Unser Mann bei der nordischen Ski-WM in Lahti: Peter Flaig. Foto: sb

Peter Flaig ist Sportredakteur unserer Zeitung und schreibt täglich eine Kolumne von der nordischen Ski-WM in Lahti.

Samuli Samuelsson ist berühmt in Finnland. Denn er ist über 200 Meter 20,94 Sekunden gelaufen.

Das ist natürlich keine international konkurrenzfähige Zeit. Aber Samuelsson ist sie nicht in irgendeinem Rennen gelaufen. Sondern letztes Jahr beim "Ruotsi-ottelu", beim "Schweden-kampf", der jedes Jahr Anfang September über die Bühne geht. Er ist Ausdruck der besonderen Rivalität dieser beiden Länder. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Finnland nämlich eine Art schwedische Kolonie. Und daher rühren Vorurteile: Schweden sind in finnischen Augen arrogante Schnösel – und Finnen für ihre Nachbarn ungebildete Bauern.

Deshalb gibt es für die Gastgeber dieser WM nur ein Ziel: "Schweden schlagen!" Da gibt es schon mal Beifall, wenn die schwedische Favoritin Stina Nilsson im Langlauf-Sprint am Donnerstag stürzt und ausscheidet. Auch ein vorletzter Platz kann in Finnland ein Sieg sein – solange ein Schwede Letzter ist. Deshalb kann es vorkommen, dass wie im Jahr 1981 beim "Finnkampen", dem "Kampf gegen die Finnen", wie der "Ruotsi-ottelu" in Schweden heißt, während der Siegerehrung 1000 Kronen an schwedische Sieger ausbezahlt werden – als Kopfprämie pro geschlagenem Finnen.

Oder ein 1500-Meter-Lauf 1992 ohne Sieger bleibt, weil alle sechs Läufer disqualifiziert werden – der Wettkampf war von den Athleten mit vollem Körpereinsatz nach Ringkampf- und Rugbyregeln durchgeführt worden. Nach der Eishockey-WM 2011 hatten schwedische Touristen in Finnland das Vergnügen, überall T-Shirts zu sehen, die lediglich eine "6" und eine "1" zeigten. So hoch hatten die Finnen im Finale ihre Nachbarn geschlagen.

Solche Häme ist hierzulande undenkbar. Das Eishockeyfinale wurde übrigens nicht im argentinischen Córdoba ausgetragen.

Zur Person:

Peter Flaig ist Sportredakteur unserer Zeitung und berichtet täglich aktuell von der nordischen Ski-WM in Lahti.