Königin Daniela, die Barmherzige vom Adelsgeschlecht der Rühlingers, und ihr Gemahl König Stefanus, der Zu-Kurz-Geratene vom Geschlechte der Finkgebeine, samt Hofstaat begrüßten das Publikum. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Dunkles Mittelalter und Inquisition beim Bürgerball in Zimmern / Halle platzt aus allen Nähten

Ins finsterste Mittelalter entführte die Zimmerner Narrenzunft ihr Publikum beim 55. Bürgerball am Samstagabend. Die Festhalle glich einer mittelalterlichen Festung. Trotz Inquisition und Hexenverbrennung ließen es sich die holden Recken und Maiden beim vierstündigen Programm gut gehen.

Zimmern o.R. Räuber, Beutelschneider und allerlei anderes Gesindel trieb sich im Mittelalter in den Wäldern herum. Da war es schon besser, sich Schutz innerhalb der Festungsmauern zu suchen. Am Samstagabend kamen gleich Hunderte, die Einlass in Zimmerns Festung wünschten. Schnell waren alle Plätze belegt und die holden Recken und Maiden feierten, dass sie in Sicherheit waren.

Doch auch innerhalb der Mauern machten Inquisition und Hexenverbrennung nicht Halt. Königin Daniela, die Barmherzige, vom Adelsgeschlecht der Rühlingers (Daniel Rühle), und ihr Gemahl König Stefanus, der Zu-Kurz-Geratene vom Geschlechte der Finkgebeine (Stefan Finkbeiner), samt Hofstaat begrüßten das Publikum, das großteils mottogemäß gekleidet war. Auch Ortsvogtin Carmen aus dem Hause der Merzens samt Gemahl hatte die beschwerliche Reise aus dem Ausland auf sich genommen und freute sich auf Gaudium.

Und davon gab es reichlich. Mit dem traditionellen "lebigen Bild" der Narren ging’s los. Auch das neue Zimmerner Rössle präsentierte sich stolz dem Publikum. Gleich im Anschluss kredenzten die Mädels vom Horgener Ballett dem Publikum eine neuzeitliche Darbietung zu fetzigen Rhythmen, die mit viel Händegeklapper belohnt wurde.

Schnell war es vorbei mit allem Gaudium. So mancher bekam Gänsehaut, und es stockte ihm der Atem, als der Inquisitor (Günter Kopf) mit seinem Henker (Theo Böhne) auf die Bühne trat. Er wollte so manche Hexe brennen sehen und hatte auch schon einige im Saale ausgemacht...

Doch dann gab es zunächst einen Ausflug zum Götz von Berlichingen (Tobi Heggenberger), der offensichtlich Probleme mit der deutschen Grammatik hat und von Ritter Fabi erstmal eine ritterische Grammatikstunde erhält. Das Publikum lacht Tränen, verstummt aber schnell, als die erste Hexe – Karin von der Vogelweyde – zum Scheiterhaufen geführt werden soll. Die gute Karin aber wähnt sich offenbar ahnungslos beim Kräutersammeln außerhalb der Festungsmauern, und so muss Ersatz her. Sabine Kammerer hat der Inquisitor ausgespäht: "Die hat so viel Feuer im Arsch, die brennt von selbst", betonte er. In letzter Sekunde allerdings wurde sie begnadigt.

Vorbei mit Welpenschutz

Einen schön schauerlichen Tanz ums Feuer vollführten dann die Hexen samt Teufel (Narrenzunftfrauen), bevor Ritter Kunibert mit seinem Ross und die Gaukler die Bühne eroberten. Die Barden Figa und Hefe von der Altstadt führten die Sängerschar an und animierten sie zu manchem Liedchen. Doch mit Kunibert war ganz offenbar nicht gut Kirschen essen. Er sei von großer Pein geplagt, ließ er wissen. Ortsvogtin Carmen habe große Schmach über die Festung gebracht. "Rausgekehrt wird heut der Schmutz. Vorbei isch’s mit deim Welpenschutz", sagt er an die Bürgermeisterin gerichtet. Volkes Seele sei seit der Inkom-Entscheidung "schwer verstöret". "Carmen, du kannst dir hier fast alles leista. Doch wie kannst du dich erdreista? Im Kämmerlein ward’s ausgemacht. Was hast du dir dabei gedacht? In Rottweil eifach einzulenka, und zehn Prozent grad herzuschenka?"

Bereits in der F-Jugend in Zimmern lerne man Zimmerns wichtigste Lebensweisheit: "Mein Kind brauchst dich der Tränen niecht geniera, man kann im Leben au mol verliera. Doch wird es gega Rottweil sei, komsch am besta nimmer heim", reimte Kunibert und der Saal tobte.

"Vielleicht war’s kluge Politik, doch bei Rottweil goht’s ums Prinzip. S’isch zwar nicht immer rational, des isch ihs aber scheißegal..." machte Kunibert klar. Und Carmen – hart getroffen von der Kritik – kredenzte Kunibert sogleich das noch ausstehende Wahlbier.

Nach so viel Kritik gab es Gaudium mit dem Zimmerner Narrenzunftballett. Das Programm endete ganz neuzeitlich mit den Darbietungen der Jukebox, bei der es die holden Recken der Narrenzunft richtig krachen ließen. Die Halle bebte. Im Anschluss ging es dann in die Schenke, wo bis in die frühen Morgenstunden so manches Gebräu genossen wurde. Man erzählt sich, dass es nicht allein beim Kräutertrunk geblieben sein soll...