Deutsche Vizemeisterin im Skispringen wurde am Wochenende in Oberstdorf Svenja Würth vom SV Baiersbronn. Mit Sprüngen von 92,5 und 95 m holte sie Silber hinter der Lokalmatadorin Katharina Althaus (92/99,5 m). Foto: Klisch

Skispringen: Rat von Dieter Thoma: Nur nicht die Geduld verlieren.

Talent und Einstellung stimmen, aber dennoch ist bei David Siegel auf dem Weg zurück zur Spitze Geduld gefragt. Von einem "vielleicht notwendigen Übergangsjahr" spricht dabei der ehemalige Weltklasse-Skispringer Dieter Thoma.

"David braucht vor allem Zeit", so der seit zehn Jahren als jetzige ARD-Fernsehexperte tätige Dieter Thoma, der selbst während seiner Karriere zahlreiche Verletzungen überstehen musste und mehrmals am Knie operiert wurde. Die lange Zwangspause des Dürrenmettstetters im vergangenen Winter wegen gravierender Sprunggelenksprobleme sei aktuell ein großer Nachteil im Kampf um die Plätze im deutschen Weltcup-Team und hinsichtlich eines Einsatzes bei der Vierschanzen-Tournee.

Beim Training in Garmisch und den deutschen Meisterschaft habe er beobachten können, dass einzelne Sprünge schon ganz gut laufen, allerdings die Konstanz und vor allem Symmetrie im Flug noch fehle, "und die wird immer wichtiger." Dennoch stellt Dieter Thoma dem Springer vom SV Baiersbronn mittelfristig eine günstige Prognose: "Er hat großes Talent; seine Einstellung stimmt und der Wille ist vorhanden. Dazu ist er noch jung und hat alle Möglichkeiten. Es gibt viele Springer, die erst Mitte Zwanzig zu absoluten Weltklasse reifen."

Mitten drin in der Weltspitze sieht der mittlerweile mit seiner Familie in München lebende, gebürtige Hinterzartener die derzeit beste Skispringerin des SV Baiersbronn. Svenja Würth, gerade deutsche Vizemeisterin geworden, war bei der Weltmeisterschaft in Lahti in diesem Jahr eine der Hauptdarstellerinnen eines "superspannenden und supertollen" Mixedwettkampfes", schwärmt Dieter Thoma als Augenzeuge des deutschen Sieges. Die persönliche Entwicklung der Baiersbronnerin und des Damen-Skispringens sieht er positiv, auch wenn die Dichte in der Spitze mit der bei den Männern noch nicht vergleichbar sei. Dabei sieht Thoma Parallelen zu der Situation Anfang der 80-er Jahre, als auch Teilnehmer mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen aufeinander getroffen waren. Das Verhältnis zwischen Kraft, Technik, Körpergröße und Gewicht werde auch beim Damen-Skispringen immer wichtiger werden.

Die Ausbildung der Talente auf eine breite Basis stellen "und dem Nachwuchs Zeit lassen sich im täglichen Training in dieser komplizierten Sportart zu entwickeln und die Grundkenntnisse zu erarbeiten", ist generell der Rat des 1999 in den sportlichen Ruhestand gewechselten Dieter Thoma. Wichtig wäre aus seiner Sicht auch ein ganzjährig nutzbares Trainingszentrum im Nordschwarzwald mit Mattenschanzen am Ruhestein, um angesichts immer schneeärmerer Winter unabhängiger vom Wetter zu sein und den Eltern lange Anfahrten zu ersparen. "Ohne deren tatkräftige Unterstützung wird es enorm schwierig neue Talente zu entdecken", so Dieter Thoma im Brustton der Überzeugung, der zudem darauf hofft, dass sich auch zukünftig ausreichend ehrenamtliche Helfer zur Präparierung der Schanzenanlangen finden.