Handball: Für den Kreisläufer zählt nur der Klassenerhalt / Heute trifft der Magdeburger auf seinen Heimatklub

Von Ulrich Mußler

Es ist das letzte Mal, dass Christoph Theuerkauf heute das Trikot des Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten in einem Duell mit dem SC Magdeburg trägt. Der 31-Jährige will sich mit dem Klassenerhalt aus Balingen verabschieden.

Christoph Theuerkauf ist mit dem HBW auf Abschiedstour. Der Vertrag des 31-jährigen Kreisläufers wurde nicht verlängert. "Ich finde die Entscheidung nicht toll, muss sie aber akzeptieren. Jetzt genieße ich jedes Spiel, das ich für Balingen mache", sagt Theuerkauf und stellt klar: "Der HBW hat mir viel gegeben. Ich will etwas zurückgeben und habe noch ein großes Ziel. Der Klassenerhalt wäre ein gelungener Abschluss meiner Zeit hier. Der Verein und die Region haben Bundesliga-Handball verdient."

Ein besonderer Genuss für Theuerkauf wird das Spiel gegen den SC Magdeburg, das heute um 20.15 Uhr in der Balinger Sparkassen-Arena angepfiffen wird. "Magdeburg ist meine Heimatstadt, der SCM mein Heimatverein. Wer da sagt, es sei ein Spiel, wie jedes andere auch, lügt." Mit dem inzwischen als Trainer beim Champions-League-Sieger von 2002 tätigen Bennet Wiegert und Linksaußen Yves Grafenhorst, verbinden ihn seit 15 Jahren enge Freundschaften. Torhüter Dario Quenstedt und Matthias Musche kennt er noch als Jugendspieler, mit dem früheren Balinger Robert Weber, Andreas Rojewski und Kapitän Fabian van Olphen hat er selbst noch für die Sachsen-Anhaltiner in der 1. Liga zusammengespielt und Erfolge gefeiert. "Außerdem weiß ich nicht, wie viele Stunden ich bei den Physiotherapeuten verbracht habe", sagt Theuerkauf und lacht –"Wenn ich in Magdeburg bin, versuche ich immer alle zu besuchen."

Nun kommen seine Kumpel nach Balingen, schenken wird er ihnen nichts. "Vielleicht erwischen wir die Magdeburger inmitten ihrer englischen Wochen auf dem falschen Bein. Wir müssen auf jeden Fall an unser absolutes Optimum herankommen. Wenn wir eine Leistung wie gegen Wetzlar zeigen, könnte es für uns reichen. Spielen wir so, wie gegen Nettelstedt, gehen wir als Verlierer vom Platz."

Worin die Unterschiede zwischen den beiden jüngsten Auftritten lagen – gegen die HSG Wetzlar gewann der HBW zu Hause mit 27:26, beim TuS N-Lübbecke setzt es eine 24:25-Niederlage – bringt der 57-fache Nationalspieler (111 Tore) auf den Punkt: Wetzlar war ein Heimspiel, wir waren gierig, wollten das erste Spiel nach der EM-Pause unbedingt gewinnen. Am Ende war es zwar etwas glücklich, aber wir haben es auch erzwungen. Danach waren wir vielleicht ein bisschen zu zufrieden, dann haben fünf Prozent oder eben die letzte Konsequenz gefehlt. Und Lübbecke war in derselben Situation wie wir eine Woche zuvor. Beide Spiele hätten eigentlich unentschieden ausgehen müssen. Dann hätten wir auch zwei Punkte. Allerdings hätten wir gerne einen dritten oder auch einen vierten mitgenommen."

Dass der SC Magdeburg stärker ist, als es dessen zehnter Platz im Bundesliga-Tableau und die Bilanz von 20:22 Punkten vermuten lässt, liegt für "Theuer" auf der Hand. "Da gehören sie nicht hin. Dass sie sich im DHB-Pokal für das Final-Four qualifiziert haben, ist alles andere als ein Zufall, und im EHF-Pokal haben sie auch gegen renommierte Gegner souverän gewonnen." Und dennoch liebäugelt er mit einem Coup: "Wir sind bestens vorbereitet, haben das Lübbecke-Spiel analysiert und uns gleich danach mit taktischen Kniffen in Abwehr und Angriff auf Magdeburg eingestellt."

Nächste Karriere-Station ist noch ungewiss

Elf Spiele bestreitet Theuerkauf noch für den HBW. Nachdem er im Sommer 2010 vom SCM zum TBV Lemgo gewechselt war, zog es ihn zwei Jahre später nach Balingen. Wo er seine Karriere nach der Saison fortsetzen wird, vermag er noch nicht zu sagen. "Für mich steht der HBW im Vordergrund. Ich spiele unheimlich gerne für Balingen, will fleißig sein und weiter hart trainieren. Ich glaube ans Karma, dass sich dann auch etwas gutes für mich ergeben wird."

Die Form jedenfalls stimmt beim 1,92 Meter großen Kreisläufer. "Ich habe die Vorbereitung komplett mitgemacht und in den beiden vergangenen Spielen auch das gebracht, was ich von mir erwarte und, was die Leute von mir erwarten." Mit jeweils fünf Treffern zählte er sowohl gegen Wetzlar als auch gegen Lübbecke zu den besten Schützen bei den Schwaben.

Der HBW Balingen-Weilstettenb und der SC Magdeburg sind in der Handball-Bundesliga bislang 19 Mal aufeinandergetroffen. Dabei spricht die Bilanz deutlich für den Champions-League-Sieger des Jahres 2002. 13 Mal ging der SCM als Sieger vom Parkett, dreimal behielten die Schwaben die Oberhand, dreimal trennten sich die beiden Mannschaften unentschieden.

Der letzte Sieg des HBW datiert vom 27. Februar, 2012. Damals gewannen die Eyachstädter in der Balinger Arena mit 33:27. Die drei jüngsten Vergleiche gingen allesamt an die Magdeburger. In der Vorrunde setzten sie sich in der heimischen Bördelandhalle jedoch nur hauchdünn mit 28:27 durch.