Eine Frau hätte sogar ihren Kinderwagen über ein parkendes Fahrzeug hieven müssen, um ins Eigenheim zu gelangen. Der Verwaltung seien Bilder des Verkehrssünders zugespielt worden – man werde den jetzt von Seiten der Gemeinde rigoros anzeigen, kündigte Kistner an. Überhaupt habe er wenige Calwer Kennzeichen gesichtet – Böblingen, Stuttgart, Leonberg seien die häufigsten gewesen. Sogar einen bayerischen Ausflügler mit Ansbacher Kennzeichen habe er gesehen. Prinzipiell hat Kistner nichts gegen Touristen in seinem Ort, aber man müsse sich dann eben an Regeln halten, fordert er und "überlegen, was man macht".
Erbost über das Verhalten von manchen Skitouristen ist auch Michael Krämer aus Bad Liebenzell. Der Tagestourist war bereits am vergangenen Sonntag in Oberreichenbach unterwegs. Dort beobachtete er, wie Touristen die Gehwege an der Bundesstraße 296 zugeparkt hätten. Es sei weder auf die Abstandsregeln geachtet worden, noch hätten Gäste eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, klagte er.
Prinzipiell kann wiederum Kistner den Drang nach draußen gut verstehen. "Man kann ja nicht den ganzen Tag Corona-Meldungen lesen und Kinder wollen auch mal was anderes machen", zeigt Kistner Verständnis. Doch sei es eben nicht ideal, wenn sich dann Hunderte Wintersportler und Rodler beispielsweise auf dem Hang zwischen Würzbach und Agenbach tummeln würden.
Kritik an geplanter Radiuseinschränkung
Doch verhindern werde das auch die verhandelte Ausgangssperre bei einer Kreisinzidenz jenseits der 200er-Marke nicht, ist sich Kistner sicher. "Diejenigen aus Nicht-Hotspots dürfen dann ja weiter herkommen, auch wenn es hier Hotspot ist. Aber von Würzbach aus darf man dann nicht mehr nach Ostelsheim", zeigt Kistner das Problem auf. Eine Einreise-Sperre in Hotspot-Regionen wäre da eventuell sinnvoller. Wegen dieser Unklarheiten begrüßt es der Verwaltungschef, dass in Baden-Württemberg zunächst noch einmal über die Wirkung dieses Instruments vor der Einführung nachgedacht wird.
Nachdenklich präsentiert sich überdies auch Silvia Schumacher, Vorsitzende des SV Agenbach. Auch sie hat die Situation zwischen Würzbach und Agenbach kritisch beäugt. Auch wenn die Leute auf der Loipe noch genug Platz hätten und sich sehr umsichtig verhielten, so bereite ihr vor allem der wachsende Interessenskonflikt zwischen den Skifahrern, Wanderern, Rodlern und Autofahrern Sorge. Vor allem letztere hätten zum Teil versucht, die Loipen mit Autos zu befahren oder es seien Loipen von Spaziergängern rücksichtslos oder aus Unwissenheit als Wanderwege benutzt werden.
Ebenso sei die Parksituation äußerst unbefriedigend, wenn beispielsweise auch die Bushaltestelle zugeparkt sei, klagt Schumacher über manch rücksichtsloses Verhalten. Aus diesem Grund werde man sich auch mit Werbung zurückhalten in diesem Winter, um nicht noch mehr Touristen anzulocken, gleichwohl man den neuen Pistenbully einsetzen könnte. Doch die SVA-Vorsitzende ist sich der Verantwortung des Vereins bewusst, ebenfalls an der Bewältigung der Corona-Krise mitzuwirken.
Immerhin einen Lichtblick gibt es: Im Rest von Neuweiler hatten weder Hauptamtsleiter Wolfgang Dürr noch Bürgermeister Martin Buchwald ähnlich gelagerte Ansturmsituationen beobachtet.
Bad Teinach kein Wintersport-Eldorado
Einen Ansturm hat auch Markus Wendel als Bürgermeister von Bad Teinach-Zavelstein nicht beobachtet. Man sei auch "kein klassisches Wintersportrefugium", verdeutlicht der Bürgermeister. Dennoch seien die Wanderparkplätze gut gefüllt, gleichzeitig aber nicht übermäßig belegt gewesen. "Das war ganz normal frequentiert", so Wendel. Von einem Parkchaos wie sein Amtskollege sei er verschont geblieben: "Wir haben aber auch große Parkplätze gebaut in den letzten Jahren, sodass die Autos da parken, wo sie hingehören."
Ein Parkproblem hat normalerweise auch Neubulach-Liebelsberg. Denn dort am Wasserturm startet bekanntlich der Premiumwanderweg "Wolfsgrube". Bürgermeisterin Petra Schupp gibt aber Entwarnung für den Feiertag. "In unserem Naherholungsgebiet ›Auf den Mähdern‹ waren zwar viele Menschen, aber keine Ansammlungen", berichtet die Stadtchefin.
Das lag aber wohl auch am Wetter, denn das sei so schlecht gewesen, dass man ohnehin nicht viel gesehen habe, meint Schupp. Was sie aber gesehen hat bei ihrem eigenen Spaziergang, erfreute sie dann doch: Die Bürger hielten sich an die geltenden Abstandsregeln und waren achtsam unterwegs.
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