Am Donnerstag stehen sie sich als Gegner auf dem Platz gegenüber: Joachim Löw und Jürgen Klinsmann. Foto: baumann

Im direkten WM-Duell ist die Verbundenheit zwischen Löw und Klinsmann nur ein Randaspekt. "Wir spielen jetzt gegeneinander. Das ist natürlich ein Geschäft", sagte Bundestrainer Joachim Löw in einem Interview. "Da geht's um erfolgreich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundschaft"

Im direkten WM-Duell ist die Verbundenheit zwischen Löw und Klinsmann nur ein Randaspekt. "Wir spielen jetzt gegeneinander. Das ist natürlich ein Geschäft", sagte Bundestrainer Joachim Löw in einem Interview. "Da geht's um erfolgreich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundschaft"

Recife - Die Spannung steigt im Stundentakt vor dem hitzigen Duell im schwül-warmen Recife. Auch in Brasilien wird intensiv über das Duell Joachim Löw kontra Jürgen Klinsmann debattiert. Zudem wird DFB-Kapitän Philipp Lahm in seinem 109. Länderspiel ungewohnt stark im Fokus stehen.

Der Bundestrainer sieht das Aufeinandertreffen mit seinem engen Weggefährten und Vorgänger im letzten WM-Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die USA dagegen nur als einen emotionalen Randaspekt. "Wir spielen jetzt gegeneinander. Das ist natürlich ein Geschäft", sagte Löw in einem Interview mit dem ZDF. "Da geht's um erfolgreich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundschaft", betonte der DFB-Cheftrainer vor der Partie um den Gruppensieg am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ).

Auf der 1000 Kilometer langen Reise vom Teamquartier in Santo André nach Recife beschäftigte sich der DFB-Chefcoach nicht weiter mit Klinsmann. "Wir beide waren ab 2004 ein Supergespann, haben uns super ergänzt. Jetzt wissen wir beide, es geht für unsere Mannschaften um sehr viel", betonte der Freiburger im ARD-Hörfunk. Löw musste sich viel mehr damit auseinandersetzen, wie er seinem Team nach dem am Ende wilden 2:2 gegen Ghana wieder mehr Organisation und Stabilität geben kann - eventuell auch durch personelle Veränderungen.

Für radikale Umbaumaßnahmen aber sieht der Chef der schwarz-rot-goldenen Titelmission nach 13 Länderspielen nacheinander ohne Niederlage keinen Anlass. Auch die Diskussionen über die womöglich suboptimale Rolle für Kapitän Lahm als Mittelfeldspieler blockte Löw vor dem brisanten Gruppenfinale gegen die punktgleichen Amerikaner (je vier Zähler) ab. Am Mittwoch gab es am Spielort noch mehrere Besprechungen im Teamhotel, das vom Weltverband Fifa bestimmt wurde, bevor es zum Abschlusstraining ging.

Bierhoff: Kleinigkeiten gilt es gegen die USA zu verbessern

"Manchmal nimmt man diese Dinge auch wahr, aber als Trainer kann man nicht immer alles über den Haufen werfen", erklärte der 54-Jährige deutlich. Zweifel lässt sein Masterplan nicht zu. "Warum sollte ich jetzt nach einem Spiel irgendwie unsicher werden?", sagte Löw: "Diejenigen, die nach dem Portugal-Spiel gesagt haben, wie gut die Lösung mit Philipp Lahm im Mittelfeld ist, die diskutieren jetzt nach einem schlechteren Spiel - Soll er nicht zurück auf die Außenverteidiger-Position?"

Manager Oliver Bierhoff, stets ein aufmerksamer und kritischer Beobachter aller Tendenzen rund um die Mannschaft, sprach nach der nochmaligen Aufarbeitung des Ghana-Spiels von "Kleinigkeiten", die gegen die physisch starken Amerikaner besser gemacht werden müssten. Dazu zählt noch größere Entschlossenheit im Abschluss. "Keine dummen Situationen im Aufbauspiel provozieren", lautet eine zentrale Vorgabe für das spezielle Duell gegen die USA, verriet Torjäger Thomas Müller. Gegen Ghana hatten ein Fehler im Spielaufbau von Kapitän Lahm sowie ein kurzes Zögern von Sami Khedira zum Rückstand geführt.

