Keine Schönheit: Dass die Flözlinger Halle saniert werden muss, ist unstrittig. Aber benötigt sie auch einen Anbau? Foto: Archiv: Schickle

Kein Happy End für Flözlinger in Sicht: Diskussion im Gemeinderat über die Halle bietet jede Menge Dramatik. Mit Kommentar.

Zimmern o. R. - Großes Publikum, viel Geld und der Widerstreit zwischen Vernunft und Emotionen: Die Diskussion im Gemeinderat über die Turn- und Festhalle in Flözlingen bot jede Menge Dramatik.

Das jüngste Kapitel von "Die unendliche Geschichte" beginnt eher schleppend. Bürgermeister Emil Maser blickt ausführlich zurück auf das, was sich in Sachen Sanierung und Anbau an der Flözlinger Halle getan hat. Viel ist es nicht: Es gab bereits mehrere Planungen, für den Entwurf von Architekt Dieter Broghammer (Zimmern), er stammt vom Herbst 2009, hatte sich der Ortschaftsrat einst entschieden. Es sei in Gemeinderat und Verwaltung nie die Frage gewesen, "dass diese Halle dringend sanierungsbedürftig ist", erklärt Maser. Der Anbau allerdings sei nur mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand zu ermöglichen. Gleichzeitig habe die Verwaltung schnell festgestellt, dass es schwierig sei, dafür Zuschüsse zu erhalten. Die wiederholte Botschaft des Regierungspräsidiums Freiburg: Eine Ortschaft mit rund 700 Einwohnern brauche keine so aufwendige Halle.

Und noch etwas sagte Emil Maser, wie so oft zuvor: In Zimmern gibt es viel zu tun – eine neue Dreifeldhalle für die Gesamtgemeinde, ein Mehrgenerationenhaus in Stetten und die längst überfällige energetische Sanierung gemeindeeigener Gebäude. "Wir müssen das in eine Reihenfolge bringen." Und: Die Gemeinde habe nicht das finanzielle Polster, alles ohne Zuschüsse und Darlehensaufnahme zu schaffen. Spätestens da dürften die Flözlinger ahnen: Dieses Drehbuch wird vermutlich nicht in ihrem Sinn geschrieben.

Dann stellt Architekt Broghammer seine vier Entwürfe vor; zur Dramatik tragen in der Folge vor allem die genannten Summen bei. Die "große Lösung" (Version vier, mit Anbau über die gesamte Breite und Höhe der Halle) kostet – grob geschätzt – 1,61 Millionen Euro. Etwas abgespeckt ist Version drei mit einem Anbau über die ganze Breite, der auf "Stelzen" steht. Kosten: 1,53 Millionen Euro. Bei Nummer zwei für 1,45 Millionen Euro gibt es lediglich einen Bühnenraum auf Stelzen, der Nebenraum entfällt. Die bloße Sanierung (Variante eins) schlägt mit 1,21 Millionen Euro zu Buche. Bei jeder Version kommt noch eine halbe Million Euro für Außenanlagen, Ausstattung und Erschließung dazu. Selbst wenn die Gemeinde mit Zuschüssen von bis zu 350.000 Euro rechnet, die nicht garantiert sind, bleiben hohe Eigeninvestitionen.

Nächste Szene: Zu Beginn der Diskussion trägt Flözlingens Ortsvorsteher Reiner Haas eine vorbereitete Erklärung vor. Jeder Satz bringt zum Ausdruck, wie lange die Halle schon ein Thema in der Eschachtalgemeinde ist. Vor 47 Jahren gebaut, habe man schon 35 Jahre davon geredet, dass der Halle ein Bühnenanbau fehlt. Haas spricht von Maßnahmen, die immer geplant, aber dann doch verschoben wurden mit Blick auf die ja ohnehin bald anstehende Sanierung, und von Mitteln, die dafür vorgesehen waren, aber dann doch nicht verwendet wurden – auch wegen finanziell schwieriger Jahre in der Gemeinde. "Und was haben wir davon, dass wir einsichtig waren?", fragt er.

Und noch einer Blick zurück: Rat Timo Weber erinnert sich an einen gemeinsamen Ortstermin. "Räume sind in Flözlingen ja mehr als genug", verweist er auf das angrenzende Rathaus. Eine Bühne allerdings seit nötig – die wäre aber auch in Variante zwei drin. Und Weber erlaubt sich zu sagen, dass die Eschachtalgemeinde jüngst viel bekommen habe. Radweg und Leerrohre für schnelles Internet etwa. Das ruft Thomas Bausch auf den Plan. "So ein Vergleich hinkt, das lass ich nicht gelten", erklärt er, gelinde gesagt, energisch.

Ingrid Balke fragt, ob sich bei der Sanierung etwas einsparen lasse, um das Geld für einen Anbau zu verwenden. Falls nicht, plädiere sie für die bloße Sanierung. Es sei den Bürgern der Gesamtgemeinde nicht zuzumuten, "dass so viel Geld ausgegeben wird in einem kleinen Teilort". "Ich bin schockiert", entgegnet Bausch und wirft Balke praktisch vor, die Flözlinger als Bürger zweiter Klasse zu bezeichnen. Das weist diese zurück. Als sie jedoch ihre vorherige Aussage bekräftigt, platzt dem Kollegen zwei Sitze weiter der Kragen: "Ach leck mich doch am Arsch", schreit Bausch. Von etlichen Flözlingern im Publikum wurde die Gemeinderätin da bereits ausgebuht. Dabei weist auch Walter Mink auf das Offensichtliche: Die Gemeinde könne jedes Jahr maximal 900.000 Euro investieren, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. "Wie soll das funktionieren?", will er wissen. Dazu komme der demografische Wandel, es gebe immer weniger Nachwuchs.

Ein wenig Dampf aus der erhitzten Runde nimmt am Ende ein Vorschlag von Peter Renninger, den der Gemeinderat mit 13 Ja- und drei Nein-Stimmen beschließt: Architekt Broghammer soll berechnen, was die Variante eins und zwei tatsächlich kosten würden. Das bedeutet allerdings ein weiteres Kapitel in Flözlingens unendlicher Geschichte. Die nächste Diskussion dürfte fällig sein, wenn die Kostenberechnungen vorliegen. Derweil sind Variante drei und vier vom Tisch. Schon jetzt steht also fest: Ein Happy End im Sinne der Flözlinger wird es nicht geben.

Kommentar: Daneben

Verena Schickle

Die Sanierung und Erweiterung ihrer Halle ist für die Flözlinger eine emotionale Angelegenheit, zu lange zieht sich die Sache schon hin. Dennoch: Bei allem Verständnis für Befindlichkeiten muss eine sachliche Diskussion darüber im Gemeinderat möglich sein. Verbale Entgleisungen haben am Ratstisch nichts verloren. Das hat mit Umgangsformen zu tun, aber auch mit der Tatsache, dass es ureigenste Aufgabe des Gremiums ist, zum Wohle der Gesamtgemeinde das Machbare auszuloten – es geht um viel Geld. Dass Zuhörer Diskussionsbeiträge mit üblen Kommentaren quittierten, war bereits unangemessen, die Schimpfwörter, die am Ratstisch gefallen sind, waren jedoch total daneben. Gerade weil die Halle den Flözlingern so wichtig ist, muss ernsthaft versucht werden, eine gute Lösung zu finden. Beleidigungen sind fehl am Platz. Erst recht, wo Sachlichkeit gefragt ist.