Martina Zisch (von links), Günter Spreter, Christa Ohnmacht und Jürgen Horn stehen an der Spitze der neuen "Flüchtlingshilfe Horgen". Foto: Parage Foto: Schwarzwälder-Bote

Engagiert: "Flüchtlingshilfe Horgen" formiert sich / Knapp 30 Interessierte kommen zu Infoabend

Von Verena Parage

Die "Flüchtlingshilfe Horgen" steht in den Startlöchern: Bei einem Infotreffen zeigte sich, dass es viele Ideen, knapp 30 an der Mitarbeit Interessierte und eine positive Stimmung im Dorf gibt.

Zimmern-Horgen. Nichts Genaues weiß man nicht, aber die Horgener sind vorbereitet: Dieser Eindruck entstand am Montagabend im Alten Schulhaus. Dorthin hatten Martina Zisch, Christa Ohnmacht, Günter Spreter und Jürgen Horn alle Mitbürger eingeladen, die sich für die Flüchtlinge, die in der Eschachtalgemeinde untergebracht werden sollen, engagieren möchten. In Horgen hatte die Gemeinde Zimmern kürzlich ein Mehrfamilienhaus gekauft, in dem rund 40 Asylbewerber wohnen sollen (wir berichteten).

Ankunft der Bewohner steht noch nicht fest

Noch ist nicht sicher, wann die ersten Flüchtlinge ankommen und woher sie stammen. Um vorbereitet zu sein, hat Ortschaftsrätin Martina Zisch die Initiative zur Gründung der "Flüchtlingshilfe Horgen" ergriffen. Mit ihren drei Mitstreitern packt sie die Arbeit an. Dass auch weitere Horgener bereit sind, sich einzubringen, zeigte sich bei dem Infotreffen.

"Die Liebe zu Horgen" sei der Grund, sich zu engagieren, erklärte Ohnmacht zur Begrüßung. Das Zusammenleben im Dorf sei friedlich, und das soll so bleiben, "das geht nur mit einer Willkommenskultur für Flüchtlinge", sagte sie.

Zisch berichtete, dass sich bereits 21 Ehrenamtliche gemeldet hätten, die mithelfen und beispielsweise Patenschaften für die Neuankömmlinge übernehmen wollen. "Es wird wirklich jede Hand gebraucht", meinte sie.

"Der erste Schritt ist Hilfe zur Selbsthilfe." Zu Beginn gehe es beispielsweise darum, die Flüchtlinge zum Einkaufen oder bei Arztbesuchen zu begleiten, auch ein Deutschkurs ist geplant. Unterrichtsmaterial wollen die vier von der Flüchtlingshilfe beschaffen. Sie empfahlen auch eine Übersetzungs-App fürs Smartphone, die praktisch sei.

Mehrfamilienhaus macht guten Eindruck

Für den Deutschkurs meldeten sich gleich ein paar Horgenerinnen. Konkret wird es auch an anderer Stelle. So übernehme Günter Spreter den Hausmeisterposten im Mehrfamilienhaus, und Jürgen Horn ist dran, dort einen WLAN-Anschluss zu schaffen. Das Smartphone sei für die Flüchtlinge nämlich "kein Luxus, das ist das allerwichtigste Utensil" – etwa, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Horn berichtete zudem, dass Spenden für die Horgener Flüchtlingshilfe auf Gemeinde-Konten möglich sind.

Was ebenfalls bereits feststeht: Wenn die Flüchtlinge ankommen, will Martina Zisch sie mit einem warmen Eintopf empfangen.

Zudem ist ein Kaffeekränzchen mit den Flüchtlingen und Helfern geplant. "Um sich gegenseitig zu beschnuppern", erklärte Christa Ohnmacht.

Im Sommer könnte sich das Quartett ein Grillfest mit Flüchtlingen, Vereinen und allen Bürgern vorstellen. Platz genug gebe es auf dem Gelände des Mehrfamilienhauses. Das soll übrigens einen Namen erhalten, um nicht einfach die "Asylbewerberunterkunft" zu sein. Einige Ideen waren Willkommenshaus, Treff(punkt), Regenbogen oder Eschachtreff. Das Gebäude hat sich Zisch kürzlich angeschaut. Ihr Eindruck ist positiv. Einer menschenwürdigen Unterbringung stehe "absolut nichts im Wege".

Martina Zisch lebt seit fünf Jahren in Horgen. Dass sie nicht aus dem Ort stammt, verrät ihr Dialekt: Sie kommt aus dem rheinland-pfälzischen Dreis. Seit knapp einem Jahr gehört Zisch dem Ortschaftsrat an. In der Sitzung, in der das Gremium über die geplante Unterbringung von rund 40 Flüchtlingen in einem Horgener Mehrfamilienhaus beriet, äußerte sie ihre Bedenken. "Ich sehe die Anzahl sehr, sehr kritisch", sagte Martina Zisch damals. Jetzt organisiert sie die Flüchtlingshilfe im Ort.

Wie ist es als Neuankömmling in Horgen?

Haben Sie Ihre anfänglichen Bedenken wegen der vielen Flüchtlinge im kleinen Ort verloren?

Bedenken haben wir. Aber das nützt ja nichts. Es bringt ja nichts, wenn wir den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen es halt anpacken und das Beste daraus machen.

Haben Sie Angst?

Nein.   Die Fragen stellte Verena Parage.