"Philipp hat sicherlich nicht unbedingt den besten Tag erwischt. Er hat zuvor bei Bayern München auf dieser Position viele gute Spiele gemacht", meinte Löw und ergänzte entschlossen: "Ein Trainer darf sich von der öffentlichen Meinung nicht ständig beeinflussen lassen." Müller räumte zwar ein, dass intern auch das Thema Lahm eine Rolle spiele, aber in einem anderen Sinn: "Wenn, dann wird darüber diskutiert, warum diskutiert wird in den Medien. Die Trainer haben sich klar festgelegt."

Bringt Löw also auch gegen die USA wieder dieselbe Startelf wie in den ersten beiden Spielen in Brasilien, zumal Khedira und Jérome Boateng ihre Verletzungen überwunden haben? "Denkbar, muss aber nicht unbedingt sein. Wir haben unterschiedliche Lösungen für Spiele, müssen nicht unbedingt mit der gleichen Aufstellung spielen", erwiderte der Bundestrainer auf diese Frage.

DFB-Fitness-Abteilung Erbe Klinsmanns

Am ehesten könnte wohl noch Bastian Schweinsteiger in die erste Elf rücken. Khedira, der sich nach seinem Kreuzbandriss im November 2013 mit großem Aufwand wieder fit gemacht hatte, wirkte im zweiten WM-Spiel matt. In der Defensivzentrale könnte dann gegen den ehemaligen Bayern-Trainer Klinsmann das Münchner Trio Schweinsteiger, Lahm, Kroos spielen und ihren Clubkollegen Müller besser als zuletzt in Fortaleza mit Bällen füttern. Klinsmann hatte den jungen Müller einst erstmals in der Bundesliga gebracht.

"Natürlich haben wir durch Jürgen Klinsmann beim DFB andere Strukturen bekommen. Die Fitness-Abteilung ist das Erbe von Jürgen Klinsmann", sagte Müller. Doch danach sei vieles in der Ära Löw geprägt worden, betonte der WM-Torschützenkönig von 2010: "Da ist sein Stempel drauf." Das will die aktuelle Generation der Nationalspieler vor 40 000 Zuschauern, davon rund 5000 aus Deutschland, auch in der Arena Pernambuco nachweisen.

Dass ein Remis beiden Teams zum Weiterkommen reicht und das DFB-Team dann auch als Gruppenerster ins Achtelfinale einziehen würde, ist für den amtierenden Bundestrainer nur die Theorie. "Wenn man von vornherein auf Unentschieden spekuliert, geht es meist schief. Beide Trainer, Klinsmann und Löw, stehen für eine Mentalität, Spiele zu gewinnen und nicht zu taktieren", bekräftigte der DFB-Chefcoach.

Und auch Klinsmann schob das abschreckende Beispiel Gijon, wo Deutschland und Österreich 1982 das Weiterkommen mit einem Nichtangriffspakt erreicht hatten, weit von sich. "Für eine US-Mannschaft war und ist so etwas undenkbar. Die Amerikaner kämpfen immer für Siege. Das ist unser Spirit, das ist unsere Stärke", sagte der US-Trainer bestimmt.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

USA: 1 Howard (FC Everton/35 Jahre/102 Länderspiele) - 23 Johnson (1899 Hoffenheim/26/26), 5 Besler (Sporting Kansas City/27/19), 20 Cameron (Stoke City/28/29), 7 Beasley (Puebla/32/118) - 13 Jones (Besiktas Istanbul/32/46), 15 Beckerman (Real Salt Lake/32/39) - 19 Zusi (Sporting Kansas City/27/25), 11 Bedoya (FC Nantes/27/30), 4 Bradley (Toronto FC/26/87) - 8 Dempsey (Seattle Sounders/31/106)

Deutschland: 1 Neuer (Bayern München/28/47) - 20 Boateng (Bayern München/25/41), 17 Mertesacker (FC Arsenal/29/100), 5 Hummels (Borussia Dortmund/25/32), 4 Höwedes (FC Schalke 04/26/23) - 7 Schweinsteiger (Bayern München/29/103), 16 Lahm (Bayern München/30/108), 18 Kroos (Bayern München/24/46) - 8 Özil (FC Arsenal/25/57), 13 Müller (Bayern München/24/51), 19 Götze (Bayern München/22/31)

Schiedsrichter: Irmatov (Usbekistan)