Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Marcel Tietze ist neuer Schäfer in Zimmern / Tiere "pflegen" Naturschutzflächen

Das Bild ist beruhigend: Inmitten des hohen Grases am Stettener Zierenberg grasen 30 Schafe. Heidschnucken, Merinoschafe und noch ein paar andere.

Zimmern o. R. Marcel Tietze, der neue Schäfer der Gemeinde Zimmern, beobachtet die Szenerie zufrieden. "Dass ich mit meinen Schafen hier sein darf ist ein echter Glücksfall", schwärmt Tietze und seine Augen strahlen. Denn mit dem Umzug nach Zimmern vor einigen Wochen hat sich für ihn ein Traum erfüllt. Nicht nur, dass er in Zimmern jetzt gemeinsam mit seiner Freundin lebt macht ihn glücklich, sondern dass der Hobbyschäfer auch seine 30 wolligen Gefährten mitbringen durfte, "ist großartig".

Wie es der Zufall wollte, habe die Gemeinde Zimmern für ihre Naturschutzflächen auf der Stettener Höhe und am Zierenberg, die zwingend von Schafen beweidet werden müssen, einen neuen Schäfer gesucht. Tietze habe sich beworben und den Zuschlag bekommen. "Der Gemeinde war es wichtig, jemanden aus dem Ort zu bekommen", verrät der Hobbyschäfer.

Beste Bedingungen für die Tiere

Alles habe gepasst. Und auf den Naturschutzflächen haben seine Tiere beste Arbeitsbedingungen, denn ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Schlehenhecken und Co. sich nicht zu sehr ausbreiten.

Nicht nur Marcel Tietze, sondern auch die 30 Schafe, machen einen ziemlich zufriedenen Eindruck. Sie fühlen sich wohl. "Die Flächen sind ganz wunderbar. Es gibt viele Wildkräuter. Und die Tiere haben mit den wuchernden Schlehenhecken auch einiges zu tun", erzählt er, umringt von seinen Tieren. Wenn er an die Weide kommt, flitzen die Schafe von allen Seiten herbei und begrüßen den Hobby-Schäfer, dem bei diesem Anblick das Herz aufgeht.

"Schafe hatte ich schon von klein auf. Sie gehören zu meinem Leben", berichtet er. Eine Ausbildung zum Schäfer habe er nie absolviert. "Ich habe aber einen befreundeten Schäfer, der mir all das Wissen um die Tiere beigebracht hat", so Tietze. Und über die Jahre habe er viele Erfahrungen gesammelt.

Echnaton, wie der Bock und Chef der Herde heißt, und seine Mädels sind die besten Landschaftspfleger, die man bekommen kann, ist Tietze überzeugt. Die Schafbeweidung ist ökologisch und nachhaltig zugleich. "Und ein schöner Ausgleich zum Berufsleben", so der gelernte Verfahrensmechaniker. Ein- bis zweimal am Tag besucht er seine Tiere zusammen mit seinen beiden Hütehunden auf der Weide und schaut nach dem rechten. "Heidschnucken sind sehr pflegeleicht", erklärt er. Feinde hätten sie im Grunde nicht. "Lediglich ein Wolf könnte ihnen gefährlich werden, aber den haben wir ja hier zum Glück – noch – nicht", sagt Tietze beruhigt.

Alle paar Wochen wechseln die Tiere die Weide. Wenn sie also ihre Arbeit am Zierenberg erledigt haben, dann geht es zur Stettener Höhe, allerdings per Anhänger. "Mit den Tieren zu wandern ist wegen der Straße zu gefährlich, da sie es nicht gewohnt sind. Man bräuchte zu viele Leute, um die Tiere sicher an den neuen Ort zu bringen", beschreibt Tietze das Szenario. Aus diesem Grund werden die Tiere komfortabel per Anhänger transportiert. "Für eine Wanderschäferei wäre meine Herde zudem viel zu klein. Da benötigt man schon mindestens 100 Tiere oder besser noch mehr", erklärt der Schäfer. Nur wenn man eine hohe Anzahl an Tieren habe, würde es gelingen, dass die Flächen schnell abgegrast sind. "Meine 30 Schafe brauchen viel zu lange, da würden wir überhaupt nicht vorankommen", lacht Tietze. Aber die Schäferei wachse.

Die Herde wird noch größer werden

In wenigen Tagen kommen ein paar neue Schafe hinzu. Etwa 60 Schafe sollen es mit der Zeit werden, plant der Schäfer, der sich freut, dass er nun die richtige Umgebung und beste Voraussetzungen für die Vergrößerung der Schäferei hat. Seine Schafe sind beinahe ganzjährig auf der Weide. Lediglich über den Winter benötigen sie einen Stall. "Für den nächsten Winter hat mir die Gemeinde einen ausgedienten Schweinestall angeboten", erzählt er. Über den Bau eines Schafstalls wolle man nachdenken. "Die Arbeit mit der Gemeinde ist sehr gut und konstruktiv", freut sich Tietze, der sich in Zimmern sichtlich wohlfühlt. "Die Leute hier sind sehr nett und man kommt schnell ins Gespräch", sagt er. Und auch Spaziergänger würden sich an der Weide vorbildlich verhalten.

Eine Bitte hat er dennoch: "Die Schafe nicht füttern. Wenn sie das Falsche fressen, können sie schnell krank werden", appelliert er, während seine Schafe genüsslich weitergrasen.