Immer in Aktion: Mark Britton Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Kleinkunstbühne K3: Mark Britton berichtet mitten aus der Midlife-Crisis des Mannes

Winterlingen. Beste Sichtverhältnisse haben die Zuschauer seit dem Umbau in der Kleinkunstbühne K3, was sich als segensreich erweisen sollte bei Mark Brittons Auftritt mit seinem Programm "Mit Sex geht’s besser".

Denn der Mann ist ein Duracell-Häschen, bringt vollen Körpereinsatz und schmeißt sich auch mal auf die Bühne. Hoppla: Das tut ja dem Rücken richtig gut, so zu liegen.

Der in Deutschland geborene Ex-Brite macht kein Hehl daraus: Er ist 60 Jahre alt, "zu jung, um schon alt zu sein". Schließlich kann er immer noch seinen Namen tanzen. Trotzdem: "60 ist sch...!", schimpft er. "Alles tut weh, und was nicht weh tut, funktioniert nicht mehr." Er kommt aus der Generation Sport, der Generation Rock ’n’ Roll, hat sich beim Hüpfen zu "Satisfaction" seinen ersten Bandscheibenvorfall geholt und außerdem zieht sich sein Zahnfleisch zurück – misslich, wenn man nach dem romantischen Dinner beim besten Italiener der Stadt ein Selfie mit der Frau machen will und zwischen sämtlichen Zähnen noch Rucola hervorschaut.

Wenigstens verliert er als "Mann in den besten Jahren" seine Haare nicht: "Sie emigrieren vom Kopf in die Ohren und die Nase", bis am Schluss nur eine Option bleibt: "Die Nasenhaare wachsen lassen und über den Kopf kämmen."

Doch es gibt auch Gutes im Leben des Wahl-Kölners: Seit sechs Monaten ist ihm der Brexit egal, ist er deutscher Staatsbürger – und ärgert sich jetzt im Urlaub über die Engländer, die mit Handtüchern die Liegen am Pool reservieren.

Urkomisch ist der studierte Psychologe, wenn er seine Mimik spielen lässt, sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verzieht, Frühschwimmer imitiert und die Krankengymnastik-Sessions bei Frau Schicklgruber nachspielt, die immer wieder ruft: "Nein, Herr Britton, das machen Sie falsch!" So sehr hat sich das bei ihm eingeprägt, dass er keinen Sex mehr mit seiner Frau haben kann. Zumal seine Spermien unter dem Mikroskop, "die früher aussahen wie Tausende Bahnenschwimmer, nur noch aussehen wie ein paar Überlebende eines Schiffsunglücks."

Schach mit alten Männern ist kein Ersatz

Also geht er in den Park und spielt Schach. Mit alten Männern – was nicht immer klappt, denn er findet nicht immer 32, von denen 16 auch noch schwarz sein müssen. Sein Trost: "Ein Leben ohne Sex ist möglich!" Nur ein Leben ohne Brille – das geht nicht mehr. Wobei Sex im Alter Vor- und Nachteile habe, wie der Kabarettist meint: "Wir müssen uns nicht mehr um Verhütung kümmern, dürfen vorher aber nicht vergessen, unsere Dehnübungen zu machen."

Szenenapplaus bekommt der agile Komödiant für seine Parodie auf sich selbst als betrunkener Teenager und auf seinen pubertierenden Sohn als "Testosteron-Gott" nach zwei Wochen Hanteltraining, der dem Vater glatt die Macho-Rolle streitig macht. Deswegen grillt Britton so gerne: "Der Grillplatz ist der letzte Ort, wo sich der alte Silberrücken noch als Alphatier fühlen darf." Im Hotel Mama hingegen ist er nurmehr das Zimmermädchen, das Familienleben purer Stress, weswegen er und seine Frau aufgehört haben, Sex zu praktizieren, und sich lieber "totfressen".

Hitzewallungen haben beide: "Es ist schön, nach so vielen Jahren wieder etwas gemeinsam zu unternehmen", sagt er versonnen und bekennt: "Wir schlafen nicht zusammen, wir schmoren zusammen."

Vorsichtshalber hat Britton sich auf der Internetseite der Weltgesundheitsorganisation die Symptome für die Wechseljahre des Mannes herausgesucht: "Ich sage Euch Jungs, wir sind krank!" ruft er dem männlichen Teil des quietschvergnügten Publikums zu und nennt auch gleich das schlimmste Symptom: "Den Impuls, einen Porsche zu kaufen." In dem würde Mark Britton – jugendlich, sportlich in Jeans und weißem Hemd – immer noch gut aussehen. Und dürfte damit ruhig öfter von Köln nach Winterlingen fahren, wie der tosende Applaus des Publikums zeigt.