Pfarrer Ernst Nestele heißt Viktor Kallisher aus Israel und Dorothee Kuhs in Winterlingen willkommen. Foto: Böhme Foto: Schwarzwälder-Bote

Messianisch-jüdischer Besuch in Winterlingen: Viktor Kallisher lädt auch zum Gegenbesuch

Winterlingen (bö). Die evangelische Kirchengemeinde in Winterlingen hat einen besonderen Gast begrüßt: Der jüdisch-messianische Gemeindeleiter und Direktor der Jerusalemer Bibelgesellschaft, Viktor Kallisher, hatte kurzfristig die Einladung des Winterlinger Pfarrers Ernst Nestele angenommen und war auf die Schwäbische Alb gekommen.

In einem einleitenden Interview erklärte der Gast: "Das griechische Wort ›Christus‹ bedeutet in der Sprache Jesu ›Messias‹. Wir messianischen Juden haben den selben Glauben an den Erlöser der Welt und Sühner unserer Sünden wie Ihr Christen aus den Nationen." Kallisher lud die Winterlinger Kirchengemeinde zum Gegenbesuch nach Jerusalem ein und bat die Zuhörer, ihre Liebe zu Jesus Christus, der aus dem Volk der Juden gekommen ist, "mutig und mit Freude" zu bekennen.

In seiner Predigt, die er in englischer Sprache im Gottesdienst hielt und die von Dorothee Kuhs, der Direktorassistentin des Missionswerks "Hilfe für Brüder", einfühlsam übersetzt wurde, sprach der israelische Gast über die Freude, die der Bote einer guten Nachricht bei denen auslöse, die nur Schlimmstes zu erwarten hätten. Dabei bezog er sich auf Worte des Propheten Jesaja aus dem 52. Kapitel.

"Die ersten Christen waren Juden", erklärte Pfarrer Nestele im Gottesdienst. "Ihnen verdanken wir die Heilige Schrift. Das Alte Testament verbindet uns mit ihnen. Das Neue Testament haben wir von ihnen. Das Heil kommt von den Juden."

Es sei für alle eine besondere Freude, einen Boten aus dem Volk, aus dem Jesus gekommen ist, in der Gemeinde begrüßen zu können, fuhr er fort. "Das hat etwas von jener Zeit, als das Evangelium unseren Kontinent erreichte."

Dass der Gast aus Jerusalem sich auf der Schwäbischen Alb sichtlich wohl fühlte, war an der großen Begeisterung zu sehen, mit der er Gebäude, Wiesen und Felder auf der Fahrt um Winterlingen und Benzingen filmte.

Die evangelische Kirchengemeinde in Winterlingen veranstaltet zusammen mit der Seelsorgeeinheit in Straßberg, der Süddeutschen Gemeinschaft in Ebingen und der Christusbewegung in Baden- Württemberg den ersten ökumenischen Christustag am 4. Juni. Anlass dazu war die Befürchtung, messianisch-jüdische Glaubensgeschwister könnten auf dem Kirchentag in Stuttgart nicht willkommen sein. Dass dies zumindest in Winterlingen anders ist, zeigte der Besuch: Messianische Juden haben dort Freunde.