Ist für Löw unentbehrlich: Sami Khedira (Foto). Foto: Charisius

Nationalmannschaft: Sami Khedira lässt sich von der Konkurrenz nicht aus der Ruhe bringen. 

Als die Frage nach seinem Alter kam, verdrehte Sami Khedira kurz die Augen. Die Antwort des leicht genervten Weltmeisters fiel aber deutlich aus. "Ältere Spieler haben die Erfahrung. Man weiß, worauf es ankommt", sagte der 31-Jährige im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Für Platzhirsch Khedira kommt es in Südtirol erst einmal darauf an, seine Position im defensiven Mittelfeld neben dem gesetzten Toni Kroos zu behaupten.

Starke Mittelfeld-Akteure

Bundestrainer Joachim Löw hat in der Zentrale die Qual der Wahl. Trotz der großen Konkurrenz durch Ilkay Gündogan, Leon Goretzka und Sebastian Rudy bleibt Khedira gelassen. Er sei in einem ganz anderen Zustand als 2014. Daher könne er sich ganz anders einbringen, weil er nicht nur auf sich fokussiert sein müsse, sagte der Mittelfeldstar von Juventus Turin und ergänzte: "Ich kann den Rundumblick haben, kann Mitspieler besser führen und andere Aufgaben intensiver übernehmen."

Das erfreut auch Löw. Der Coach weiß, was er an Khedira hat und gibt dem gebürtigen Stuttgarter quasi eine Stammplatzgarantie. "Der Sami", sagte Löw im ZDF-Interview, "ist hochprofessionell". Er sei "ein Leadertyp, einer, der die Mannschaft mitreißen kann. Da wo er ist, ist auch immer Erfolg." Daher ist das Selbstbewusstsein Khediras enorm, gepaart mit der notwendigen Lockerheit.

Doch Khedira ist voll auf das große Ziel konzentriert. Das imponiert auch seinem Trainer. "Ich erlebe ihn hier unheimlich ehrgeizig, er ist eine Persönlichkeit. Er kann auf den Punkt seine Leistung abrufen, das macht ihn so unentbehrlich", sagte Löw. Ein Khedira in Top-Form verleiht dem Spiel des Weltmeisters viel Struktur und Stabilität. Zumal die Alternativen zuletzt etwas schwächelten. Gündogan enttäuschte nach guten Leistungen bei Manchester City im Länderspiel-Klassiker gegen Brasilien (0:1) im März in Berlin. Goretzka und Rudy drängten sich nach ihren starken Vorstellungen beim Confed-Cup-Sieg nicht in den Vordergrund. Daher kann Khedira trotz des großen Gerangels auf der Sechser-Position entspannt Werbung in eigener Sache betreiben.

Goretzka bleibt bescheiden

Der acht Jahre jüngere Goretzka gibt sich in Südtirol deutlich zurückhaltender. "Ich will im Training und in den Spielen Gas geben. Dann sehen wir, was passiert", sagte der künftige Münchner, der für seinen WM-Traum auch auch bereit wäre, Kompromisse einzugehen: "Mein Vorteil ist, dass ich variabel einsetzbar bin."

Khediras Auftritt vor den Medienvertretern in der Sportzone Rungg ist da deutlich forscher. Während er vor vier Jahren die Vorbereitung auf die WM in Brasilien nach einem gerade erst überstandenen Kreuzbandriss nicht topfit aufnehmen konnte, ist er nun "auf einem guten Level". Angst, von einem der jüngeren Konkurrenten verdrängt zu werden, hat der Routinier nicht. Die jungen Spieler würden zwar viel frischen Wind reinbringen und die Älteren pushen, so Khedira. Aber die Erfahrung spreche für ihn.