Senioren am Steuer: Wer sich nicht mehr sicher fühlt und seinen Führerschein freiwillig abgibt, soll künftig ein Jahr lang kostenlos mit Bus und Bahn fahren dürfen. Foto: Kästle

Landkreis möchte älteren Autofahrern entgegenkommen, die freiwillig auf ihre Fahrerlaubnis verzichten.

Zollernalbkreis - Je älter ein Mensch wird, desto unsicherer wird er am Steuer. Aber die Mobilität ist ihm lieb und teuer. Der Kreisseniorenrat hat angeregt, bei Abgabe des Führerscheins im Zollernalbkreis ein Jahresticket für den öffentlichen Personnennahverkehr (ÖPNV) anzubieten. Die Pläne sehen vor, Senioren, die bereit sind, freiwillig auf ihre Fahrerlaubnis zu verzichten, ein Jahr lang ein Seniorenticket entsprechend dem naldo-Angebot "Abo 63 plus" zu finanzieren. Das ist wichtig, denn Mobilität bedeutet für Senioren ein Stück Lebensqualität. Von den 75-jährigen und älteren Autobesitzern fahren gut 50 Prozent noch mehr als 5000 Kilometer im Jahr.

Durch das Jahresticket, das bei freiwilliger Führerscheinabgabe angeboten werden soll, sei die persönliche Mobilität per ÖPNV weiterhin gegeben, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts: "Das Verfahren soll möglichst unkompliziert und unbürokratisch abgewickelt werden. Dazu soll ein vertrauliches Beratungsgespräch bei den Führerscheinstellen stattfinden."

Laut Verkehrsamtsleiter Hardy Losekamm wird mit 15 Interessenten im Jahr gerechnet. Das würde den den Landkreis 8300 Euro im Jahr kosten. Die "technische Umsetzung" werde im Moment mit dem Verkehrsverbund naldo geklärt.

"Interessierte können sich voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres an eine Führerscheinstelle im Landkreis wenden und einen Beratungstermin vereinbaren", heißt es in der Mitteilung des Landratsamts weiter.

Aber ist man irgendwann tatsächlich zu alt für den Straßenverkehr? Nicht unbedingt: Allein am Alter kann man die Fahrtauglichkeit nicht festmachen. Senioren kompensieren – so das Ergebnis einer Untersuchung – ihre Defizite, passen sich oft von selbst ihrer veränderten Gesundheitslage an und bauen im Vergleich zu jungen Fahrern sogar weniger Unfälle.

Speziell für ältere Autofahrer bietet die Verkehrswacht Zollernalbkreis regelmäßig Pkw-Sicherheitstrainings an, die dabei helfen sollen, die eigenen Schwachstellen zu erkennen.

Grundsätzlich sind Senioren im Straßenverlehr kein erhöhtes Risiko: Die Statistik zeigt, dass nur in zehn Prozent der Unfälle mit Verletzten die Hauptverursacher ältere Autofahrer sind. Nur bei 3,8 Prozent aller Fahrerlaubnisentzüge handelt es sich um Personen, die älter als 60 sind. Ein erhöhtes Risiko durch ältere Autofahrer gibt es also laut Verkehrswacht nicht.

Wer die Fahrerlaubnis erworben hat, muss also nicht fürchten, dass diese irgendwann ungültig wird, wenn er sich halbwegs anständig im Straßenverkehr verhält. Zuweilen kann es allerdings passieren, dass ältere Fahrer ins Visier der Fahrerlaubnisbehörde geraten. Zum Beispiel dann, wenn sie übertrieben langsam fahren oder plötzlich unvermittelt bremsen. In diesem Fall kann durch die Polizei eine Prüfung der Fahrtauglichkeit gefordert werden. In besonderen Fällen wird auch eine ärztliche oder Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet. Ein Widerspruch ist dann zwecklos, denn wer sich der Aufforderung der Behörde verweigert, dem kann der Führerschein tatsächlich entzogen werden.