Die Hechinger Fußball-Fans feierten den Sieg von Jogis Jungs. Foto: Klaus Stopper

Hunderte Autos fahren in Innenstadt Korso, Fußballfans jubeln – und manch einer will es zunächst nicht nicht glauben.

Zollernalbkreis - 7 : 1 im Halbfinale gegen Brasilien – das hat auch im Zollernalbkreis keinen kalt gelassen. In den Städten formierten sich Autokorsos, Fußballfans feierten auf den Straßen.

"Das war wirklich das außergewöhnlichste Halbfinalspiel, das ich jemals gesehen habe", sagt der 19-jährige Nico Rewes. Er hat sich das Spiel ganz entspannt zusammen mit fünf Freunden angeschaut. "Wir saßen alle im Deutschlandtrikot vor dem Fernseher, mit unseren Tröten bewaffnet und haben die deutsche Mannschaft angefeuert. Es war wirklich eine unglaubliche Stimmung." Während des Spiels gaben die sechs Jungs Vollgas, tröteten, feierten und hatten Spaß, doch nach dem Abpfiff war allerdings schnell Feierabend, schließlich mussten sie am nächsten Tag wieder früh aufstehen.

Auch der 18-jährige Tobias Hummel ist absolut hin und weg: "Das war wirklich ein historisches Ereignis. Für beide Mannschaften. Gegen die Spielfreude der Deutschen kamen die Brasilianer einfach nicht an." Zusammen mit mehr als 800 anderen Fußballfans hat der Abiturient das Spiel in der Stadthalle verfolgt. Nach dem 2 : 0 ging er für einen Moment auf die Toilette. Ein Fehler, wie sich zeigen sollte: "Ich hörte es draußen jubeln, rannte raus und sah noch die Wiederholung des Tors." Danach ging es noch in den Südbahnhof, um den Sieg noch gebührend zu feiern.

Für Matthias Masan, Jugendleiter beim Sportverein Rosenfeld, ist das spektakuläre Ergebnis gegen Brasilien überraschend. "Jeder Fußballroutinier würde sagen: So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt er. Für ihn wie für seine Kollegen sei die Nacht kurz gewesen. Masan schaute sich das Spiel in der Balinger Stadthalle an und hatte danach, wie er sagt, einige Mühe, ob des Balinger Autokorsos nach Rosenfeld zu kommen. Dort schaute er noch im Sportheim vorbei, das am Sonntag ab 18 Uhr offen ist. Einen positiven Nebeneffekt sieht der SVR-Jugendleiter für seinen Verein: "Die WM ist gute Reklame für den Fußball." Er rechnet mit Zulauf beim Jugendfußball.

In Albstadt herrschte am Tag eins nach dem Fußballwunder von Belo Horizonte wieder Alltag: Von übernächtigten oder zu spät gekommenen Schülern wusste Christian Schenk, Rektor des Gymnasiums Ebingen, nichts, versicherte aber, dass man Nachsicht walten lassen werde. Für den Morgen nach dem Finale hat man Vorkehrungen getroffen: Am Montag, 14. Juli, werden keine Klassenarbeiten geschrieben. Im übrigen gab es maßlose Verblüffung: So richtig konnte keiner glauben, was da am Vorabend passiert war; zu spektakulär erschien das Auseinanderbrechen der brasilianischen Abwehrreihen.

Einige Hechinger Schulen ließen nach dem späten WM-Halbfinalspiels den Unterricht gestern eine Stunde später beginnen. An der Werkrealschule und an der Realschule durften die Schüler später kommen. Das war aber für die Werkrealschule die Ausnahme: "Ich halte es für fragwürdig, alles nach der WM auszurichten", sagt Rektorin Ursula Schön. Auch am kommenden Montag nach dem Endspiel müssten die Schüler wie gewohnt zur ersten Stunde erscheinen. Anders verhielt es sich an der Hechinger Grundschule: Dort mussten die Kinder gestern zur ersten Stunde kommen. Ob sie am Montag nach dem Finale länger schlafen dürfen, will die Schule noch entscheiden. Am Gymnasiun dürfen die Fachbereichsleiter von Fall zu Fall festlegen, wann sie nach einem späten WM-Spiel mit dem Unterricht beginnen.

Die Polizei war präsent: Ein Autokorso mit 300 Fahrzeugen hatte sich nach dem erfolgreichen Spiel der deutschen Nationalmannschaft spontan formiert und drehte in Balingen seine Runden – bis gegen 0.30 Uhr. Zudem versammelten sich Fußballfans in der Innenstadt, um den Einzug der deutschen Mannschaft ins Finale zu Feiern. Vereinzelt musste die Polizei Autofahrer und Mitfahrer sowie Fußgänger auf das richtige Verhalten im Straßenverkehr hinweisen. Um Gefahren beim Aufeinandertreffen von Fußgängern und Autofahrern zu vermeiden und den Lärm in der Innenstadt in Grenzen zu halten, wurde nach Absprache mit der Verkehrsbehörde die Wilhelmstraße vorübergehend gesperrt. Der Verkehr wurde über die Behrstraße umgeleitet.

In Hechingen jubelten und feierten nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft etwa 400 Fußballfans auf dem Obertorplatz. Zudem bildete sich ein Autokorso mit etwa 50 Fahrzeugen. Zugunsten der Verkehrssicherheit wurde auch dieser Platz nach Absprache mit der Verkehrsbehörde für etwa 30 Minuten gesperrt.

In Burladingen kamen etwa 30 Fahrzeuge zum Autokorso am Kreisverkehr, und etwa 100 Fußballfans, die zu Fuß unterwegs waren, feierten mit. Auch dort wurden verkehrslenkende Maßnahmen getroffen, vereinzelt wurden Fahrer und Mitfahrer sowie Fußgänger auf das richtige Verhalten im Straßenverkehr hingewiesen. Ziel sei es gewesen, Unfälle zu vermeiden, sagt Bärbel Schatz vom Polizeipräsidium Tuttlingen. Insgesamt sei aber alles sehr friedlich abgelaufen, eben "normal". Am Sonntag beim Finale werde die Polizei verstärkt im Einsatz sein: "Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass Fußballfans feiern. Wir kennen die Gefahren."