Kindergartenleiterin Stefanie Knappmann und Gemeindereferent Michael Leibrecht zeigen, wo der Anbau entstehen soll. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Kindergarten: Gebäude in der Zimmerner Rathausstraße wurde vor 65 Jahren bezogen / Pädagogik im Wandel der Zeiten

Am 31. Oktober 1954 wurde der katholische Kindergarten in der Rathausstraße eingeweiht. 65 Jahre ist das her. "Zeit, Rückschau zu halten", meint Kindergartenleiterin Stefanie Knappmann und erzählt vom Wandel der Pädagogik im Kindergarten.

Zimmern o. R. Mit der einstigen "Kinderaufbewahrung" – wie böse Zungen die Pädagogik längst vergangenen Tage auch bezeichnen – hat die heutige Pädagogik zum Glück nichts mehr zu tun. Anforderungen, aber auch Ansprüche haben sich im Laufe der Jahrzehnte massiv geändert.

Neben Kindergartenplätzen sind auch Krippenplätze für die Kleinsten sehr nachgefragt. "Im Januar können wir bereits unser 100. Kind in der Krippe aufnehmen", erzählt Stefanie Knappmann, die Leiterin der Kindertagesstätte Immanuel voller Stolz.

Und dem Nachwuchs gefällt es: Im Schatten der Bäume haben sich ein paar Kinder ein Plätzchen gesucht und sind ins Spiel vertieft. Sie genießen den Garten und ihren Freiraum. Genau das ist ein Teil der Pädagogik: den Kindern Zeit zur freien Entfaltung zu geben, aber ihnen auch Geborgenheit zu schenken, so dass sich ihre eigene Persönlichkeit entwickeln kann.

Mittlerweile sind es unzählige Zimmerner, die in der Einrichtung ihre Kindergartenzeit erlebt haben und heute bereits ihre eigenen Kinder herbringen.

Mehr als 27 Jahre hatte Schwester Edelburga, die vielen Zimmernern noch ein Begriff sein dürfte, die Einrichtung geleitet. Ihr Ruf ist legendär.

Doch bei allem Schwelgen in Erinnerungen müsse man auch sehen, dass das Gebäude 65 Jahre auf dem Buckel habe und in vielen Bereichen nicht mehr zeitgemäß ist, weist Knappmann hin.

Haus platzt aus allen Nähten

Da sich die Pädagogik und auch der Tagesablauf in der Einrichtung geändert haben, reichen die Räume einfach nicht mehr aus. "Es gibt beispielsweise keinen eigenen Schlafraum oder Bewegungsraum. Die Kinder sind zum Teil neun Stunden hier und dürfen zwischen 13 und 14 Uhr schlafen. Sich bewegen und klettern können sie, wenn das Wetter schlecht ist, einmal in der Woche für 45 Minuten in der Gymnastikhalle der Schule", schildert Knappmann. Auch ein Besprechungsraum für die Erzieherinnen sei notwendig.

Demnächst wird zwar – als Ersatz für das Gebäude am Adolph-Kolping-Platz – ein Neubau für zwei Kindergarten- und eine Krippengruppe gebaut, der ursprüngliche Bau bleibe aber – so wolle es der Gemeinderat – bestehen, und muss wohl renoviert werden.

Der Neubau für den kommunalen Kindergarten ist unterhalb des Schulpavillons geplant. "Schade, dass wir nicht gemeinsam bauen", bedauert Knappmann. Viele Synergieeffekte wären möglich. "Die Zusammenarbeit mit den Leiterinnen Janine Maier vom anderen katholischen Kindergarten und Christine Krüger vom kommunalen Kindergarten klappt sehr gut", freut sich Knappmann. Auch Gemeindereferent Michael Leibrecht bedauert, dass Kommune und Kirche nicht gemeinsam bauen, doch aufgrund der unterschiedlichen Trägerschaft sei dies wohl nicht möglich.

"Zusammenarbeit stelle ich mir anders vor", kritisiert er. Trotz vieler Sitzungen habe man nun viel Zeit verloren und die Kirchengemeinde habe dadurch die Antragsfrist bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart nicht halten können – die endete am 31. Mai.

Leibrecht und Knappmann befürchten nun, dass sich der Baubeginn immens verzögern könnte. Die nächsten Schritte werden mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales, der die Betriebserlaubnis des Kindergartengebäudes überprüft, besprochen. Ein wichtiger Punkt ist die Freifläche. Zukunftsorientiertes Arbeiten erfordere zusätzliche Räumlichkeiten für Sprach-, und Bewegungsangebote sowie Kleingruppenarbeit.

Wenn der Anbau fertig ist, werden an dem Standort 120 Kindergartenkinder betreut. Derzeit platzt das Gebäude aus allen Nähten. Auch die Krippe ist am Rande der Kapazität angelangt.