Willi Kipke, Ansprechpartner für betriebliches Gesundheitsmanager, Geschäftsführer Klaus Knoll und Pressesprecher Erwin Graf (von links) stellten den Gesundheitsreport vor. Foto: Schnurr

Jeder zweite AOK-Versicherte wurde 2012 krankgeschrieben. Ältere Arbeitnehmer fallen durchnittlich länger aus.

Balingen - Für Klaus Knoll war es am Mittwoch eine Premiere: Seit Januar ist er Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Neckar-Alb, jetzt stellte er in Balingen erstmals den jährlichen Gesundheitsreport der Krankenkasse vor.

Im Zollernalbkreis sind 38.374 Arbeitnehmer bei der AOK versichert. Das entspricht einem Marktanteil von rund 50 Prozent und einem Zuwachs von knapp 2,7 Prozent. Die Ergebnisse des Gesundheitsreports stehen laut Klaus Knoll daher repräsentativ für alle Beschäftigten im Kreis.

Jeder zweite an der Zollernalb AOK-Versicherte wurde 2012 krankgeschrieben. Je Person kamen durchschnittlich 14,1 Krankheitstage zusammen. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg waren es 2012 17,3 Tage. "Im Zollernalbkreis ist man offensichtlich gesünder", hielt Geschäftsführer Knoll fest.

Allerdings hat der Krankenstand im vergangenen Jahr zugenommen, auf jetzt 4,7 Prozent. Das gilt vor allem in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. Immer mehr Beschäftigte arbeiten auch in diesem Alter voll, und wenn sie erkranken, fallen sie durchschnittlich länger aus als jüngere Kollegen. "Darüber müssen sich die Firmen zunehmend Gedanken machen", unterstrich Willi Kipke, Ansprechpartner für betriebliches Gesundheitsmanagement der AOK in Balingen.

Bei den Geschlechtern liegen Männer (14,4 Krankheitstage) und Frauen (13,6 Tage) nicht weit auseinander. Wohl aber zeigen sich Unterscheide bei den Berufsgruppen: Finanzdienstleister und andere Leute mit Bürojob machen knapp drei Prozent des gemeldeten Krankenstands aus, körperlich anstrengende Berufe wie Lagerarbeiter mehr als sechs.

Prozentual die meisten Tage Arbeitsunfähigkeit fallen bei den Beschäftigten durch Muskel- und Skelett sowie Atemwegserkrankungen, Verletzungen und psychische Krankheiten an. Besonders der letztgenannte Bereich ist laut Klaus Knoll ein wachsendes Problem: "Das müssen wir aufmerksam verfolgen." Zum einen, weil immer mehr Krankheitstage durch psychische Erkrankungen anfallen, zum anderen, weil sie die längsten Krankschreibungszeiten verursachen – 2012 durchschnittlich 27,5 Tage.

Laut Willi Kipke wäre es aber falsch, pauschal zu sagen: "Arbeit macht krank." Im Gegenteil könne eine berufliche Tätigkeit auch stabilisierend wirken. Allerdings sollten Arbeitgeber durchaus das berufliche Umfeld so gestalten, dass es nicht krank macht. Einen Teil der Faktoren, die zu Krankheiten wie Depressionen und Belastungsstörungen führen, können die Betriebe selbst beeinflussen. Bei der Analyse sowie der Umsetzung geeigneter Maßnahmen können sie Unterstützung von der AOK erhalten.