Bundestrainer räumt „Reibereien“ bei der EM ein und erwartet in der WM-Qualifikation gegen Irland mehr Stabilität in der Defensive.
Dublin - Joachim Löw erwartet eine heiße Partie, doch erst einmal präsentierte sich Dublin am Donnerstag kühl und regnerisch. Und der Bundestrainer machte das passende Gesicht dazu. Damit sein Missmut nicht allzu sehr auffiel, streute er in die Wartezeit immer wieder ein Lächeln ein. Die deutschen Journalisten ließen den Freiburger vor der Pressekonferenz zum WM-Qualifikationsspiel gegen Irland an diesem Freitag (20.45 Uhr/ZDF) gut 30 Minuten lang warten. Sie steckten im Stau. Gut für Löw, dass wenigstens genug Vorrat seines geliebten Espresso vorrätig war.
Mit Koffein wird sich Löw auch auf die Partie gegen die Iren einstimmen. Gut möglich aber, dass er während der 90 Minuten auf ein Beruhigungsmittel umsteigen muss:. „Ich erwarte irische Fans, die bedingungslos hinter ihrer Mannschaft stehen. Egal, wie es steht, auch die Spieler werden die Partie bis zuletzt nicht verloren geben.“
Dagegen hilft nur eines: Zusammenhalt im deutschen Team. „Wir müssen als Einheit auftreten“, forderte Löw. Damit war es zuletzt nicht mehr gar so weit her, wie Bastian Schweinsteiger moniert hatte: „Beim FC Bayern springen bei einem Tor alle von der Bank auf, das ist vielleicht der Unterschied zur Nationalmannschaft.“
Bei der WM 2010 sei der Teamgeist „überragend gut“ gewesen, 2012 bezeichnete er ihn nur als „gut“
Teammanager Oliver Bierhoff hatte das noch am Dienstag strikt verneint („Das ist Bastians Wahrnehmung“), doch Joachim Löw bestätigte nun die Einschätzung des Vizekapitäns. Er räumte interne „Reibereien“ während der EM im Sommer in Polen und der Ukraine ein: „Es gibt mal Reibereien, verschiedene Meinungen und Gefühlslagen.“ Die Grundstimmung sei aber „in Ordnung“ gewesen. Bei der WM 2010 sei der Teamgeist „überragend gut“ gewesen, 2012 bezeichnete er ihn nur als „gut“.
Um gegen die Iren zu bestehen, muss er wieder sehr gut sein. „Unsere Spieler sind jetzt in einem besseren Rhythmus als im September gegen Österreich“, sagte er. Löw erwartet „defensive Stabilität, Ordnung, Struktur im Spiel, Klarheit in den Aktionen – und dass alle ihre Positionen halten“. Torhüter Manuel Neuer, die Innenverteidiger Holger Badstuber und Per Mertesacker, die zentralen Mittelfeldspieler Sami Khedira und Schweinsteiger sowie Stürmer Miroslav Klose, der sein 125. Länderspiel absolviert, nahm er besonders in die Verantwortung: „Sie müssen die Vorgaben umsetzen.“ Irritiert zeigte sich Löw über die Kritik von Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß an Klose, der nur gegen kleine Gegner treffe: „Diese Aussage habe ich nicht verstanden. Miro zeigt seit vielen Jahren große Leistungen.“
Löw muss in Dublin auf Kapitän Philipp Lahm und Innenverteidiger Mats Hummels (beide verletzt) verzichten. Bei den Iren fällt kurzfristig Kapitän und Rekordtorschütze Robbie Keane (32/Los Angeles Galaxy) mit Achillessehnenbeschwerden aus. Für Trainer Giovanni Trapattoni ist das schon die sechste Absage eines Stammspielers.