterten Geschäftsführung der Klinikholding Ludwigsburg tätig.

Angetreten ist Ächtler im April mit der Aufgabe, das Klinikum in die Zukunft zu führen. Innerhalb kürzester Zeit, so scheint es nun, hat sie sich mit dem Personal der beiden Krankenhäuser in Albstadt und Balingen überworfen – dies so sehr, dass mittlerweile anscheinend sogar Unterschriften gegen sie gesammelt werden: Ächtler soll, so heißt es, gekündigt werden.

Im Kern geht es bei dem Unmut um ein massives Kommunikationsproblem. Anders als ihr Vorgänger Josef Weiss, der, wenn auch in der Sache bisweilen hart, als "jovial" und "umgänglich" beschrieben wird, finden die Klinik-Beschäftigten zu Sybille Ächtler wohl buchstäblich keinen Draht. Gesprächswünsche würden abgeblockt.

Auf der anderen Seite hat Ächtler, so schildern es Ärzte und Krankenschwestern gegenüber unserer Zeitung, gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit am Zollernalb-Klinikum mit ihrer Art der Kommunikation sofort Kopfschütteln ausgelöst. Genannt werden immer wieder zwei E-Mails, die sie an den ganz großen Verteiler geschickt haben soll. Zum einen beschwerte sie sich über den "Saustall", der ihrer Meinung nach in der Umkleidekabine einer Station herrschte – diese hatte sie auch fotografiert, das Bild hing der E-Mail an. Zum anderen ordnete sie an, dass, anders als bis dato üblich, kostenlose Getränke fürs Personal nicht mehr so frei verfügbar stehen sollen.

Dabei geht es, könnte man meinen, um Kleinigkeiten, um, insbesondere bei den Getränken, liebgewonnene Gewohnheiten. Durch die Umkleide-E-Mail indes fühlten sich die Betroffenen sehr brüskiert und auf großer Bühne bloßgestellt. Und das mit den Getränken, meinen viele, hätte man einfach auch besser vermitteln können.

Bei den Getränken geht es indes auch nicht um die eine oder andere Flasche Sprudel mehr oder weniger, sondern offenbar ums Prinzip: Das Klinikum soll sparen. Dass das Klinikum besser und anders laufen sollte, daraus hatte Sybille Ächtler seit ihrem Arbeitsbeginn keinen Hehl gemacht. Insbesondere in finanzieller Hinsicht wollte sie in dem Betrieb, der chronisch defizitär ist, einiges auf den Prüfstand stellen, ein operatives Controlling einführen, um Kostentransparenz herzustellen und Einsparpotenziale auszumachen.

Dazu passt, und das ist ein weiterer Kritikpunkt aus den Reihen der Klinik-Beschäftigten, dass vakante Assistenzarztstellen derzeit nicht mehr besetzt werden. Dies nach Angaben von Beschäftigten mit dem Argument, dass zunächst das Ergebnis eines externen Gutachtens abgewartet werden solle. Die Ärzte treibt deswegen derzeit zweierlei um: eine enorm gestiegene Arbeitsbelastung – und die Sorge, ob der Betrieb angesichts des fehlenden Personals auf Dauer gutgehen kann.

Landrat Günther-Martin Pauli, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats des Klinikums, steht angesichts des massiven Unmuts in den Reihen des Personals vor einem Dilemma. Gäbe er der angeblich vorgetragenen Forderung nach einer Entlassung Ächtlers nach, dann stünde das Zollernalb-Klinikum in einer turbulenten Zeit ohne Chef da. Die Entlassung Ächtlers würde es zudem nicht gerade einfacher machen, einen neuen Geschäftsführer zu finden.

Stellte sich Pauli hinter Ächtler, wäre das ein klares Signal der Rückendeckung – nicht nur für die Geschäftsführerin persönlich, sondern auch für deren Kurs, das Klinikum neu aufzustellen. Zugleich aber würde Pauli damit wohl die Klinik-Beschäftigten gegen sich selbst aufbringen – mit möglicherweise negativen Folgen für die Patienten.

Sybille Ächtler war in dieser Woche für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sie ist im Urlaub. Landrat Pauli will sich zu dem angeblichen Unmut im Klinikum mit Verweis auf "interne Vorgänge" und "Personalangelegenheiten" auf Anfrage nicht äußern. Nur soviel sagt er: Es müssten in nächster Zeit "viele Gespräche geführt" werden".