Die Feldbetten stehen in der Balinger Kreissporthalle bereit. Von diesem Samstag an werden dort die ersten Corona-Patienten aufgenommen. Foto: Maier

Notstation in Kreissporthalle geht Samstag in Betrieb. Ambulanz kommt in SparkassenArena. Mit Video

Zollernalbkreis - Im Zollernalbkreis sind die Planungen für den erwarteten großen Anstieg der Zahl der Corona-Erkrankten abgeschlossen. Nahe beieinander im Süden Balingens gehen neben dem bereits laufenden Testzentrum auf dem Messegelände in den nächsten Tagen die Notstation in der Kreissporthalle sowie die Schwerpunktambulanz in der SparkassenArena in Betrieb.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Tag für Tag steigt die Zahl der an dem neuartigen Virus erkrankten Menschen im Zollernalbkreis weiter. Am Mittwoch wurden 57 neue Fälle genannt, damit beträgt die Zahl der bekannt gewordenen Infektionen nun 219. 66 Menschen befinden sich derzeit zur Behandlung im Krankenhaus, neun davon in intensivmedizinischer Betreuung. Weil eine solche Entwicklung absehbar war, haben der Landkreis, das Zollernalb-Klinikum und die Hausärzte, so formulierte es Landrat Günther-Martin Pauli am Mittwoch, an einem Strang gezogen: Mit Besonnenheit habe man versucht, in der Lage zu sein, nicht nur reagieren zu müssen. Die Corona-Zentrale in Balingen ist nun kurz davor, einsatzbereit zu sein.

Schwerpunktambulanz: Diese wird in der SparkassenArena, eigentlich Heimat der HBW-Bundesligahandballer, eingerichtet. Geleitet wird sie von dem Balinger Mediziner Daniel Urban. Der Facharzt für Innere Medizin schließt dafür seine Praxis. Ziel sei es, so Urban, dass alle Menschen, die Corona-Symptome an sich bemerken oder sonstwie den Verdacht haben, sich das Virus eingefangen zu haben, künftig in der Arena und eben nicht mehr bei ihren Hausärzten vorstellig werden. Anmeldungen seien dafür nicht notwendig. Damit entlaste man die Praxen im Kreis, sofern sie nicht bereits wegen Corona geschlossen sind.

Neben der Untersuchung wolle man auch Beratung und Vorsorge bieten, Rezepte ausstellen – und, falls notwendig, die Patienten ans wenige Meter entfernte Corona-Testzentrum weiterverweisen. Wann genau die Ambulanz in Betrieb geht, steht noch nicht fest: Daran arbeite man mit Hochdruck, so Urban, es müssten noch Formalien mit der Kassenärztlichen Vereinigung geklärt werden.

Corona-Testzentrum: Dieses ist seit Samstag vergangener Woche auf dem Balinger Messegelände eingerichtet und wird vom DRK betrieben; davor wurden die Abstriche bei Corona-Verdachtsfällen am Balinger Krankenhaus genommen. Millerweile seien von rund 1800 Menschen Abstriche genommen worden, sagte DRK-Kreisvorsitzender Heiko Lebherz, das Testzentrum laufe gut. Daneben gebe es eine mobile Einheit, die Personen aufsucht, die nicht aufs Messegelände kommen können, weil sie etwa erkrankt oder pflegebedürftig und damit nicht mobil sind.

Corona-Station: Rund 250 Feldbetten stehen seit Mittwoch für Corona-Patienten in der Kreissporthalle bereit. DRK, THW und das Atelier Türke, eigentlich Spezialisten für Messebau, arbeiten dort seit Dienstag.

Noch am Mittwoch sollten laut Lebherz die medizinischen Geräte angeliefert und dann Schritt für Schritt installiert werden. Betrieben wird das Notlazarett vom DRK, rund um die Uhr sind dort 30 Mann im Einsatz. Gedacht ist die Corona-Station in erster Linie für weniger schwere Fälle, die aber dennoch medizinische Betreuung brauchen. Aber auch Pflegebetten stehen bereit. Am Samstag werde die Station in Betrieb gehen, zunächst solle eine Handvoll Patienten aufgenommen werden, damit sich, so Lebherz, vor Ort die Ablaufe einspielen können. Rund um die Uhr seien dort 30 DRKler im Einsatz. Neben den bereits installierten 250 Feldbetten könnten weitere 250 in Klassenräumen der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule bereitgestellt werden. Notwendig ist diese Corona-Station. weil die Kapazitäten des Zollernalb-Klinikums erwartbar nicht ausreichen, um alle Patienten aufnehmen zu können. "Wir sind gut vorbereitet", so Lebherz.

Zollernalb-Klinikum: Nach Angaben von Geschäftsführer Gerhard Hinger hat die Corona-Dynamik vor allem seit dem vergangenen Wochenende deutlich zugenommen – und die Zahl der Fälle werde wohl weiter stark ansteigen. Das Klinikum in Balingen, wo die Corona-Fälle zentral behandelt werden sollen, habe Platz für rund 150 bis 160 Virus-Patienten – derzeit sind es 66.

Die Erkrankung entwickle sich teils rasant. Hinger nannte das Beispiel eines, wie sich herausstellte vorerkrankten 33-Jährigen, der zu Fuß ins Balinger Krankenhaus gekommen und dort aufgenommen worden sei. Zweieinhalb Stunden später lag er auf der Intensivstation und musste beatmet werden.

Aktuell 66 Patienten im Klinikum

Bei der überwiegenden Zahl der Patienten gebe es indes, so Hinger, einen milden Verlauf. Anfang des Monats habe man für den 25. März mit 50 Patienten gerechnet – tatsächlich seien es nun 66. "Das bestätigt die Vorbereitungen, die wir getroffen haben", so Hinger. Dringend erwartet werden zusätzliche Beatmungsgeräte.

Das Zollernalb-Klinikum hat mittlerweile wegen der Corona-Krise intern umstrukturiert: Die Unfallchirurgie ist am Montag nach Albstadt umgezogen. Eine strikte Trennung der Krankenhäuser – grob vereinfacht Balingen Corona und Geburten, alles andere in Ebingen – sei indes nicht zu 100 Prozent machbar.

Testlabor: Auch Labore im Lands arbeiten am Anschlag – mit der Folge, dass Infektionen teilweise erst mit deutlicher Verzögerung nach dem Abstrich bekanntwerden. Doch hier ist Besserung in Sicht: Am Mittwoch hat nach Angaben von Landrat Pauli das Tübinger Regierungspräsidium, nachdem eine Woche lang Formalitäten geklärt werden mussten, grünes Licht dafür gegeben, dass ein Balinger Speziallabor für medizinische Forschung und Veterinärmedizin Abstriche auf Corona untersuchen darf. Proben aus dem Zollernalbkreis können also künftig voraussichtlich schneller und direkt vor Ort überprüft werden.