Walter Schwer zeigt ein Plakat, mit dem für das neue Buch geworben wird.  Foto: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Walter Schwer schreibt zweiten Band zur Zimmerner Ortschronik / Ab Dezember in der Gemeinde erhältlich

Fünf Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Bandes der Zimmerner Ortschronik von Walter Schwer dürfen sich die Bürger auf eine weitere Aufarbeitung der Ortsgeschichte freuen. Ab 1. Dezember steht der zweite Band in der Gemeinde und den Teilorten zum Verkauf.

Zimmern o. R. (kw). Aufgrund der derzeitigen Situation kann diesmal keine öffentliche Buchvorstellung stattfinden, was man auf dem Zimmerner Rathaus bedauert.

Die Dokumentation der Ortsgeschichte sei von großer Bedeutung, stellt Bürgermeisterin Carmen Merz im Vorwort fest. Denn: "Um Entscheidungen treffen und Zukunft gestalten zu können, ist es auch wichtig, die Vergangenheit und somit seine Wurzeln zu kennen." Für die von Merz angesprochenen Entscheidungs- und Gestaltungsgrundlagen sorgt ein weiteres Mal der frühere Latein-, Politik- und Geschichtslehrer Walter Schwer. Dafür dankt die Rathauschefin dem Autor und den Unterstützern.

Anfang 2016 – der erste Band war kurz zuvor publiziert worden – startete der passionierte Historiker mit den Arbeiten für die Fortsetzung der Ortschronik. Recherchen in Archiven, Gespräche mit Zeitzeugen, das Durchlesen von Ratsprotokollen, intensives Durchstöbern der Tageszeitungen, das Aussuchen von aussagekräftigem Bildmaterial – all das prägte den Tagesablauf des rührigen Pensionärs in den vergangenen drei Jahren. Vor einigen Monaten gab der Gemeinderat – die Gemeinde ist wiederum Herausgeber – grünes Licht für die Veröffentlichung und vergab den Druckauftrag.

Rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest wird das Zimmerner Geschichtswerk Teil zwei – ein 344-seitiges und mit reichlich Bildern illustriertes Geschichtswerk zu den Jahren 1945 bis 2000 – gedruckt. Wenn man sich mit Schwer – er wohnt seit 1975 mit der Familie in Zimmern – unterhält, spürt man nach wie vor dessen große Leidenschaft, geschichtliche Zusammenhänge auf allen Ebenen, vom eigenen Ort bis hin zur Bundesrepublik Deutschland, akribisch aufzuarbeiten und den Geschichtsinteressierten in verständlicher und interessanter Form nahezubringen.

Wie bereits beim ersten Band legte der Verfasser Wert darauf, über den Tellerrand von Zimmern zu schauen, "auch wenn es auf den ersten Blick befremdlich erscheinen mag". So sind jedem Zeitabschnitt kurze Ausführungen zur Entwicklung auf Bundes- und Landesebene vorangestellt, "weil sich Bundes-, Landes- und Lokalgeschichte gegenseitig bedingen", wie der Autor erklärt.

Die Beschäftigung mit der Lokalgeschichte und deren Kenntnis sowie das Verstehen von historischen Zusammenhängen förderten gerade in heutigen Zeiten nicht nur die Verbundenheit mit der Heimat, sondern seien auch eine wichtige Basis für die Gestaltung ihrer Zukunft.

Als treffende Beispiele für Zusammenhänge zwischen der Landespolitik und der Entwicklung der Gemeinde Zimmern erwähnt Schwer den Bau der Autobahn mit der Diskussion um die Trassenführung sowie die Beibehaltung der Selbstständigkeit der Gemeinde.

"Vom Bauerndorf bis zur Dienstleistungsgemeinde" – so hat der Historiker die Epoche nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Jahr 2000 beschrieben. Das Buch ist klar gegliedert. Die verschiedenen Zeitabschnitte sind nach Themen wie Wirtschaft, Soziales, Vereine, Schule und Kirche aufgeteilt. Jedes größere Kapitel endet mit Bilderseiten. Aufschlussreiche Vergleichstabellen sind besonders für jüngere Leser interessant. Lesenswert auch die Randnotizen sowie Anekdoten und Kuriositäten zu jedem Zeitabschnitt.

Die Gegebenheiten seien Tagesgespräche in der Bevölkerung gewesen und würden viel über Denken, Gesinnung und Lebensweise der betreffenden Zeit verraten. So löste im Jahr 1971 das morgendliche Glockenläuten heftigste Diskussionen im Ort aus.

Beschrieben wird die Entstehung des Ökumenischen Zentrums Arche, das heute aus Zimmern nicht mehr wegzudenken ist und von dem erst kürzlich der Soziologe Klaus Koziol regelrecht schwärmte. Dabei war das Gemeinschaftsprojekt nicht unumstritten gewesen. Thema in der Chronik ist auch die prekäre Finanzsituation der Gemeinde aufgrund der enorm gestiegenen Schulden in den Jahren 1978 bis 1985.

In Erinnerung ruft Schwer die Eröffnung des ersten großen Kaufhauses in Zimmern, "BROMA", im Jahr 1976. Bundesweit bekannt wurde Zimmern durch das Discoland. Die Diskothek startete 1985 und schaffte es bis in das Fernsehen.

Wie sieht der Autor sein Werk? Der frühere Gymnasiallehrer schmunzelt und antwortet auf diese Frage gleich wie schon vor fünf Jahren: "In großen Dingen genügt es, gewollt zu haben." Diesen Spruch habe er an seine Schüler im Fach Latein weitergegeben.  Das Buch kostet 25 Euro und ist ab 1. Dezember auf dem Rathaus Zimmern, auf den Ortschaftsverwaltungen Horgen, Flözlingen und Stetten, beim Autor Walter Schwer (Immelwiesen 14) und auf den Geschäftsstellen der ortsansässigen Geldinstitute, der Kreissparkasse und der Volksbank, zu erwerben.