Lust auf Sport im Freien: Im Frühjahr ziehen die Geschäfte bei den Sportartikelausrüstern wieder an. Foto: dpa

Saisonauftakt: Vor allem der Fußball spielt bei den Mittelständlern aus dem Südwesten eine große Rolle.

Burladingen/Balingen/Pfullingen - Bald startet die Outdoor-Saison. Im Land gibt es viele Sportartikelausrüster. Mit schneller Lieferung versuchen die heimischen Hersteller den globalen Großkonzernen Paroli zu bieten. Und so mancher setzt auf Teamsport.

Bei Wolfgang Grupp ist vieles anders: Einen jedes Jahr wachsenden Umsatz sieht der Trigema-Chef nicht unbedingt als erstrebenswertes Ziel an. Und vor allem kann er eines von seinem Unternehmen sagen: "Wir produzieren nur in Deutschland." Auch bei dem öfter mal als "König von Burladingen" apostrophierten Unternehmer aus dem Zollernalbkreis ziehen jetzt, im Frühjahr, die Geschäfte wieder an: "Das merkt man jedes Jahr" so die Erfahrung von Grupp – lockt wärmeres Wetter wieder ins Freie, sind auch seine Trikots mehr gefragt als in der kalten Jahreszeit.

Sportkleidung produziert Grupp für Tenniscracks, aber auch etwa für Läufer oder Radfahrer. Der Umsatz des Unternehmens mit seinen 1200 Beschäftigten stieg 2015 leicht auf etwas mehr als 94 Mio. Euro, für 2016 ist keine Steigerung geplant: "Wir wollen nicht unbedingt den Umsatz steigern", so die Strategie von Grupp, "wir tauschen die Produkte aus". Was weniger gefragt wird, wird durch ein neueres Angebot ersetzt – das möglicherweise auch mehr Gewinn abwirft.

Erima baut neues Logistikzentrum in Pfullingen

Der Sportartikelhersteller Erima – der Name leitet sich von Firmengründer Erich Mack ab – hat rechtzeitig zum Beginn des Frühjahrs ebenfalls Neues zu berichten. Nicht etwa, dass nun die Nachfrage explosionsartig steigen würde, wohl aber langfristig Wichtigeres: Für 25 Mio. Euro baut das Unternehmen ein neues Logistikzentrum. Am Firmensitz in Pfullingen (Kreis Reutlingen) ist es zu eng geworden, im Industriegebiet von Kirchentellinsfurt, zwischen Reutlingen und Tübingen, wird ein neues Gebäude hochgezogen – ein Indiz für einen positiven Blick in die Zukunft. Mit seinen 300 Beschäftigten hat Erima im vergangenen Jahr 58 Mio. Euro umgesetzt. Für 2016 plant der geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Mannherz eine Steigerung um nicht weniger als 15 Prozent.

Das Unternehmen, das etwa die Hälfte seines Umsatzes mit Fußballartikeln macht, setzt im Wettbewerb mit den globalen Großkonzernen wie Adidas nicht zuletzt auf seine hohe Lieferfähigkeit: "Wir können innerhalb von 48 Stunden liefern", heißt es bei Erima, "und außerdem setzen wir auf den Teamsport". Die Großkonzerne dagegen würden ihre Kunden eher bei Einzelsportlern suchen. Gesponsert werden im Fußball die Geißböcke vom 1. FC Köln, gerne käme Erima auch mit dem SSV Reutlingen ins Geschäft.

Für den Sportartikelhersteller Jako aus dem hohenlohischen Mulfingen dagegen ist der Heimatverein FSV Hollenbach schon lange "eine Herzensangelegenheit", wie Vertriebsleiter Tobias Röschl sagt. "Jako" steht für die durch Hohenlohe fließenden Flüsse Jagst und Kocher, beim Sportverein waren Firmengründer Rudi Sprügel und seine neun Geschwister schon in ihrer Jugend selbst aktiv. Wie die Kollegen aus Pfullingen wollen auch die Hohenloher mit ihren 200 Beschäftigten dieses Jahr ihren Umsatz nochmals steigern – 2015 waren etwas mehr als 81 Mio. Euro umgesetzt worden, davon knapp ein Drittel im Export. Belgien, Holland und Österreich sind die wichtigsten Auslandsmärkte, die eigenen Artikel werden überwiegend in Fernost, aber auch in Italien produziert. Verwaltung, Vertrieb, Entwicklung und Lager sitzen in Hohenlohe.

"Dass wir das Lager in Deutschland haben, ist für uns elementar", meint Röschl, "die schnelle Auslieferung unserer Waren ist für uns ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Großen". Auch für Jako ist Fußball die wichtigste einzelne Sportart, Großereignisse fördern den Absatz. Der Karlsruher SC steht auf der Liste der Kicker, die gesponsert werden, im Geschäft ist Jako aber auch mit dem SV Darmstadt 98 sowie Hannover 96. Und in der nächsten Saison kommt noch Bayer Leverkusen hinzu. Die Reutlinger Reusch GmbH hat beim Fußball stets den Mann im Tor im Blick – für diesen werden Bekleidung, Handschuhe und Protektoren hergestellt. Produziert wird hauptsächlich in Fernost, entworfen werden viele Artikel in Bozen. "Wir haben eine deutlich größere Kollektion an Torwarthandschuhen als die großen Hersteller", sagt Vertriebsgeschäftsführer Martin Hannemann zur Konkurrenzlage. Für 2016 jedenfalls kann er auf ein Ereignis hoffen, das "den Umsatz ankurbelt", die Fußball-EM in Frankreich.

Uhlsport setzt auf positive Effekte durch EM in Frankreich

Auch bei Uhlsport in Balingen (Zollernalbkreis) spielt der Mann oder die Frau mit der Nummer 1 auf dem Rücken eine entscheidende Rolle: "Hugo Lloris, der Kapitän der französischen Nationalmannschaft, trägt seit Jahren unsere Handschuhe", sagt Geschäftsführer Dominik Solleder. Zusammen mit 13 anderen Torhütern, die ebenfalls Uhlsport übergestreift haben, wird er bei der Fußball-EM in Frankreich den Kasten hüten. Die Balinger jedenfalls erwarten durch die Europameisterschaft "eine außerordentliche Umsatzsteigerung". Abgesehen vom aktuellen Anlass ist das Großereignis im Land der Grande Nation aber auch schon deshalb wichtig, weil Frankreich nach Deutschland der zweitgrößte Absatzmarkt ist. Etwa zwei Drittel seines Umsatzes von zuletzt 64 Mio. Euro, der "möglichst schnell" auf 70 Mio. Euro steigen soll, macht das Unternehmen im Ausland.

Auch Solleder sieht in schnellen Lieferungen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil: Traditionell kauften die Vereine in der zweiten Jahreshälfte, wenn die nächste Saison vorbereitet werde, so Solleder. Bei den Umsätzen aber sei die erste Jahreshälfte in den vergangenen Jahren immer stärker geworden: "Mehr und mehr Mannschaften kaufen schlichtweg dann, wenn sie einen Sponsor finden oder einfach etwas Neues haben wollen."