Ein Bus hält am Balinger City-Center: Im öffentlichen Personnennahverkehr werden die Angebote permanent geprüft und bei Bedarf nachgebessert. Foto: Engelhardt

Kostendeckende Nachfrage ist kein Kriterium: Gute Anbindung dient Daseinsvorsorge und wird nicht an Fahrgastzahlen festgemacht.

Zollernalbkreis - Bedarf besteht, und das Angebot stimmt: 74,4 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr im Bereich des Verkehrsverbunds naldo mit Bus und Bahn unterwegs. Derzeit wird ein Fortschreibungsbedarf des Nahverkehrsplans geprüft.

Der Berufsverkehr hat um 4,5 Prozent zugelegt, der Gelegenheitsverkehr um 3,2 Prozent. Allerdings wirkt sich die demografische Entwicklung aus: Der Rückgang im Bereich der Schülerbeförderung beschert dem Verkehrsverbund nach wie vor Einbußen.

Den Nahverkehrsplan hatte der Kreistag bereits 1998 beschlossen und fünf Jahre später fortgeschrieben. Unter anderem geht es darin um die Abschätzung des zu erwartenden Verkehrsaufkommens und die demografische Entwicklung, um "Schwachverkehrszeiten" und "bedarfsgesteuerte Systeme". Nicht zuletzt geht es aber auch um die Qualität des Angebots. Unter anderem muss der innerörtliche Verkehr binnen vier Minuten zu Fuß erreichbar sein, der Verkehr auf den Hauptachsen – den Bundesstraßen 27 und 463 – binnen 15 Minuten.

Was die Stadtverkehre angeht, so werden diese, wie das Landratsamt mitteilt, zum Teil auch von den Städten und Gemeinden – sofern das gewünscht ist – selbst organisiert und erbracht; sie sind zum Teil mit dem Überlandverkehr verknüpft.

Die Fahrzeuge – so die Vorgabe im Nahverkehrsplan – sollten nicht älter als zehn Jahre sein; für den innerörtlichen Verkehr sollten "Niederflurfahrzeuge" mit absenkbarem Wagenboden eingesetzt werden. Und: Die Kapazität sollte so bemessen sein, dass außerhalb der Hauptverkehrszeiten nur die Sitzplätze belegt sind. Das bedeutet, dass kein Fahrgast außerhalb der Hauptverkehrszeiten im Bus stehen sollte. Ein wesentliches Kriterium ist die Verlässlichkeit: Bus und Bahn sollten – so die Vorgabe im Nahverkehrsplan – pünktlich sein.

Und wie sieht es mit den Bussen aus, in denen nur ein oder zwei Fahrgäste, manchmal auch gar keiner unterwegs sind? Die Nachfrage dürfe nicht das einzige Kriterium für die Bedienungsqualität sein, heißt es in den Vorgaben.

"Die Auslastung der Linien wird ständig beobachtet, und es wird nachgesteuert, falls dies möglich und erforderlich ist", teilt das Landratsamt auf Nachfrage mit. So würden beispielsweise beim Rufbus monatlich Fahrgastzahlen erhoben, um die Akzeptanz des Angebots beurteilen zu können.

In ähnlicher Form werde auch bei anderen Verbindungen verfahren: "Bei Freizeitangeboten kann dementsprechend auch kurzfristig reagiert werden."

Was die "allgemeinen ÖPNV-Linien" angehe, könne der Erfolg nicht allein an den Fahrgastzahlen festgemacht werden. Diese Verbindungen dienten der Daseinsvorsorge. Ziel sei es, "auch die Bevölkerung in kleineren Gemeinden oder Teilorten an den ÖPNV anzubinden". Deshalb könne in diesen Bereichen nie mit einer kostendeckenden Nachfrage beziehungsweise ausgelasteten Fahrzeugen gerechnet werden.

Untersucht werden auch die Fahrzeiten zum nächsten Mittelzentrum im Zollernalbkreis: Keine Fahrt dauert länger als 30 Minuten, zwei Strecken liegen knapp darunter – die Verbindungen von Heiligenzimmern beziehungsweise Obernheim nach Balingen.

Eine weitere Frage, der die Verkehrsbehörde bereits im vergangenen Jahr nachgegangen ist: Sind die Haltestellen im Kreis rollstuhl-, kinderwagen- oder blindenfreundlich? Von 504 Haltestellen mit 778 Haltepunkten, die im vergangenen Jahr untersucht und fotografiert worden sind, sind nur drei – also 0,4 Prozent – barrierefrei. 80 Prozent werden als "eingeschränkt barrierefrei" eingestuft, die restlichen als "nicht barrierefrei".

Die Herrichtung der Haltestellen ist in der Zuständigkeit der Städte und Gemeinden. Die Verkehrsunternehmen sind lediglich für das Aufstellen der Schilder und den Fahrplan verantwortlich.