Im Sommer standen für Biathletin Hannah Klein die unterschiedlichsten Trainingseinheiten an. Dabei ist sie auch gut herumgekommen. Der Grundstein für einen erfolgreichen Winter wird eben im Sommer gelegt. Fotos: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Biathlon: Hannah Klein aus Schömberg auf dem Weg nach oben

Vor ein paar Tagen hat der Deutsche Skiverband (DSV) die Biathlon-Kader bekanntgegeben. Das heißt, die Wintersportsaison steht vor der Tür. Damit beginnt für Hannah Klein aus Schömberg schon wieder ein ganz neuer Lebensabschnitt.

Laura Dahlmeier, Denise Herrmann, Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz, Karolin Horchler und Franziska Preuß. Unter den sechs Nominierten für die Frauen-Weltcups gibt es eigentlich keine Überraschungen. Es liegt im Lauf der Dinge, dass in den nächsten Jahren auch wieder neue Namen in dieser Liste auftauchen werden. "Das Feld hinter den vier gesetzten Weltcup-Starterinnen ist eng beieinander", sagte der neue Frauen-Trainer Christian Mehringer. Zahlreiche Nachwuchs-Biathletinnen stehen in den Startlöchern. Eine davon ist Hannah Klein vom WSV Schömberg. Sie hat Anfang September das erste Mal bei den Stars der deutschen Szene hineingeschnuppert, hat an den Deutschen Meisterschaften im Sommerbiathlon in Oberhof und Altenberg teilgenommen. Da stand sie mit den Herrmanns, Horchlers, Preuß’ und Hildebrands auf einer Strecke. Das Ergebnis war "nicht so wichtig", findet sie. Es war viel mehr eine gute Erfahrung. "Die Platzierungen muss man nicht nennen", sagt sie und lacht. Immerhin Letzte war sie nie. Auch Vorletzte nicht. Die Schießeinlagen waren allesamt "nicht überragend. Das kann ich besser." Darin liegt eigentlich ihre Stärke. Den richtigen Ruhepol finden und den Finger im richtigen Moment abzudrücken. Das Problem ist eigentlich eher das Laufen. "Daran muss ich noch arbeiten", weiß sie. Da sind ihr die deutschen Spitzenathletinnen zum Teil noch gut zehn Minuten voraus.

Neuer Lebensabschnitt

Es prasseln gerade reihenweise neue Erfahrungen auf die 19-Jährige ein. Für sie sind vor wenigen Tagen die letzten Sommerferien zu Ende gegangen. Anstatt zurück zur Schule geht es für sie ins Trainingslager nach Norwegen. Sie hat im Frühjahr das Abitur am Skiinternat in Furtwangen abgelegt. Kurz darauf hat sie einen Platz bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Todtnau-Fahl bekommen. Diese hat eine ruhmreiche Geschichte. Martin Schmitt, Sven Hannawald, Christoph Duffner, Hansjörg Jäckle, Hans-Peter Pohl. Fünf Olympiasieger absolvierten dort ihren Dienst. Von den aktuellen Wintersportlern sind unter anderem Fabian Rießle (Nordische Kombination) oder Skispringer Stephan Leyhe ebenfalls dort stationiert. Und nun auch Hannah Klein. "Es ist irgendwie krass, dass Sport jetzt mein Beruf ist", sagt sie. Damit tun sich für sie alle Möglichkeiten auf, es in die Weltspitze zu schaffen.

Doch das ist mit harter Arbeit verbunden. "Die Trainingsumfänge sind deutlich höher als bisher." In diesem Sommer war Hannah Klein in zahlreichen Trainingslagern unterwegs. Leipzig, Bodenmais (Bayern), Südtirol, Frankreich – in der Heimat von Martin Fourcade – zählt sie die Stationen auf. Dabei ging es hauptsächlich um die Ausdauer. Einheiten auf dem Fahrrad, Einheiten auf Skirollern, Laufen. Als nächstes stehen die schnellen Sachen an. Die gute Form für den Winter wird im Sommer gemacht. Im November steht die Saisonvorbereitung in Norwegen an. Dann auf Schnee. Die ersten Wettbewerbe im Deutschlandcup steigen dann Anfang Dezember in Martell. Dort findet auch der erste Wettbewerb im Alpencup statt, dem zweiten Wettbewerb, in dem Hannah Klein an den Start geht.

