Die Mitarbeiter im Rathaus Winterlingen erfassen das Inventar der Gemeinde. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunaler Haushalt: Der Winterlinger Gemeinderat informiert sich über das neue Rechnungswesen

Zum Jahresbeginn 2018 wird Winterlingen das Neue Kommunale Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) einführen. Das hatte der Gemeinderat Ende 2010 beschlossen.

Von Anne Retter

Winterlingen. Den aktuellen Stand der Umstellung nahmen die Räte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Kenntnis.

Die Einführung wird 2020 zur Pflicht werden – bis dahin muss das Umstellen von der Kameralistik auf die kommunale Doppik als Buchführungssystem spätestens vollzogen sein. Projektleiter Bodo Erath und Gemeindeinspektorin Patrizia von Briel erstatteten zum zweiten Mal Bericht.

Bisher liegen Winterlingen und Bitz, welche die Herausforderung gemeinsam angehen, nach ihren Angaben gut im Plan. Auch die praktische Zusammenarbeit funktioniere gut. Momentan seien die Mitarbeiter mit der Stammdatenmigration, der Rechnungsabgrenzung für Grabnutzungsgebühren sowie der Schulung und Qualifizierung und dem Forderungsmanagement beschäftigt. Außerdem müsse das bewegliche und unbewegliche Vermögen der Gemeinden erfasst werden.

Unbewegliches Vermögen wie Grundstücke und Gebäude pflegen von Briel und ihr Team in das Programm "Ankom2" ein. Das Erfassen der gemeindlichen Grundstücke ist inzwischen abgeschlossen: 2050 Grundstücke besitzt Winterlingen insgesamt: 1393 Straßen, Wege und Plätze, 249 landwirtschaftliche Flächen, 284 Waldflächen, 55 bebaute und 69 sonstige Grundstücke.

Von den 2050 erfassten Grundstücken sind bisher 559 abschließend bewertet: die Waldflächen, landwirtschaftliche Flächen und Bauplätze. Für die Waldflächen wurden pro Quadratmeter Boden 26 Cent veranlagt sowie 77 Cent pro Quadratmeter Aufwuchs. Der vorläufige Bilanzwert des Winterlinger Walds beläuft sich somit auf 19 Millionen Euro. Das Projektteam widmet sich jetzt der Straßenbewertung.

Bewegliches Vermögen wie Fahrzeuge, Schulmöbel und dergleichen wird mit "Hallo Kai!" erfasst. Bevor jedoch die Inventur beginnt, sollen die "Materialverantwortlichen" – Schul- und Kindergartenleiter, Hausmeister, Amtsleiter – zu einer Informationsveranstaltung für den praktischen Ablauf eingeladen werden. Das ist für Anfang 2016 geplant.

"Aktuell haben wir keine Klarheit darüber, was tatsächlich alles da ist", erklärte von Briel. Vom Kinderstuhl bis zum Feuerwehrauto alles zu erfassen, wird ein zeitaufwendiges Unterfangen: "Wir gehen von etwa 3250 Inventargütern aus, auch wenn das bewegliche Vermögen vermutlich weniger als fünf Prozent der gesamten Bilanzsumme ausmachen wird." Der Gesetzgeber gestatte es, alle Gegenstände von der Erfassung auszunehmen, die älter als sechs Jahre sind und weniger als 1000 Euro gekostet haben. "Hier ist nun die Frage: Wollen wir in erster Linie wissen, was Winterlingen tatsächlich alles hat? Oder schließen wir diese Gegenstände von der Inventarisierung aus?" Den nächsten Sachstandsbericht werden von Briel und Erath Mitte 2016 liefern – bis dahin wird sich voraussichtlich auch diese Frage geklärt haben.