Der "Wahl-Winterlinger" Aziz Aziz freut sich, in Winterlingen zu sein. Foto: Göttling

Aziz Aziz ist in Winterlingen gestrandet. Die Arbeit in der Gastronomie macht ihm Spaß.

Winterlingen - Vor einem Jahr ist der junge Syrer Aziz Aziz mit seiner Verlobten nach Winterlingen gekommen. Dort gefällt es ihm sehr gut, er lernt Deutsch und arbeitet. Im Mai soll geheiratet werden.

Rund zwei Jahre ist es her: Aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien flüchtete die Familie des heute 22-jährigen Syrers Aziz Aziz – bereits deutlich vom Krieg gezeichnet – mit dem Boot Richtung Europa. Während seine Familie letztlich in der Türkei blieb, machte sich der "Wahl-Winterlinger" gemeinsam mit der Familie seiner damaligen Freundin und heutigen Verlobten auf den Weg nach Deutschland.

Dort ging es für ihn über mehrere Stationen in Baden-Württemberg nach langem "Behördendschungel" bewusst nach Winterlingen, wo sich die Wohnungssuche als schwierig herausstellte. Doch Aziz gab nicht auf. Denn es ist ihm wichtig, in der Nähe seiner Verlobten, die er im Mai 2018 heiraten will, zu wohnen. So meisterte er schließlich auch diese Hürde.

Winterlingen gefalle ihm sehr gut, meint der Syrer und Kurde, dessen Stadt im vergangenen Jahr in Kämpfen massiv zerstört wurde. Und er erzählt: "Die deutsche Sprache ist nicht einfach. Aber auf dem Land, unter Deutschen und mit einem Job kann ich leichter Deutsch lernen und mein Leben meistern."

Während Aziz am Anfang noch ängstlich im Umgang mit Kunden des Restaurants, wo er arbeitet, gewesen sei, habe er sich jetzt daran gewöhnt und arbeite mit großer Freude. Die zuständigen Behörden seien zufrieden mit ihm, da er sowohl alle Sprachkurse besuche als auch einen Minijob gefunden und angenommen habe.

Verblüffend entschlossen zeigt sich Aziz bei der Frage, ob ihm die Ferien oder Schul- und Arbeitstage lieber gefielen: "Arbeit ist besser. Wenn ich alleine zu Hause sitze, ist es mir nur langweilig." Zumindest gelte dies für die oft sehr langen Ferienzeiten. Die hiesigen Feiertage hingegen seien sinnvoll und im Vergleich zu den syrischen zahlreicher. Wichtig ist ihm, der seit etwa einem Jahr in Winterlingen lebt, die Hobby-Fußballgruppe der Kirchengemeinde als Ausgleich – sofern es die Zeit noch zulässt: "Bald möchte ich den Führerschein machen, um selbst zur Arbeit fahren zu können. Dann wird es wirklich stressig." Zumal im neuen Jahr die Hochzeit bevorsteht, die das junge Paar in einer Halle in Winterlingen feiern will.

Was dabei nicht fehlen darf? "Tanzen! In Syrien wird sogar auf jeder guten Feier getanzt. Wir tanzen dort alle zusammen in einem großen Kreis und genießen gutes Essen und alkoholfreie Getränke."

Seit der Flucht ist er ohne seine Familie

Aziz berichtet davon, dass er den Kontakt zu einigen Freunden aus seiner alten Heimat hält. Sie wohnen jedoch an verschiedenen Orten in ganz Europa. Seinen Vater wird der junge Syrer mit subsidiärem Schutz allerdings auf dieser Welt nicht mehr wiedersehen: Er musste sein Leben im Krieg lassen. Seine Mutter, vier Brüder und fünf Schwestern hat er seit seiner Flucht ebenfalls nicht gesehen: "Es ist schwierig für mich. Aber immerhin telefonieren wir sehr oft."

Für Deutschland hat der 22-jährige nur Dank übrig, und zwar: "für alles". Trotz der Umgewöhnung hinsichtlich der deutschen Bürokratie: "Was Papiere und Behörden angeht, laufen die Dinge in Syrien völlig anders und unkomplizierter", lacht Aziz Aziz, dessen Doppelname in Syrien nicht unüblich sei.