Nicht jede wird es schaffen

Die Schömbergerin startet in diesem Jahr das erste Mal bei den Juniorinnen. Diese Altersklasse ist für die bis 21-Jährigen reserviert. "Schade, dass ich mich nicht für den IBU-Cup qualifiziert hab", sagt sie. Sieben Athletinnen wurde für die ersten internationalen Wettkämpfe der Juniorinnen nominiert. Sophia Schneider, Juliane Frühwirt, Vanessa Voigt, Marina Sauter, Franziska Pfnür, Hanna Michelle Herrmann und Hanna Kebinger: Allesamt Biathletinnen, die in der Juniorenklasse bereits über Erfahrungen verfügen. Doch, was nicht ist, kann noch werden. Denn Hannah Klein hat über den Deutschland und Alpencup die Chance, in der zweiten Welle in den IBU-Cup nachzurücken. Die Voraussetzungen dafür sind natürlich gute Ergebnisse. Im Junioren-Bereich ist der IBU-Cup das, was die Weltcups bei den Aktiven sind. Dort gehen die ganzen internationalen Top-Athleten an den Start. Bei den Frauen zählt der IBU-Cup dann als 2. Liga, über die man sich für Weltcup-Starts empfehlen kann. "Da will ich natürlich irgendwann hin", sagt Hannah Klein. Sie weiß jedoch auch, "dass das nicht jede von uns schaffen wird".

Entscheidende Jahre

Bei den Juniorinnen trennt sich nun die Spreu vom Weizen. Nach den nächsten zwei, drei Jahren wird man wissen, in welche Richtung es geht. Es wird sich zeigen, wer neben dem nötigen Talent auch über Ehrgeiz und Trainingsfleiß verfügt. Das läuferische Niveau wird höher, Fehler am Schießstand sind nicht mehr so einfach, zu verzeihen. Man kann Fehlschüsse nicht mehr so einfach auf der Strecke wieder wettmachen. "Bisher hatte ich neben der Schule nur einmal am Tag Training." Dieses Pensum wurde zunächst auf zwei Einheiten erhöht. Sie muss vor allem auch an ihrer Lauftechnik noch arbeiten, "damit ich die Kraft, die ich habe, auch auf die Strecke bringen kann. Das bekomme ich im Moment noch nicht richtig hin." Ein Nachteil gegenüber vielen Konkurrentinnen. "Aber da sind wir dran", betont sie.

Keine Lust auf Internat

Dass Hannah Klein einst beim Biathlon gelandet ist, lag irgendwie auf der Hand. Ihr Elternhaus in Schömberg liegt nur wenige hundert Meter vom Biathlonzentrum entfernt. "Das war optimal zu Fuß zu erreichen", sagt sie und erinnert sich zurück: "Als wir hierher gezogen sind, gingen alle Mädels zum WSV, also bin ich auch hingegangen." Dass sie talentiert ist, stellte sich schnell heraus. "Ich war immer relativ weit vorne dabei", blickt sie zurück. "Aber nie irgendwie außergewöhnlich gut." Das findet zumindest sie. Doch die Trainer sahen das anders. Sie rückte in den Landeskader auf. Dort sprachen ihr die Trainer sogar eine Empfehlung für das Furtwanger Skiinternat aus. "Ich wollte das aber nicht", betont sie. "Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, von zuhause auszuziehen." Damals war sie 15 Jahre alt. Doch ihre Trainer ließen nicht locker und schafften es irgendwann, sie zu überreden. "Die Entscheidung fiel dann relativ spontan und schnell. Innerhalb von drei Tagen bin ich ausgezogen." Kurz und schmerzlos. Mit 16 Jahren zog sie letztlich doch auf das Internat. "Rückblickend war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung."

Plan B

Nun ist sie weitergezogen. Nach Freiburg in einer Sportler-WG. "Mein Plan B wäre gewesen, Physiotherapeutin zu werden", verrät sie. Doch das neben dem Sport zu machen, geht nicht. Deshalb ist sie im Moment noch auf der Suche nach einem Fernstudium, das in die Richtung geht. "Ich habe aber irgendwie noch nicht das gefunden, was ich will." Vielleicht wird sie sich zunächst auch rein auf den Sport konzentrieren. "Es prasselt im Moment durch die ganzen Veränderrungen einfach viel auf mich ein." Da ist es schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Traum von der WM

Wo es sportlich hingehen soll, weiß Hannah Klein dagegen ganz genau. Neben der Empfehlung für den IBU-Cup steht auch die Junioren Weltmeisterschaft ganz oben auf ihrer Wunschliste. "Das wird schwer", weiß sie. Und zwar beides. "Vier von den sieben Starterinnen, die im IBU-Cup-Aufgebot stehen, sind vom älteren Jahrgang." Diese hätten zunächst natürlich die Nase vorn. In der vergangenen Saison hatte sie die Norm für die JWM zwar geknackt, wurde aber vom DSV nicht berücksichtig. Eine große Enttäuschung. "Meine reine Laufzeit war wohl zu schlecht", erklärt sie. Deshalb ist es ihr oberstes Ziel, die Laufleistung in diesem Jahr zu verbessern. "Ich will einfach einen Schritt nach vorne machen." Einen nach dem anderen. "Zunächst in die neue Altersklasse reinfinden und konstante Leistungen abrufen."