Laure Siegemund zieht die Vorhand durch. Heute steht die an Position drei gesetzte 26-Jährige im Halbfinale der Hechingen Ladies Open. Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder-Bote

TennisKarriere-Ende stand kurz bevor

Von Ulrich Mußler

Eigentlich hatte Laura Siegemund bereits mit dem Tennis abgeschlossen. Ende des Jahres 2012 wollte sie ihr Racket an den Nagel hängen. Die 26-Jährige machte doch weiter, legte die Priorität allerdings auf ihre Bachelor-Studium in Psychologie an der Fernuniversität Hagen. Doch plötzlich lief es auch im Tennis wieder rund. Bei den 17. Hechingen Ladies Open steht sie heute im Halbfinale und bekommt es auf dem Weg ins Endspiel mit der Russin Valeria Solovyeva zu tun. Auch in der Doppelkonkurrenz ist sie noch dabei – an der Seite der Schweizerin Xenia Knoll.

In ihren Einzeln hatte sie es bislang recht eilig. Nach dem 6:3/6:4-Erfolg über Milana Spremo in Runde eins, fegte die Nummer drei des Turniers Amanda Carreras mit 6:0/6:0 und gestern auch Ekaterine Gorgodze mit 6:1/6:1 regelrecht vom Platz. Es läuft bei Laura Siegemund – so gut wie selten zuvor. "Ich habe die richtige Balance gefunden zwischen Studium und Tennis. Nebenbei gebe ich auch Training und mache viele andere Dinge. Seither spiele ich richtig gut, ich habe mich aber auch super verbessert", sagt die in Stuttgart lebende Metzingerin. Zehn, zwölf Turniere im Jahr wollte sie nur noch spielen, jetzt ist sie schon wieder bei 15. Gerade eineinhalb Stunden investiert sie am Tag noch für ihr Training. "Ein Profi macht das sicherlich anders. Aber mit dem Aufwand, den ich momentan betreibe, kommt man sicher nicht unter die Top-50 der Welt."

Dabei hat sie jüngst auch Spielerinnen dieser Kategorie geschlagen. Beim WTA-Turnier im schwedischen Båstad etwa schlug sie nach überstandener Quali in Runde eins mit Jaroslava Shvedova, die Nummer 57 der Welt 7:5/6:3, im Achtelfinale unterlag sie Channelle Scheepers (WTA 75) zwar 6:3/4:6/5:7, duellierte sich mit der Südafrikanerin jedoch drei Sätze lang auf Augenhöhe. Der Lohn: Siegemund steht im August 2014 als Nummer 174 der Welt so gut da, wie noch nie.

"Bei dem Ranking kommt man schon wieder ins Grübeln, mehr Zeit und Geld zu investieren. Natürlich bin ich sehr ehrgeizig". Doch sie wiegelt gleich wieder ab: "Nein, ich will das, was ich mit dem Tennis verdiene, nicht in Reisen zu Turnieren in ›Timbuktu‹ stecken. Außerdem tut es mir nicht gut, ständig alleine und ohne Trainer unterwegs zu sein. Nein, das will ich eigentlich nicht mehr. So fahre ich gut und möchte das auch nicht mehr ändern. Ich will mir einfach rausnehmen können, auf die Bremse zu treten", sagt Laura Siegemund.

Auf der Anlage im Hechinger Weiher hingegen gibt sie Vollgas, auch nach ihren Matches. Dann packt sie ihre sieben Sachen, setzt sich ins Auto und fahrt nach Stuttgart. "Ich war zuletzt so viel unterwegs, deshalb bin ich über jeden halben Tag froh, den ich zu Hause bin", sagt Siegemund, die nach drei Jahren Pause wieder bei ihrem "Heimturnier" in Hechingen aufschlägt – und das trotz bald bevorstehender Prüfungen überaus erfolgreich. Nun will die Rechtshänderin auch ins Endspiel. "Ich hatte die Woche komplett fürs Lernen eingeplant, aber wenn ich schon mal hier bin, will ich auch bis zum Schluss dabei sein."

Und wenn sie heute ab 13 Uhr gegen Valeria Solovyeva die richtige Balance findet, sollte das auch klappen.