Hoch, höher, am höchsten: Die weltweiten Temperaturen ähneln einer Achterbahnfahrt – immer neue Rekorde werden gebrochen. Foto: Imago/Christian Ohde

2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Und auch 2024 bringt fortlaufend neue Wetterextreme. Wo sollen diese Klima-Rekorde bloß enden? Eine Spurensuche.

Rekorde in Serie: Zum zehnten Mal in Folge ist ein Monat im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten am wärmsten ausgefallen. Auch der März war nach Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus weltweit wärmer als jeder vorherige März seit Aufzeichnungsbeginn. Die von Copernicus genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar.

„Der März 2024 setzt die Reihe der Klimarekorde fort, die sowohl für die Luft- als auch für die Meeresoberflächentemperaturen gebrochen werden, mit dem zehnten Rekordmonat in Folge“, erklärt Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess.

1,68 Grad wärmer als vor 100 Jahren

Die Lufttemperatur an der Erdoberfläche habe im März durchschnittlich 14,14 Grad betragen, teilte der Dienst am Dienstag (9. April) mit. Das seien 0,73 Grad mehr als im Schnitt des Referenzzeitraums von 1991 bis 2020 und 0,10 Grad mehr als im bisher wärmsten gemessenen März im Jahr 2016.

Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum, war der Monat 1,68 Grad wärmer, wie es weiter heißt. Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate (April 2023 bis März 2024) ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt 1,58 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Das heißt aber noch nicht, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird.

Pariser Klimaziele sind schon gerissen

Um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Laut einer aktuellen Prognose der UN bewegt sich die Erde angesichts weiter steigender Treibhausgas-Emissionen derzeit aber auf eine gefährliche Erwärmung um 2,5 bis 2,9 Grad - oder sogar noch mehr  - bis zum Jahr 2100 zu.

Zu den aktuellen Rekordtemperaturen trägt den Klimaforschern zufolge aber auch das seit dem Sommer andauernde Wetterphänomen El Niño bei. Im Jahr 2024 wird es den WMO-Prognosen zufolge die globalen Temperaturen „wahrscheinlich noch weiter anheizen“.

Folgen des Klimawandels potenzieren sich

Das Ausmaß und die Richtung der Klimaveränderungen unterscheidet sich je nach Region. Dadurch sind auch die Auswirkungen sehr unterschiedlich. Insgesamt werden sich die schon heute spürbaren Folgen des Klimawandels weiter verstärken.

Starkregen

Die Niederschläge werden vielerorts häufiger und heftiger. Allerdings mit großen regionalen Unterschieden: In West- und Ostafrika fallen mehr Regen pro Quadratmeter und Jahr. In Südasien erhöht sich die Niederschlagsmenge – vor allem in Form von Starkregen. Weniger Regen wird es hingegen im Südwesten Nordamerikas und im Mittelmeerraum, in Australien und im Amazonas geben.

Extrem-Niederschläge

Höhere Temperaturen führen auch zu mehr Extremniederschlägen, weil warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen und dann abregnen kann. Die Folge: Überschwemmungen wie im vergangenen Jahr etwa in Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Laut diverser Studie ist die Zahl der Niederschlagsrekorde stark gestiegen. Im Durchschnitt könne einer von vier rekordhohen Tagesniederschlägen auf den Klimawandel zurückgeführt werden.

Hitzestress-Tage

Bei 1,5+ Grad globaler Erwärmung tritt der Mix aus Luftfeuchtigkeit und Hitze häufiger auf und die für Menschen noch erträgliche Grenze wird deutlich überschreiten. In Mitteleuropa werden die Sommer heißer, feuchter und schwüler. Die Sonneneinstrahlung wird intensiver und länger – vor allem im Mittelmeerraum, in Nordeuropa, im Osten Nordamerikas, in weiten Teilen Afrikas sowie in der Arktis.

Ein Mann trinkt am 6. April 2024 während eines extremen Hitzetages in Bangladesch Wasser aus einer Leitung. Foto: Imago/NurPhoto

Dürre

„Höhere Temperaturen führen zu verstärkter Dürre, weil aufgrund der stärkeren Verdunstung die Böden und Vegetation schneller austrocknen, wenn es nicht viel regnet“, sagt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Doch nicht nur Dürre ist eine Folge der Hitze.

In Mitteleuropa werden die Sommer heißer, feuchter und schwüler. Foto: Imago/Bernd März

Hagel

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach ist Hagel ist ein „häufiger Begleiter sommerlicher Starkgewitter“. Je größer die Hagelkörner sind, desto größer ist auch der angerichtete Sachschäden sowie die Schäden in der Landwirtschaft.

Hitzekuppeln

Als Hitzekuppel (auf Englisch „Heat dome“) oder Hitzeglocke wird ein Hochdruckgebiet bezeichnet, das heiße Luft wie ein Deckel in einer Region festhält. Der Hochdruck verhindert eine Bildung von Wolken, wodurch Sonnenstrahlen ungehindert den Erdboden aufwärmen können.

Der Druck lässt zugleich Luftmassen absinken, was die Luft aufwärmt und die Hitze weiter verstärkt. Für die Menschen in den betroffenen Gebieten kann sich das anfühlen wie in einem Ofen. Eine Hitzekuppel kann eine Region Tage oder sogar Wochen im Griff haben.